Rund 210 000 Euro Jagdsteuer nimmt der Lahn-Dill-Kreis jährlich ein. Die CDU hat beantragt, der Kreis solle die Jagdpächter entlasten und ab 2019 auf diese Steuer verzichten.
WETZLAR/DILLENBURG. Rund 210 000 Euro Jagdsteuer nimmt der Lahn-Dill-Kreis jährlich ein. Die CDU hat beantragt, der Kreis solle die Jagdpächter entlasten und ab 2019 auf diese Steuer verzichten.
Vergangene Woche diskutierte der Kreistag über den Antrag. Er beinhaltet weitere Forderungen: Der Kreis solle auch auf die Untersuchungsgebühr bei der Trichinenschau – 4 Euro pro Wildschwein – verzichten (Trichinen sind Fadenwürmer im Fleisch). Und der Kreis solle prüfen, ob Vermarktungshilfen für erlegte Wildschweine möglich seien.
Diese drei Forderungen hatten bereits die beiden Jagdvereine Wetzlar sowie Dillkreis Anfang des Jahres in einem Papier formuliert und an Landrat Wolfgang Schuster (SPD) übergeben.
Zurzeit zahlen die Jäger mit eigenen Revieren 20 Prozent ihrer Jagdpachten als Steuer an den Kreis. CDU-Kreistagsabgeordnete Rabea Krämer-Bender sagte: Die Jagdsteuer sei ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert und nicht mehr zeitgemäß;. Nachbarkreise hätten sie bereits herabgesetzt oder ganz abgeschafft, wie jüngst der Landkreis Limburg-Weilburg.
Steuerzahlerbund: unverhältnismäß;ig
Sie stellte die Leistungen der Jäger heraus: Diese seien auch Umwelt- und Naturschützer, regulierten den Bestand an Wildschweinen, bekämpften das Ausbreiten der Afrikanischen Schweinepest nach Deutschland. Und sie müssten viel Geld in die Jagd stecken: mit der Jagdpacht an die Jagdgenossen, also die Grundstücksbesitzer, mit den Investitionen in die insgesamt 91 000 Hektar Jagdreviere im Kreis, mit dem Ersatz für Wildschäden.
Mit der Abschaffung der Jagdsteuer solle der Kreis die Jagdpächter entlasten und dafür sorgen, dass die Jagden weiter attraktiv bleiben und Jagdreviere nicht brachliegen.
Auch der Bund der Steuerzahler Hessen fordert die Abschaffung der Jagdsteuer in den Landkreisen – nennt allerdings andere Gründe: Bei solchen Bagatellsteuern, zu denen auch die Pferdesteuer, Bettensteuer und Zweitwohnungssteuer zählen, stünde der Verwaltungsaufwand in keinem Verhältnis zum Steuerertrag, sagte Pressereferent Moritz Venner gegenüber dieser Zeitung.
Grünen-Fraktionsvorsitzende Martina Klement sprach im Kreistag von "Klientelpolitik" der CDU. Der Antrag entspreche genau dem Forderungspapier der Jäger. Auch sie sprach die Bedeutung der Jagd an: "Wir brauchen sie." Denn das Wild vermehre sich, ihm fehlten die natürlichen Feinde. Auß;erdem seien Jäger auch als Umwelt- und Naturschützer unterwegs. Sie sehe aber keinen Handlungsbedarf, die Jagdsteuer abzuschaffen. Es gebe immer noch genügend Jäger. Probleme sieht sie allenfalls, wenn kein Jagdpächter mehr gefunden wird – wie zuletzt in Breitscheid.
FDP-Fraktionschef Matthias Büger stellt infrage, ob der Kreis überhaupt auf diese Steuereinnahme verzichten dürfe, ob dies überhaupt mit dem Schutzschirm des Landes Hessen vereinbar sei. Schutzschirm bedeutet: Der Kreis hat nach einer Vereinbarung mit dem Land seine Einnahmen und Ausgaben auf den Prüfstand gestellt und im Gegenzug einen Teil seiner Schulden erlassen bekommen. Büger stellte einen Änderungsantrag: Die Kreisregierung solle prüfen und den Abgeordneten berichten, ob der Kreis die von der CDU beantragten Forderungen erfüllen könne.
CDU-Abgeordneter Jörg Michael Müller schlug daraufhin vor: Den Vorschlag in den Finanzausschuss des Kreistags zu verweisen. "Dort können wir es ordentlich diskutieren." Dem stimmten alle Kreistagsabgeordneten zu.
Jagdpächter, Jagdsteuer und Jäger im Lahn-Dill-Kreis
Im Lahn-Dill-Kreis gibt es nach Angaben der beiden Jagdvereine derzeit 194 verpachtete Jagdreviere. Diese Reviere sind von rund 200 Jagdpächtern gepachtet. Sie zahlen je 20 Prozent ihrer Pacht als Jagdsteuer an den Lahn-Dill-Kreis – jeweils im Durchschnitt etwa 1000 Euro pro Jahr, insgesamt rund 210 000 Euro im Jahr. Darüber hinaus gibt es im Lahn-Dill-Kreis noch 32 unverpachtete Jagdreviere – unter anderem, da sie potenziellen Jagdpächtern zu teuer sind, zum Beispiel weil dort die Wildschäden zu groß; sind. Neben den rund 200 Jägern, die ein Revier gepachtet haben, gibt es im Lahn-Dill-Kreis noch weitere rund 1300 Jäger. (jli)