Der Innenverteidiger vom TSV Rödgen ist nicht nur für sein fußballerisches Können bekannt.
Von Dennis Bellof
Robel Ambaye auf dem Sportplatz in Aktion. Trotz feiner Stimme ist sich der Verteidiger für die Kreisliga-Grätsche nicht zu schade. Archivfoto: Ben
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GIESSEN - "Über den Robel müsst ihr echt mal was machen". Wir sind ja immer dankbar für Tipps zu interessanten Persönlichkeiten des mittelhessischen Fußballuniversums. Was Robel Ambaye angeht, hat unser Informant aber einen echten Volltreffer gelandet. Ein regional bekannter Fußballer des TSV Rödgen, den viele aber vielleicht auch aus dem Fernsehen kennen, und der darüber hinaus auch als Trainer aktiv war. Für ihn persönlich wichtiger ist aber sein Abschneiden als Vater.
Du hast kürzlich einen Videoclip gepostet, singend vom Zahnarztstuhl. Inzwischen sind die Weisheitszähne gezogen. Dass der Zahnarzt Humor hatte, war zu sehen. Aber hat er auch Talent?
Ja, es ist der erste Zahnarzt, der mich beruhigen kann. Ich hatte vorher immer panische Angst. Ich wusste, dass die Weisheitszähne irgendwann rausmüssen, hatte das aber bislang immer verweigert. Er hat mich überzeugt. Alles ist gut gegangen, ich habe sogar am letzten Wochenende wieder mit seiner Erlaubnis spielen können.
Mit dem Gesang war es kein Zufall, du hattest ja schon Auftritte bei "DSDS" und "The Voice".
Bei DSDS hatte ich "Billionaire" von Bruno Mars einstudiert und extra einen Gürtel voller Geldscheine gebastelt. Und dann sagt Dieter Bohlen "Das Lied will ich nicht hören, sing was anderes". Und dann stand ich da doof mit meinem Gürtel (lacht). Ich habe dann spontan "Über sieben Brücken musst du gehen" von Peter Maffay gesungen. Und Dieter Bohlen hat mir direkt das Recall-Ticket in die Hand gedrückt, weil es ihm so gut gefallen hat. Leider wurde ich im Recall aussortiert, ohne überhaupt richtig vorgesungen zu haben. Es war trotzdem eine coole Erfahrung, und ich habe mit manchen Kandidaten bis heute guten Kontakt.
Und vor zwei Jahren bei "The Voice"?
Da muss man ja verschiedene Runden bestehen, und ich konnte zum Glück sowohl in Frankfurt als auch bei der engeren Auswahl in Berlin überzeugen. Leider habe ich für die Sendung ein Lied zugeteilt bekommen, was ich nicht mochte, aber da half kein Widerspruch, ich musste durch. Es war eine tolle Erfahrung, auf der Fernsehbühne zu stehen. Regional hat es mir auf alle Fälle geholfen, da es mir viele neue Aufträge gebracht hat.
Hast du denn auch schon mal für deine Mitspieler vom TSV Rödgen, der Freien TSG oder ASV Gießen auf Hochzeiten gesungen?
Klar, schon häufig. Auch bei Vereinsverantwortlichen oder auf Partys wie zum Beispiel dem Sommerfest vom ASV Gießen.
Dein letztes Liga-Tor stammt vom 9. April 2017. Wird mal wieder Zeit für neue Tore, woran liegt's?
Hauptsächlich daran, dass ich Innenverteidiger bin und bei Ecken nicht mit nach vorne gehe (lacht). Ich werde im Strafraum total nervös, das ist nichts für mich. Meine Stärken sind der Spielaufbau und das Kämpferische. Ich bin nicht der schnellste, und ich bin auch technisch nicht so versiert, aber ich glaube, trotzdem bei allen Vereinen gerne gesehen. Was auch daran liegt, dass ich Stimmung reinbringe und mir das Gemeinschaftliche sehr wichtig ist. Darum war Rödgen auch interessiert daran, mich von der Freien TSG zu sich zu holen. Da ging atmosphärisch wenig. Wobei ich auch gleich gesagt habe "Ich komme, weil ich kicken kann, und nicht, weil ich euer Clown bin" (lacht). Mein Sohn war für den Wechsel auch ausschlaggebend, weil er sehr gut mit dem Sohn von Chris Reuling befreundet ist. Ich bin 35 Jahre alt, ich muss nicht mehr nur auf mich schauen.
Ihr liegt acht Punkte hinter dem Kreisliga A-Tabellenzweiten FSG Biebertal. Der Aufstiegszug scheint abgefahren. Aber wolltet ihr überhaupt Passagier sein?
Intern haben wir vor der Runde schon über den Aufstieg gesprochen. Aber dann haben wir etwa zwei Mal gegen Großen-Buseck verloren. Das sind die Punkte, die uns fehlen. Gegen Spitzenteams spielen wir super, aber gegen kleine Teams spielt der Kopf nicht mit. Die Aufstiegschance ist nun gering, das ist uns bewusst. Aber wir wollen Dritter oder Vierter werden und einen guten Grundstock für die nächste Runde setzen - und dann angreifen.
Willst du später nochmal Trainer sein wie vormals bei der Freien TSG? Klingt hart für die Stimme ...
Stimmt, ich musste mich da teils ziemlich schonen, wenn Auftritte anstanden. Zumal man als Trainer ja nicht nur während des Spiels gefordert ist. Irgendwann haben wir bei der FTSG nicht mehr trainiert. Kam meiner Stimme entgegen, war aber sportlich ganz übel. So sind wir letztlich mit einem Team abgestiegen, mit dem man normalerweise um den Aufstieg hätte spielen können. Vielleicht ist das für mich irgendwann nochmal reizvoll. In der nahen Zukunft geht aber die Musik vor.
Du bist mit vollem Herzblut Vater eines Sohnes. Willst du ihm irgendwann mal Eritrea zeigen, wo du ursprünglich herstammst?
Ja, das wäre schön! Aber ich warte noch ein paar Jahre. Ich selbst war mit zwölf Jahren nochmal dort, was schön war, weil mein Vater noch dort lebte und eine Bar hatte. Er war auch Sänger und wir fühlten uns wie die Könige. Als ich erst acht Monate alt war, bin ich mit meiner Mutter und meinem Bruder nach Gießen gekommen. Ich mag die eritreische Kultur, fühle mich aber eher eingedeutscht. Bei der Sprache muss ich inzwischen sehr nachdenken und habe sie deshalb meinem Sohn auch noch nicht beigebracht. Das bereue ich aktuell, denn er interessiert sich sehr für unsere Wurzeln und fragt sehr viel danach. Er wird die Sprache jetzt womöglich nie mehr perfekt lernen können, aber toll wäre es, wenn er zumindest viel davon versteht.