Zalando hat den Bau eines 130.000 Quadratmeter großen Zentrums auf dem Gelände des früheren US-Depots in Gießen beantragt. Der Bau soll demnächst starten.
GIESSEN. Zalando kommt mit einem Logistikzentrum nach Gießen und will in der Region mittelfristig 1700 Arbeitsplätze schaffen. Das hat der Online-Versandhändler am Donnerstag bekannt gegeben. Grundstückseigentümer VGP errichtet das Zentrum, das über eine Grundfläche von 100.000 Quadratmetern und ein Zwischengeschoss mit 30.000 Quadratmetern verfügen soll. Baubeginn ist noch in diesem Jahr.
April 2020. Der Schreck fährt Teilen der Stadt in die Glieder, als Versandhändler "Otto" seine Pläne für das AAFES-Areal absagt. Rund 1300 erwartete Arbeitsplätze werden nicht realisiert. Keine einfache Situation, auch nicht für Daniel Beitlich. Doch der Geschäftsführer der Revikon und die Seinen machen sich auf die Suche nach einem "Otto"-Nachfolger. Mit VGP ist der schnell gefunden: Das Unternehmen, das Logistikimmobilien und -parks entwickelt und vermietet, erwirbt weite Teile des AAFES-Geländes.
DAX-Unternehmen
Und liefert jetzt: "Wir sind sehr froh und fühlen uns geehrt, jetzt ein Unternehmen zu unseren Mietern zählen zu dürfen, das vor Kurzem in den größten deutschen Aktienindex, den DAX, aufgestiegen ist. Dank seiner hochwertigen Gebäudestruktur und hervorragenden Anbindung an die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main bietet unser Standort "Am Alten Flughafen" in Gießen die idealen Voraussetzungen, um Zalandos Logistiknetzwerk zu erweitern und gleichzeitig die Kundennähe des Unternehmens zu stärken", erklärt Darius Scheible, Geschäftsführer der VGP Industriebau GmbH.
"Wir freuen uns, unser europäisches Logistiknetzwerk um einen vierten hochmodernen Standort in Deutschland zu erweitern - zusätzlich zu unseren bestehenden Logistikzentren in Erfurt, Mönchengladbach und Lahr", erläutert Masood Choudhry, Senior Vice President Logistics bei Zalando. Man werde vor Ort ein starkes Team aufbauen und Erfahrungen mit anderen Standorten des eigenen Netzwerks austauschen, um "den Betrieb in Gießen schnell aufzunehmen". Um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten und Zalandos selbst gesetzten Science-based Targets (SBTs) zu entsprechen, werde der Standort Gießen mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Zudem qualifiziere er sich für eine "Green-Building-Zertifizierung". Sie bestätige, dass der Bau ressourcenschonend erfolge, und der Betrieb weniger Treibhausgasemissionen verursache, berichtet Zalando.
Das Zentrum sei von der Stadt bereits zum Teil baugenehmigt, informiert Magistratssprecherin Claudia Boje. Der städtebauliche Vertrag wie auch der Erschließungsvertrag, der die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung definiere, sei vom Eigentümer VGP Park, Vorgänger Revikon und der Stadt unterzeichnet worden. "Darin haben sich die Investoren zum Beispiel zur Ausstattung mit einer wirklich großen Photovoltaik-Anlage verpflichtet, die den CO2-Ausstoß drosselt. Das hat Vorbild-Charakter", führt die zuständige Dezernentin Gerda Weigel-Greilich aus. Damit erreiche man im Gegensatz zur vorherigen Nutzung im US-Depot tatsächlich eine Verbesserung: "Hier wird keine Naturfläche neu versiegelt, sondern sinnvolles Flächenrecycling mit klugen Technologien und Konzepten betrieben. Erfreulich ist auch, dass Zalando neben Logistik-Arbeitsplätzen Büro- und Verwaltungs-Arbeitsplätze in Gießen errichten wird, so dass eine vielfältigere Ausrichtung des Angebotes für Arbeitssuchende geschaffen wird", bilanziert Weigel-Greilich.
Nur noch Restflächen verfügbar
Beitlich spricht von einem guten Tag. "Ich freue mich riesig, dass das Versprechen auf viele neue Arbeitsplätze in Gießen in Erfüllung geht", betont der Revikon-Geschäftsführer. Das geplante Zalando-Logistikzentrum zeige auch, dass die Revikon nach dem "Otto"-Rückzug mit VGP "genau den richtigen Partner" gefunden habe. "Sonst gibt es auf dem AAFES-Areal nur noch Restflächen, die bei der Revikon bleiben und nach und nach bebaut werden", resümiert der Geschäftsführer. Auch für diese seien dann die Rahmenbedingungen des städtebaulichen Vertrages verbindlich, die für Zalando gelten, teilt die Stadt mit. Dazu zählten neben der Verpflichtung zu Photovoltaik-Anlagen unter anderem auch die Schaffung von Bus-Warteanlagen und ökologische Maßnahmen.
An der bereits geplanten und diskutierten Verkehrskonzepte gebe es keine Änderung, macht Weigel-Greilich deutlich. Eine neue Verkehrsuntersuchung zeige vielmehr, dass., im Vergleich zum bisher geplanten und als verträglich bewerteten "Otto"-Verkehr, bei Umsetzung der Zalando-Pläne etwa 20 Prozent weniger Lkw-Fahrten erwartet würden. Auch sei weiterhin der Bau eines Bahngleises möglich. "Wir sind mit dieser Art der zielgerichteten Zusammenarbeit mit den Investoren wirklich sehr zufrieden", fasst Weigel-Greilich zusammen.