Corona hat auf die Ausbildung weniger Auswirkungen als befürchtet. Das zeigt eine IHK-Umfrage unter 500 Firmen im Bereich Limburg-Weilburg.
. Limburg (red). Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Ausbildungsmarkt? Aufschlüsse darüber ermöglicht die Ausbildungsumfrage der IHK Limburg, die im Juni 500 Ausbildungsbetriebe befragt hat. Eine gute Nachricht hat IHK-Präsident Ulrich Heep (Foto: Mika Beuster): "Die meisten Betriebe wollen weiter stark ausbilden."
Vor dem Hintergrund der Krise äußerten sich die Firmen zur aktuellen Situation und ihren Ausbildungsplänen. Die Einschränkungen bei der Ausbildung fallen demnach geringer aus als befürchtet. So gibt es trotz Corona kaum Vertragslösungen. 80 Prozent der Unternehmen bestätigen, dass die Ausbildung im Betrieb normal weiterläuft. Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge der IHK Limburg für das Ausbildungsjahr 2020/2021 lag laut IHK bis Ende Juni rund zehn Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Hessenweit sei dagegen ein Minus von 22 Prozent zu verzeichnen.
Die Unternehmen im Bezirk Limburg-Weilburg hielten, teilte die IHK mit, an ihren Auszubildenden trotz der Herausforderungen durch die Corona-Krise fest. Bei 80 Prozent der Befragten laufe die duale Berufsausbildung in den Betrieben wie vorgesehen weiter, und das Ausbildungsplatzangebot werde konstant gehalten.
Ausbildungsprämie ist ein wichtiger Faktor
IHK-Präsident Ulrich Heep sagte: "Die duale Berufsausbildung bietet Auszubildenden eine sehr gute berufliche Qualifikation und sichert den Fachkräftebedarf in unserer Region. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Unternehmen trotz immenser Herausforderungen und teilweise existenzieller Sorgen auch in Zeiten der Krise an der dualen Ausbildung festhalten. Den Rotstift beim Fachkräftenachwuchs setzen Betriebe nur in einer existenziellen Krise an."
Mit zunehmender Rückkehr zur Normalität und zu besseren Geschäftsperspektiven sei auch kurzfristig wieder ein deutlicher Anstieg bei den Ausbildungszahlen zu erwarten, insbesondere in Handel und Gastronomie. Auch die nunmehr herrschende Klarheit zur kürzlich beschlossenen Ausbildungsprämie dürfte laut IHK ein wichtiger Faktor sein: Sofern Betriebe die Förderkriterien erfüllen, gibt es die Prämie ohne Frist oder Stichtag für alle in diesem Jahr neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse. 2000 Euro pro abgeschlossenem Ausbildungsvertrag erhalten Betriebe, die die Zahl ihrer Ausbildungsplätze, verglichen mit den vergangenen drei Jahren, nicht verringern. 3000 Euro gibt es, wenn die Zahl der Verträge noch aufgestockt wird. Die Prämien werden nach heutigem Stand am Ende der Probezeit ausgezahlt.
Ohnehin sei ein Aufholeffekt absehbar: "Durch Corona haben sich alle Abläufe verzögert. Im Vergleich zu den Vorjahren dürften so manche Ausbildungsverträge mit zwei oder drei Monaten Verspätung abgeschlossen werden", sagte Heep. "In vielen Betrieben stand und steht die Bewältigung der Corona-Krise an erster Stelle", gab der IHK Präsident zu bedenken. Nicht zuletzt mussten im Frühjahr viele Ausbildungsmessen abgesagt werden, was die Kontaktanbahnung zwischen Auszubildenden in spe und Unternehmen verzögert habe. Acht Prozent der Betriebe wünschen laut Umfrage auch aktuell Unterstützung bei der Suche nach Bewerbern.
Daher plant die IHK Limburg in den Sommermonaten verschiedene Aktionen wie ein digitales Speeddating oder eine Telefonaktion mit den Ausbildungsberaterinnen. Darüber hinaus will sie Unternehmen und Ausbildungsplatzsuchende durch individuelle Beratung, Informationsveranstaltungen, Materialien zur Berufsorientierung, die Kampagne "Gönn Dir eine Ausbildung in Limburg-Weilburg" sowie durch einen Online-Ausbildungsatlas und die IHK-Lehrstellenbörse unterstützen.
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass die Berufsbildung in Hessen durch Corona digitaler geworden ist. Mehr als zwei Drittel der hessischen Ausbildungsbetriebe sind mit der digitalen Unterrichtsversorgung ihrer Azubis durch die Berufsschulen zufrieden. Über die Hälfte der Unternehmen sieht aber bei der Kommunikation zwischen Lehrern und Ausbildern Verbesserungsbedarf. Das berichtet der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK), der mehr als 1200 Betriebe nach ihren Erfahrungen befragt hat.
Die 400 Azubis in 72 Berufen, die jetzt in der Region ihre Ausbildung beenden, haben laut IHK gute Job-Aussichten. 68 Prozent aller befragten heimischen Unternehmen haben in der Umfrage bekundet, ihre Auszubildenden zu übernehmen. Die IHK, erklärte Heep, trage "zum erfolgreichen Abschluss dieses herausfordernden Ausbildungsjahres bei" und sorge unter strengen Hygieneregeln dafür, dass alle Handelskammer-Prüfungen bis zum Ende des Ausbildungsjahres abgeschlossen werden können.