„Gesundheit wichtiger als Fußball“

Knifflige Aufgabe: 05-Coach Bo Svensson weiß noch nicht, welche Profis ihm am Mittwochabend im Heimspiel gegen Borussia Dortmund zur Verfügung stehen. Foto: René Vigneron

Bo Svensson kommt direkt und etwas abgehetzt vom Trainingsplatz. Das schnelle Treppensteigen, gesteht der 41 Jahre alte Fußballlehrer, falle ihm noch etwas schwer, aber alles...

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MAINZ. Bo Svensson kommt direkt und etwas abgehetzt vom Trainingsplatz. Das schnelle Treppensteigen, gesteht der 41 Jahre alte Fußballlehrer, falle ihm noch etwas schwer, aber alles in allem habe er seine Corona-Erkrankung gut überstanden. „Mir geht es gut“, sagt Svensson, „bei den Spielern wiederum ist das alles sehr, sehr unterschiedlich. Einige haben es besser weggesteckt als andere.“ Bis auf zwei Spieler haben sich mittlerweile alle anderen betroffenen Profis des Fußball-Bundesligisten Mainz 05 freitesten können. Da das auch auf die Torhüter Robin Zentner (am Sonntag) und Lasse Rieß (am Samstag) zutrifft, wird das Nachholspiel gegen Borussia Dortmund (Mittwoch, 18.30 Uhr) zu 99,9 Prozent stattfinden. Was nicht heißt, dass die Keeper auch wirklich wieder in der körperlichen Verfassung sind, ein Bundesliga-Spiel bestreiten zu können. Wer nämlich für die 05er aufläuft, das kann Svensson „unmöglich beantworten. Dafür ist es viel zu früh. Wir werden eine schlagkräftige Mannschaft aufbieten, alle elf Spieler werden auf die Mega-Herausforderung gegen einen Topgegner und vor vollen Rängen brennen“. Klar ist aber auch: „Wir werden kein Risiko eingehen. Die Gesundheit der Spieler steht an erster Stelle. Nur wenn kein Risiko besteht, spielen die Jungs eine Rolle.“

Bo Svensson über...

.. die aktuelle Lage: „Bis auf zwei Spieler, die noch nicht freigetestet sind, haben alle Spieler die Isolation verlassen, wobei wir die Namen für uns behalten. Die Rückkehr ins Training läuft in Stufen ab und davon, wie viel die Spieler wirklich machen können, wie die Symptome aussahen. Unsere Athletikabteilung nimmt praktisch dauerhaft Herz- und Pulsmessungen vor. Und ja, es sind Auffälligkeiten zu erkennen – bei einem mehr, bei anderen weniger. Klar ist, dass die Spieler nicht die gleiche körperliche Verfassung haben wie vor der Quarantäne. Es ist eine große Herausforderung, das alles zu managen. Aber wir mögen in Mainz Herausforderungen und nehmen auch diese gerne an.“

..das Personal und mit welchen Spielern er gegen Borussia Dortmund planen kann/muss: „Größtenteils muss ich mit den Jungs planen, die nicht erkrankt waren. Bei den erkrankten Spielern gibt es einige, die definitiv keine Rolle spielen können. Andere haben schon ein ordentliches Training absolviert. Da schauen wir nun, wie der Körper auf die Belastung reagiert. Grünes Licht der medizinischen Abteilung ist die klare Bedingung. Fußball ist wichtig, aber wir müssen auch Respekt vor der Krankheit haben und werden nicht die Gesundheit der Spieler aufs Spiel setzen. Einige haben mit Problemen zu kämpfen.“

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..die Torhütersituation: „Finn Dahmen steht nicht zur Verfügung, weil er immer noch verletzt ist. Robin Zentner ist am Sonntag zurückgekehrt, hat die Mannschaft zum ersten Mal gesehen und hat sehr wenig gemacht. Lasse Rieß hat am Samstag eine halbe Stunde absolviert und am Sonntag einen Teil mit der Mannschaft. Wir hoffen, dass es Schritt für Schritt nach vorne geht und Robin Zentner am Montag mit der Mannschaft trainieren kann.“

..den Unterschied zwischen dem Leipzig-Spiel und der aktuellen Situation: „Damals waren die Spieler nicht geimpft und mussten deshalb in Quarantäne. Sie waren nicht krank. Hast du einen Infekt gehabt, beeinflusst das den Körper in einer anderen Art und Weise. Die Verläufe sind unterschiedlich, die Symptome sind unterschiedlich, die Körperreaktion ist unterschiedlich – unabhängig von Alter und Fitness. Es gibt keinen Leitfaden für so eine Situation, aber die Erfahrungen sind für die Zukunft sehr wertvoll.“

..die Herausforderung, am Mittwoch Borussia Dortmund gegenüberzustehen: „Angst und Bange ist mir nicht, auch wenn die Voraussetzungen nicht optimal sind. Aber wir spielen zu Hause, haben einen geilen Gegner und sehr viele Fans. Zehn, zwölf Spieler waren ja in der Lage zu trainieren und sind topfit. Nun müssen wir die Karten gut mischen – fest steht, dass Alex Hack und Dominik Kohr gesperrt sind. Es ist eine Megaherausforderung – und das mögen wir. Ich wünsche mir, dass die Fans kommen und uns pushen. Die elf Spieler, die spielen, brennen dafür. Wir müssen schauen, wofür es am Ende reicht. Ich persönlich kann das Spiel kaum erwarten.“

05-Sportvorstand Christian Heidel über...

..die Torhütersituation, die entscheidend war für die Spielabsagen: „Es müsste wirklich alles schief gehen, was schiefgehen kann, damit das Dortmund-Spiel wieder wegen der Torwartsituation ausfällt. Tristan Mohn würde nachrücken. Allerdings hat es auch den nächsten Torhüter der U 23 erwischt. Wir gehen davon aus, dass wir am Mittwoch einen Profi-Torhüter aufstellen können.“

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..die DFL-Regularien und was sich daran ändern sollte: „Eines vorweg: Es gab nie eine Konfrontation mit der DFL und es ging uns immer nur darum, einen fairen Wettbewerb zu organisieren. Die DFB-Spielordnung wurde vor der Pandemie erstellt. Da hatte man sich nicht vorstellen können, dass so etwas mal passiert, und wusste auch nicht genau, worauf man sich einzustellen hat. Nun sehen wir, dass man ein paar Dinge anpassen muss. Vor allem betrifft das die Funktion der Spielberechtigungsliste, die ja mittlerweile eine elementare Funktion hat und entscheidend ist bei Spielabsagen. Wenn man bedenkt, dass manche Mannschaften 40 Spieler auf dieser Liste haben, darunter mitunter sieben Torhüter, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein Spiel abgesetzt wird. Auch sollte man bei den Verletzungen keinen Unterschied machen – entweder es steht ein Spieler zur Verfügung oder nicht. Bei uns wären Dahmen, St. Juste, Kohr und Hack als „spielfähige“ Spieler mitgezählt worden, obwohl sie gar nicht spielen könnten. Diese Dinge müssen feinjustiert werden – und ich gehe davon aus, dass das im Sommer passiert.