
Sensationeller Spielverlauf: Die 05er korrigieren gegen den Rekordmeister einen 0:1-Rückstand und feiern mit dem 3:1 den dritten Bundesliga-Heimsieg in Folge gegen die Münchner.
Mainz. Emotionale Explosion in der Mainzer Mewa Arena nach der totalen Verwandlung und einer sensationellen zweiten Halbzeit: Zweieinhalb Monate nach dem Pokal-Aus gegen Bayern München präsentierten sich die 05er- vor allem ab der 60. Minute - von einer ganz anderen Seite. Da korrigierte das Team von Coach Bo Svensson gegen den Rekordmeister nicht nur einen 0:1-Pausenrückstand, da ließen es die Mainzer vor 33.305 Zuschauern in der ausverkauften Mewa Arena binnen einer Viertelstunde drei Mal im Kasten der düpierten Bayern klingeln: Ludovic Ajorque (65.), Leandro Barreiro (73.) und Aaron Martin (79.) sorgten mit ihren Toren für das 3:1 gegen das Team des Mainzer Ex-Trainers Thomas Tuchel. Und für den Hattrick: Es war nach dem 3:1 im April 2022 und dem 2:1 im April 2021 der dritte April-Heimsieg der Rheinhessen in Folge gegen den FCB. Sensationell darüber hinaus: Die 05er bauten ihre Rekordserie auf nunmehr zehn Bundesliga-Spiele ohne Niederlage aus.
In der ersten Halbzeit auf der Suche nach dem richtigen Mittel
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Die seit neun Spielen unbesiegten 05er begannen im Vergleich zum 1:1 in Köln mit einer Veränderung (Jae-Sung Lee für Anton Stach) und sie präsentierten sich anders als im Pokal-Achtelfinale (0:4). Kein Angsthasenfußball, dafür ein steter Wechsel zwischen tiefstehendem Lauern auf die Umschaltchance und aggressives Anlaufen im Bayern-Territorium. Es entwickelte sich ein Spiel mit unterschiedlichen Phasen, wobei sich an der klaren Spielkontrolle der Bayern (77 Prozent Ballbesitz, 89 Prozent Passquote) nichts änderte. Die erste Chance hatten allerdings die Mainzer: Silvan Widmers Kopfball nach Fernandes-Freistoßflanke verpasste das Bayern-Tor (5.). Apropos Widmer. Der 05-Kapitän war auch in den nächsten brenzligen Situationen entscheidend beteiligt: Mit seiner Grätsche verhinderte er im eigenen Strafraum einen möglichen Thomas-Müller-Treffer (14.). Eine Minute später steckte Jamal Musiala einen Pass auf Sadio Mané durch, der Senegalese lupfte den Ball über 05-Keeper Robin Zentner ins Tor - Glück für die 05er, dass Mané ein Mini-Stückchen im Abseits stand (15.). Eine Zentimeter-Entscheidung.
Just in einer Phase, als die Mainzer mal kurz am Drücker schienen, bekamen sie in einen von hinten aufgebauten Bayern-Angriff auf 90 Metern keinen Zugriff. Immer zwei, drei Metern Abstand zum ballführenden Bayern-Akteur, das war zu viel - Widmer ließ Joao Cancelo unbedrängt flanken, der Ball segelte über Zentner an den langen Pfosten, wo ihn Mané zum 0:1 über die Linie drückte (29.). Die folgenden Minuten plätscherten fast ein bisschen vor sich hin, bis Jae-sung Lee mit einem Top-Pass Karim Onisiwo auf die Reise und ins Laufduell mit Josip Stanisic schickte. Der Österreicher schien auf einem guten Weg, rutschte aber kurz vor dem Abschluss aus aussichtsreicher Position aus - Pech (43.) und Pause.
Nach dem Seitenwechsel legten die 05er einen Gang zu, spielten noch etwas mutiger und hatten gleich zwei Offensivaktionen: Ludovic Ajorque verlängerte Onisiwos Flanke übers Tor (49.), der Distanzschuss von Geburtstagskind Aaron Martin (eingewechselt für Anthony Caci) ging knapp am Tor vorbei (54.). Von den Bayern kam in den ersten 20 Minuten des zweiten Durchgangs mit Ausnahme eines Müller-Versuchs (56.) wenig. Nach einer Aaron-Freistoßflanke wurde es wild im Bayern-Strafraum: Andreas Hanche-Olsen brachte den zweiten Ball noch mal rein, Bayern-Keeper Yann Sommer ließ Jae-sung Lees „Sprungschuss” abklatschen, Ajorque bugsierte den Ball mit dem Kopf ins Netz und löste mit dem Ausgleichstor (seinem sechsten Saisontor) eine ohrenbetäubende, emotionale Explosion in der Mewa Arena aus. 1:1, nicht unverdient zu diesem Zeitpunkt (65.).
Und sie blieben dran. Minute 73: Langer Ball, Kopfballverlängerung Ajorque, Onisiwo setzte sich gegen Stanisic durch, legte rüber auf den reinsprintenden Leo Barreiro, der den Ball cool ins linke Toreck schoss - das 2:1, die Mainzer unter den 33.305 Zuschauern in der ausverkauften Arena rasteten komplett aus. Bayern-Coach Thomas Tuchel schüttelte den Kopf, die FCB-Oberen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic wünschten sich wahrscheinlich weg von diesem Ort. Denn die Mainzer machten einfach weiter: Aaron Martin zog von der linken Strafraumgrenze ab, das Spielgerät schlug im rechten Eck ein - das 3:1 (79.). Wahnsinn.