Das Carsharing-Angebot wächst

Profitabel: Das Carsharing-Angebot ist in den meisten Fällen kein Zuschussgeschäft mehr. ©

Welche Kommunen das dichteste Netz im bundesweiten Vergleich aufweisen. Darmstadt ist in den Top 10, Mainz und Wiesbaden sind immerhin in den Top 30. So fällt das Ranking aus.

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FRANKFURT. Karlsruhe ist Deutschlands Carsharing-Hauptstadt. Auf tausend Einwohner kommen in der 300.000-Einwohnerstadt 4,34 Carsharing-Wagen. Mit weitem Abstand folgen auf den nächsten Plätzen München, Berlin, Hamburg und Freiburg, wo zwischen 2,02 und 1,79 Wagen je tausend Einwohner gezählt werden. Das ist das Ergebnis des Städterankings des Branchenverbands Carsharing.

In der Corona-Pandemie wächst Zahl der Fahrzeuge

Die Corona-Pandemie hat der Branche offensichtlich Auftrieb gegeben. Neun von zehn Anbieter haben ihre Flotten jedenfalls nach der Umfrage des Branchenverbands ausgebaut. In den Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohner hat die Zahl der bereitgestellten Fahrzeuge in den vergangenen drei Jahren um rund ein Fünftel zugenommen. Bei den stationsbasierten Angeboten lag das Plus bei 21,5 Prozent, bei den anderen Angeboten bei 19,6 Prozent. Die Branche strebt ein möglichst flächendeckendes Angebot an. „Das aktuelle Städteranking zeigt, dass wir dabei seit dem Jahr 2019 ein gutes Stück vorangekommen sind“, berichtet Verbandsgeschäftsführer Gunnar Nehrke. Die Anbieter seien für die Kommunen starke Partner der Mobilitätswende.

Unter den ersten 20 Bestplatzierten finden sich acht Städte mit weniger als 250.000 Einwohner. Mit den Studentenstädten Tübingen und Marburg sind sogar zwei Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern dabei. In der Fläche und in kleineren Städten sind vor allem Angebote mit festen Stationen und kombinierte Systeme zu finden. Reine Free-Floating-Angebote, bei denen die Wagen frei abgestellt werden können, sind besonders in den Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln und Düsseldorf stark.

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Darmstadt mit guter Platzierung

In Hessen und Rheinland-Pfalz liegen Frankfurt mit 1,27 und Darmstadt mit 1,25 Carsharing-Fahrzeugen pro tausend Einwohner vorne. Sie belegen im bundesweiten Ranking die Plätze neun und zehn. Auf den weiteren Plätzen folgen weit abgeschlagen Marburg (bundesweit Rang 18 mit 0,9 Wagen), Mainz (Rang 24/0,76), Wiesbaden (29/0,69), Gießen (52/0,28) Ludwigshafen (71/0,20), Koblenz (80/0,18), Bad Kreuznach (113/0,06), Worms (129/0,05), Wetzlar (132/0,04) und Rüsselsheim (149/0,02). Der Bundesverband Carsharing erhebt alle zwei Jahre die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge in Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohnern.

„Der weitere Ausbau der Versorgung in Deutschland hängt auch davon ab, dass mehr Stellplätze für stationsbasiertes Carsharing im öffentlichen Raum geschaffen werden und die Ladeinfrastruktur für E-Carsharing möglichst flächendeckend zur Verfügung gestellt wird“, betont der Branchenvertreter Nehrke. Es gebe einige gute Beispiele. „Insgesamt hinkt der Ausbau der Infrastruktur der steigenden Nachfrage aber zu stark hinterher.“

Zum Jahresbeginn 2022 stellten 243 Anbieter in 935 Kommunen in Deutschland 30.200 Carsharing-Autos bereit. Mit fast 3,4 Millionen Fahrberechtigten, die bei mindestens einem Anbieter angemeldet waren, legte die Zahl der Kunden innerhalb eines Jahres um 18 Prozent zu. Im Verlauf des Jahres sei die Nachfrage weiter gestiegen, berichtet der Carsharing-Bundesverband. Gebremst werde der weitere Ausbau der Flotten durch Lieferprobleme neuer Wagen.

Die Angebote sind nach Beobachtung des Branchenverbands häufig wirtschaftlich tragfähig. Sechs der zehn größten Anbieter würden in ihren Bilanzen Gewinne ausweisen. Die führenden Unternehmen sind ShareNow, Miles, stadtmobil, Sixt Share, WeShare, cambio, teilAuto, book-n-drive, Scouter und Stattauto München.

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Free-Floating-Angebote erforderten allerdings hohe Anfangsinvestitionen und seien in einigen Fällen nicht unbegrenzt skalierbar. Rund die Hälfte der in Deutschland fahrenden Carsharing-Fahrzeuge ist in den acht Metropolen und deren Umlandgemeinden unterwegs. „Niemand kann mit Carsharing reich werden“, sagt Nehrke. Aber die meisten Anbieter gewinnen nach seiner Beobachtung kontinuierlich neue Kunden und expandieren in der Fläche.

Nehrke betont: Bis zum Jahr 2045 wolle die deutsche Branche allen Haushalten, die den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel nutzen können, ergänzend ein Carsharing-Angebot in fußläufiger Entfernung anbieten.