Gleichzeitig haben 136 junge Menschen noch keinen Ausbildungsplatz gefunden. Insgesamt stieg die Arbeitslosigkeit im August. Agenturchefin Angelika Berbuir stellt die Zahlen vor.
WETZLAR/DILLENBURG. Die Arbeitslosigkeit im Lahn-Dill-Kreis sei im August atypisch angestiegen, bewertet die Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar, Angelika Berbuir, die Arbeitsmarktbilanz für den abgelaufenen Monat. Das führt sie vor allem auf zwei Faktoren zurück: auf die späten Sommerferien und den Zugang weiterer geflüchteter Menschen aus der Ukraine.
Infolge der schwachen Dynamik, die auch den späten Sommerferien geschuldet sei, sei die Arbeitslosigkeit im August bei allen Personengruppen des Arbeitsmarktes im Vormonatsvergleich leicht gestiegen. Dies sei für einen August eher untypisch, so die Agenturchefin. Betrachte man den heimischen Arbeitsmarkt seit Jahresbeginn, so zeige sich im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres, dass sich mehr Menschen arbeitslos gemeldet hätten, gleichzeitig weniger ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten, obwohl mehr Arbeitsstellen gemeldet wurden.
Finden geeigneter Fachkräfte wird immer schwieriger
"Dies zeigt einmal mehr, dass es den Betrieben und Verwaltungen immer schwerer fällt, geeignete Fachkräfte zu gewinnen", sagt Berbuir. Hier fielen die Anforderungen und die vorhandenen Qualifikationen oft weit auseinander. Viele Erwerbslose liefen Gefahr, "mangels marktgerechter Qualifikation den zeitnahen Wiedereinstieg zu verpassen".
Mit Blick auf den Ausbildungsmarkt stellt die Agentur-Chefin fest, dass im Lahn-Dill-Kreis noch 600 Ausbildungsstellen nicht besetzt seien. "Das sind nach wie vor unglaublich viele Chancen, die sich durch Flexibilität auf beiden Seiten zu großen Teilen noch realisieren lassen", ergänzt Berbuir.
Zu den konkreten Zahlen: Im Lahn-Dill-Kreis lag die Arbeitslosenquote im August bei 5,0 Prozent und damit um 0,4 Prozentpunkte höher als im Juli. Im August 2021 hatte die Quote ebenfalls 5,0 Prozent betragen. Mithin waren 6799 Menschen im letzten Monat als arbeitslos registriert. Das waren 466 mehr als im Juli (+7,4 Prozent) und 159 weniger als vor einem Jahr (-2,3 Prozent). Im Jahresdurchschnitt 2021 betrug die Arbeitslosenquote im Lahn-Dill-Kreis 5,1 Prozent, 7043 Personen waren seinerzeit im Schnitt arbeitslos. 2019 betrug die Arbeitslosenquote im Kreisgebiet durchschnittlich 4,8 Prozent und 6640 Personen waren im Jahresschnitt arbeitslos gemeldet.
Im August wurden 30,1 Prozent oder 2047 Personen der gemeldeten Arbeitslosen von der Agentur für Arbeit betreut. In diesem Bereich ist somit die Zahl der Arbeitslosen innerhalb eines Monats um 178 Personen (+9,5 Prozent) gestiegen und im Vergleich zum Vorjahr um 355 Arbeitslose (-14,8 Prozent) zurückgegangen. 69,9 Prozent (4752 Personen) aller Arbeitslosen waren im August beim kommunalen Jobcenter Lahn-Dill gemeldet. Das Jobcenter verzeichnet somit im Vormonatsvergleich einen Anstieg um 288 Arbeitslose (+6,5 Prozent). Gegenüber August 2021 hat sich die Arbeitslosigkeit hier um 196 Personen erhöht (+4,3 Prozent).
Die Anzahl arbeitsloser Männer stieg im Lahn-Dill-Kreis gegenüber dem Vormonat um 164 auf 3496 Arbeitslose (+4,9 Prozent). Die Zahl arbeitsloser Frauen erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 302 auf 3303 Betroffene (+10,1 Prozent). Im Vorjahresvergleich nahm die Arbeitslosigkeit bei den Männern um 357 Arbeitslose (-9,3 Prozent) ab, bei den Frauen um 198 Arbeitslose (+6,4 Prozent) zu.
Jugendarbeitslosigkeit steigt deutlich an
Die Jugendarbeitslosigkeit ist gegenüber dem Vormonat um 107 Personen oder 17,3 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum August 2021 hat sie sich um 79 Personen, ein Plus von 12,2 Prozent, erhöht. Aktuell sind 724 Jugendliche unter 25 Jahren als Arbeitslose gemeldet. Im Durchschnitt des Jahres 2021 waren 607 unter 25-Jährige von Arbeitslosigkeit betroffen.
Von Oktober 2021 bis zum August meldeten sich im Lahn-Dill-Kreis 1365 Ausbildungssuchende. Dies waren 19 oder 1,4 Prozent mehr als in der vergleichbaren Vorjahresperiode. 136 dieser Jugendlichen haben noch keinen Ausbildungsplatz gefunden (Vorjahreswert: 206). Demgegenüber meldeten die heimischen Unternehmen und Verwaltungen bislang insgesamt 1843 freie Ausbildungsstellen. Dies sind 117 Stellen oder 6,8 Prozent mehr als vor einem Jahr.