Zahlreiche Ausfälle zwangen die 05er, in der Defensive kreativ zu werden. Ein Mittelfeldspieler mimte den Innenverteidiger. In Bremen kein Problem: Die Mainzer gewannen mit 2:0.
BREMEN. Personell ging der FSV Mainz 05 zwar auf dem Zahnfleisch, doch im Spiel beim SV Werder Bremen schlug sich dies nicht im Ergebnis nieder: Der rheinhessische Fußball-Bundesligist siegte 2:0 (1:0) bei seinem Auswärtslieblingsgegner. Damit gelang dem vor dem Tor dieses Mal sehr effektivem Team von Bo Svensson nach zuletzt vier sieglosen Ligaspielen mal wieder ein Erfolgserlebnis. Das 1:0 für die 05er gegen den in dieser Spielzeit bisher furiose aufspielenden Aufsteiger erzielte Marcus Ingvartsen (36.), Jae-Sung Lee (66.) tütete den Dreier ein.
Coach Svensson muss in der Defensive stark improvisieren
Stefan Bell (erkältet), Silvan Widmer (Muskelfaserriss), Maxim Leitsch (Erschöpfungssyndrom) fehlten komplett und Anthony Caci, der ebenfalls angeschlagen unter der Woche einige Einheiten verpasst hatte, saß nur auf der Bank. Vier Abwehrleute verletzt oder nicht bei 100 Prozent: Die Personalnot in der 05-Defensive war riesig. In der Folge musste FSV-Coach Bo Svensson improvisieren. Mit Alexander Hack lief nur ein gelernter Innenverteidiger in der Abwehrzentrale auf, unterstützt von Edimilson Fernandes und Dominik Kohr. Fernandes hatte diese Rolle zuletzt bereits gut ausgefüllt, für den eigentlichen Sechser Kohr war sie neu. Immerhin: Der zuletzt erkrankte Angreifer Jonathan Burkhardt war zurück im Kader.
Einer, ebenfalls angeknockt, zog hingegen von Anfang an durch: Leandro Barreiro hatte sich unter der Woche im Training das Nasenbein gebrochen und lief deshalb mit Maske auf. Wie alle auf dem Platz erlebte der Luxemburger einen munteren Beginn im mit 41.000 Zuschauern ausverkauften Weserstadion. Der Schnelldurchlauf:
Erste Minute, erste große Lücke in der 05-Hintermannschaft: Bremens Marvin Duksch trifft den Ball aus aussichtsreicher Position aber nicht richtig, kein Problem für FSV-Keeper Robin Zentner.
Zweite Minute: 05-Mittelfeldmann Jae-Sung Lee hat Platz in der Box, zieht aber den Volley am Tor vorbei.
Dritte Minute: Werders Amos Pieper blockt Lee in letzter Sekunde. Der Südkoreaner hatte erneut freie Schussbahn im Sechzehner.
Leerlauf.
Zwölfte Minute: Auf der Gegenseite bockt der Mainzer Abwehrmann Aaron Martin ebenfalls in höchster Not den freien Bundesliga-Toptorjäger Niclas Füllkrug.
Kaum Mittelfeldgeplänkel, viele Räume für beide Offensiven auf beiden Seiten – die Anfangsphase unterhielt prächtig. Mit der Zeit und immer stärker werdendem Regen erarbeitete sich dann der SVW die Feldüberlegenheit, aber daraus zu wenige Chancen. Die einzige ordentliche: Duksch segelte hauchzart an einer Flanke von Romano Schmid vorbei (23.). In der ersten Hälfte hatte die defensiv nicht sattelfesten 05er insgesamt Glück, dass die bis dato in dieser Saison so starke Werder-Offensive ihre Angriffe nicht konsequent zu Ende brachte.
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Die Mainzer hingegen tauchten nur vereinzelt vorm Tor der Bremer auf. Wenn, wurde es aber gefährlich. Guter Beleg: eine gute Chance für Barreiro, dessen Schuss Jiri Pavlenka zur Ecke abwehrte (29.). Bei der nächsten Gelegenheit klingelte es im SVW-Kasten: Die Mainzer spielten einen Konter über Barreiro gut aus, Danny da Costa (für Widmer im Team) trat die scharfe Flanke und wie bereits in der Vorwoche gegen Leipzig war es Marcus Ingvartsen, dieses Mal per Kopf, der zum 1:0 vollendete (36.).
Zusammengewürfelte Abwehr findet sich
Das Ergebnis spielte den Rheinhessen in die Karten: Nach der Pause konnten die 05er, die mit unverändertem Personal weitermachten, die Bremer kommen lassen und auf Konter lauern. Die erste vielversprechende Toraktion des zweiten Durchgangs hatten dann auch die Gäste: da Costa dribbelte sich rechts sehenswert an den Fünfer, lupfte dann aber etwas überheblich SVW-Keeper Pavlenka in die Arme anstatt einen Mitspieler in der Mitte zu bedienen (51.). Fünf Minuten später hatte der Bremer Torhüter bei einem Fernschuss des bis dahin kaum zu sehenden FSV-Angreifers Karim Onisiwo keine Probleme. Und danach? So attraktiv die Anfangsphase der ersten Hälfte war, so unattraktiv verlief die Anfangsphase der zweiten. Den 05ern sollte es recht sein: Sie standen tief, schafften es nun, die Ketten eng zu halten, wodurch sich die Hausherren schwertaten, in Tornähe zu kommen. Auf der anderen Seite agierten die Mainzer eiskalt: Einen ihrer wenigen Konter spielte Anton Stach geduldig aus, bediente Lee, der abgefälscht zum 2:0 traf (66.), sein zweites Saisontor.
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Zwei brenzlige Situation – Zentner parierte einen Duksch-Abschluss (70.) klasse, Niklas Schmidts Schuss strich knapp am Pfosten vorbei (80.) – mussten die Gäste noch überstehen, ansonsten verteidigte die so bunt zusammengewürfelte Mainzer Abwehr den Vorsprung sauber zu Ende. Mit zunehmender Spieldauer schien sich die improvisierte Defensive immer besser eingespielt zu haben. Eine komplizierte Auswärtsaufgabe lösten die Mainzer so clever und entführten zum Schluss den Dreier verdient nach Hause.
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Von Nils Salecker