Jedes vierte Unternehmen rechnet mit Umsatzeinbußen bis zu 50 Prozent, 17 Prozent sehen sich von der Insolvenz bedroht. Das hat eine Umfrage der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar...
DARMSTADT. (red). „Nahezu alle Unternehmen spüren die Auswirkungen der Corona-Krise auf ihr Geschäft.“ Das ist das Kernergebnis einer Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar. Jedes vierte Unternehmen rechnet damit, dass der eigene Umsatz im laufenden Jahr um bis zu 50 Prozent einbricht. Ausbleibende Kundschaft, Stornierung von Aufträgen und Ausfälle durch fehlende Mitarbeiter sind an der Tagesordnung, 17 Prozent sehen sich von der Insolvenz bedroht. Am wichtigsten für die Unternehmen ist die konkrete Unterstützung. Hierzu zählt das Kurzarbeitergeld, gefolgt von Soforthilfen in Form von Zuschüssen. Der südhessische Arbeitsmarkt lege eine Vollbremsung hin. Bei der Zahl der Arbeitslosen sehe man noch keine Veränderung, auffällig ist aber der Anstieg der Anträge auf Kurzarbeitergeld, so die IHK. So wurden in Südhessen im März 7000 Anträge gestellt, ausgehend von rund 300 Anträgen im Februar.
Das zeige die Verwerfungen in der Corona-Krise. Die Politik habe das erkannt und mit dem Soforthilfeprogramm unbürokratisch begonnen, die Unternehmen zu unterstützen. „Auf die Förderlücke für Unternehmen mit zehn bis 249 Mitarbeiter haben wir als IHK-Organisation erfolgreich hingewiesen. Mit dem KfW-Schnellkredit für den Mittelstand hat die Bundesregierung reagiert und die Lücke geschlossen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein. In Südhessen seien das über 4400 Unternehmen.
Im Gegensatz zur Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 seien alle Wirtschaftszweige betroffen. In einigen Branchen wie Einzelhandel, Gastgewerbe und Dienstleister wie Buchhandlungen und Reisebüros sei die Not besonders groß. Im Gegensatz zur Industrie mussten diese Unternehmen auf Anordnung der Behörden schließen.
Industrie als Anker für Südhessen
In Hessen arbeitet fast ein Viertel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Industrie, in Südhessen sind es 30 Prozent. Damit leide die Region etwas weniger. Im Odenwaldkreis mit 40 Prozent Industriebeschäftigten zahle sich die Standortentwicklung jetzt aus, so die IHK. Ähnlich im Landkreis Darmstadt-Dieburg mit 32 Prozent, auch wenn das Bild durch die Sanierungspläne bei Continental Kratzer bekommen habe. Auch im Kreis Bergstraße bringt die Industrie etwas Stabilität, während Einzelhandel und Dienstleister in Freizeit und Fitness wie überall von Schließung betroffen sind. Im Kreis Groß-Gerau ist die Zahl von 1047 Kurzarbeitsanträgen noch nicht hoch, doch sei dies noch nicht das Ende wegen der Verbindung zur Autoindustrie und zum Flughafen.
In Darmstadt gibt es nur 24 Prozent Industriebeschäftigte. Hier geben Dienstleister den Ton an, darunter viele unternehmensorientierte wie IT- oder Ingenieurbüros, die selten von Schließungen betroffen sind. Trotzdem führt Darmstadt die Liste mit 2136 Kurzarbeitsanträgen an.