Lilien-Verteidiger: „Teamgeist ist unsere einzige Chance“

aus SV Darmstadt 98

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Lernen, sich unterordnen – aber auch mal laut werden, wenn es denn sein muss: Clemens Riedel ist gespannt darauf, was ihn in der Zukunft in Darmstadt erwartet.
© Guido Schiek

Clemens Riedel von Aufsteiger Darmstadt 98 ist mit seinen gerade mal 20 Jahren schon sehr reflektiert. Die Bundesliga fasziniert ihn, auch weil er weiß: Er kann dort viel lernen.

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Herr Riedel, wie fühlen sich die bisherigen Tage im Trainingslager an?

Bis jetzt ist alles gut, die Stimmung im Team ist super. Und auch mein Koffer ist mittlerweile da (lacht).

Was war passiert?

Ich hatte ihn in Darmstadt abgestellt und nicht mehr daran gedacht. Er stand in einer Ecke und wurde vergessen. Es waren aber keine allzu wichtigen Dinge drin – die Zahnbürste etwa hatte ich im Handgepäck.

Sie sind jetzt zum dritten Mal in Herxheim-Hayna dabei. Gut so?

Ich fühle mich hier wohl. Das Essen, vor allem das Fleisch, ist schwer zu toppen, die Bedingungen sind super. Und man weiß einfach, wo alles ist.

Clemens Riedel in Aktion - hier beim Training in Hayna.
Clemens Riedel in Aktion - hier beim Training in Hayna.
© Guido Schiek

Zum Sportlichen: In der Verteidigung wird um die Plätze gerangelt. Wo sehen Sie sich?

Es ist wie immer. Der Konkurrenzkampf war immer groß, mit Klaus Gjasula sind es jetzt sieben Leute für die drei Positionen in der Dreierkette. Aber es gibt ja auch noch das defensive Mittelfeld, da kann mir meine Variabilität helfen. Ich will mein Bestes geben und von den Älteren lernen. Aber ich will auch auf mich selbst achten, mich durchsetzen und auf Spielzeit kommen.

Wird Ihnen das gelingen?

Ich habe natürlich Ansprüche an mich. Bei mir ist es so, dass das in mir drin ist, dass ich aber auch eine gewisse Bodenständigkeit habe, mir viele Tipps hole und mir auch mal etwas sagen lasse. Aber zum richtigen Zeitpunkt muss ich auch mal nur an mich denken, das ist ja normal.

Was können Sie noch lernen?

Es sind viele Facetten, Erfahrung etwa kommt mit der Zeit. Von Christoph Zimmermann etwa kann ich manches lernen, zum Beispiel dieses Abwartende. Wenn er einen schnellen Gegenspieler hat, geht er auch erst mal einen Schritt zurück. Solche Dinge eben.

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Ihr U19-Trainer Georg-Martin Leopold hat einmal gesagt, dass er nie zuvor einen solch reflektierten Spieler wie Sie erlebt hat. Es sei faszinierend gewesen, mit Ihnen zu arbeiten und Sie begleiten zu dürfen.

Das freut mich sehr, das zu hören. Aber das ist auch einfach meine Art, so wurde ich von meinen Eltern erzogen. Sie haben einen großen Teil dazu beigetragen. Das ist einfach in mir drin. Ich war und bin immer ich selbst.

Sie kommen aus der Wetterau, aus einem kleinen Dorf. Prägt das?

Ja, schon. Wie gesagt: Meine Eltern haben einen großen Anteil, etwa daran, dass ich Dankbarkeit empfinde. Ich habe gelernt, dass man nichts überstürzen soll, dass man Dinge auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten sollte. Aber das wichtigste ist wirklich, bodenständig zu bleiben.

Sie haben heute nach dem Training Dinge vom Platz getragen. Müssen Sie das wirklich noch tun?

Das dauert noch ein bisschen, bis ich da raus bin (lacht). Ich bin der Viertjüngste von den Spielern hier, da muss ich schon noch mit anpacken. Die anderen müssen ein bisschen mehr machen, aber ich bin immer noch mittendrin (lacht erneut).

Zum Trainingsauftakt des Fußball-Bundesligisten SV Darmstadt 98 waren rund 350 Zuschauer gekommen - Autogramme gab es dabei natürlich auch von Clemens Riedel.
Zum Trainingsauftakt des Fußball-Bundesligisten SV Darmstadt 98 waren rund 350 Zuschauer gekommen - Autogramme gab es dabei natürlich auch von Clemens Riedel.
© Guido Schiek

Ihr Jugendtrainer Leopold hat auch gesagt, dass Ihr Wert immens sei, weil Sie ja Verteidiger sind und jeder Fehler bestraft werden kann. Er sagte aber auch, dass Sie davor keine Angst haben. Ist das so?

Ja. Natürlich fühlt man sich schlecht, wenn man Fehler macht. Man muss das aber mit positiven Gedanken begleiten, um das wieder aus sich rauszulassen.

Wie zeigt sich das bei Ihnen?

Ich hatte in der U17 noch viele leichte Abstimmungsfehler, das hatte teils gravierende Folgen. Jetzt bin ich klarer in den Aktionen, aber natürlich passieren wie bei jedem Spieler immer noch Fehler. Ich bin aber generell ein lockerer Spieler.

Wirklich?

Ich gehe schon ernst in jedes Spiel, ich will jedes einzelne aber auch genießen. Der Spaßfaktor ist mir unheimlich wichtig.

Spaß im Profifußball?

Ja, klar. Viele machen sich Stress, aber zu viel Druck bringt gar nichts. Die Lockerheit, die ich ausstrahle, ist wichtig und hat mir bisher auch noch immer geholfen.

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Denken Sie eigentlich schon an Ihre Gegenspieler in der Bundesliga?

Das werden schon andere Namen, vor einem Spiel geht man das sicher auch mal durch. Bei mir war es bisher aber immer so: Wenn angepfiffen wird, ist das eine andere Welt. Ich spiele dann wirklich nur noch dieses Spiel und nehme im Umfeld ansonsten wenig wahr.

Das funktioniert?

Ich kann damit gut umgehen, ja. Ich habe mittlerweile auch schon in großen Stadien mit vielen Zuschauern gespielt. Ich habe auch dort mein Spiel gespielt, genau wie ich es in der Jugend gemacht habe.

Ist das wirklich so einfach?

Es wird sicher auch mal andere Zeiten geben. Ohne es beschreien zu wollen: Bis jetzt hatte ich kein Ausreißerspiel, wo ich mal so wirklich gar nicht performt habe. Vielleicht wird es das demnächst mal geben, und dann mache ich mir vielleicht auch mal Druck – aber es bringt nichts, sich mit solchen Gedanken jetzt schon auseinanderzusetzen.

Fehler können passieren, aber man muss daraus lernen und darf sich keinen Kopf machen: Clemens Riedel beim Testspiel in Bad König.
Fehler können passieren, aber man muss daraus lernen und darf sich keinen Kopf machen: Clemens Riedel beim Testspiel in Bad König.
© Guido Schiek

Spricht man mit anderen über Sie, heißt es immer: Clemens Riedel ist so nett, so reflektiert, so klug. Ist das ein Image, mit dem man leben kann?

Ich freue mich, das zu hören. Auf dem Platz kann und will ich nicht immer lieb sein, aber als Mensch werde ich gerne so wahrgenommen. Das würde ich auch gerne so beibehalten.

Sie spielen mit 20 in der Bundesliga. Wie ist der Kontakt zu ehemaligen Mitspielern wie Lian Akkus Rodrigues, auf den Sie zuletzt beim Test beim FC Gießen getroffen sind?

Zunächst einmal: Lian ist ein sehr guter Spieler, in der U17 war er absoluter Leistungsträger. Danach hatte er ein bisschen Verletzungspech. Um ehrlich zu sein: Ich hatte nie das Gefühl, der beste Innenverteidiger meines Jahrgangs zu sein, es gab immer den einen oder anderen, der besser war als ich oder generell im Kader einen, der einfach mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, etwa weil er Stürmer war. 

Warum hat es trotzdem geklappt bei Ihnen?

Glück war sicher dabei – aber das reicht nicht. Man muss hart an sich arbeiten und ein gewisses Talent haben. Und man muss schon in der Jugend auch abseits des Platzes gut agieren.

Haben Sie eigentlich manchmal das Gefühl, etwas verpasst zu haben in Ihrer Jugend?

Nein. Ich habe das immer gut hinbekommen, diesen Spagat zwischen Spaß und Fußball. Seit ich hier in Darmstadt bin, habe ich nur noch den Fokus, dass ich im Profifußball bleiben will. Diesen Traum, Profi zu werden, den haben Millionen Kinder – und ich habe ihn mir erfüllen können.

Gab es auch mal Neid oder Missgunst?

Nie direkt. Der eine oder andere hat sicher mal gesagt: Wie hat der das geschafft, andere waren doch viel besser? Ich wurde aber noch nie so richtig damit konfrontiert.

Spaß im Mittelmeer: Clemens Riedel im Winter-Trainingskager im spanischen El Saler.
Spaß im Mittelmeer: Clemens Riedel im Winter-Trainingskager im spanischen El Saler.
© Frank Heinen/rscp-photo

Die Wetterau, aus der Sie stammen, ist Eintracht-Land. Wie passt das eigentlich zusammen mit dem SV 98?

Es waren schon viele von dort bei Darmstadt-Spielen, viele Leute stehen hinter mir, das ganze Dorf Wohnbach bei Wölfersheim, aus dem ich komme. Die haben sich alle riesig gefreut und verfolgen meinen Weg weiterhin – obwohl die Wetterau zu einem großen Prozentsatz Eintracht-Gebiet ist (lacht). Viele in meinem Heimatdorf sind jetzt aber auch Darmstadt-Fans – außer meinem Bruder, der die Eintracht bevorzugt und auch schon mal zu meinem Vater gesagt hat: Du kannst doch hier in der Wetterau nicht ständig im Lilien-Trikot herumlaufen!

Sie haben in der Jugend selbst bei der Eintracht gespielt und sind dann über die TSG Wieseck beim SV 98 gelandet.

In Frankfurt hat man im Alter von 14 Jahren schon gesplittet, in Darmstadt war es familiärer, genau wie zuvor in Wieseck. In Darmstadt aber habe ich mich vom ersten Tag an total wohlgefühlt.

Was erwarten Sie sich von der kommenden Saison?

Ich habe kein konkretes Ziel, auch keine konkrete Minutenzahl. Wenn der Trainer überzeugt von mir ist, wäre es ein Riesenerfolg für mich, in der Bundesliga spielen zu dürfen. Aber ich gehe auch da bodenständig rein und weiß: Es ist ein Privileg, mit Darmstadt Bundesliga zu spielen – das ist Wahnsinn.

Wie gehen Sie persönlich das an?

Sehr gelassen, sehr ruhig. Und wenn ich nicht spiele – das Team steht immer im Vordergrund. Auch wenn man selbst mal hintendran ist – man wird immer gebraucht. Man muss auf Knopfdruck da sein. Wenn es am Anfang nicht reichen sollte für die Startelf, dann ist das aber so.

Wie würden Sie reagieren?

Ich wäre der Letzte, der motzig oder traurig wäre und hinter dem Rücken über andere Leute reden würde. Ich wäre der Erste, der trotzdem weiter arbeitet, um da zu sein, wenn es drauf ankommt. Es kann schnell gehen – in beide Richtungen. Ich habe bisher aber immer meine Leistung gezeigt, wenn ich da war.

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Mit 20 Jahren haben Sie demnächst Bundesliga-Erfahrung. Wo soll der Weg noch hingehen?

Schwere Frage… Als kleiner Junge hatte ich das Ziel, der Beste zu sein und irgendwann mal Champions League zu spielen (lacht). Aber als Profi lernt man, nicht zu sehr in der Zukunft zu leben und einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Ich gehe meine Ziele nach und nach durch. Vor zwei Jahren wollte ich in der Zweiten Liga spielen, jetzt darf ich vielleicht in der Bundesliga spielen.

Was also ist Ihr Ziel?

Ich will schon Bundesligaspieler werden. Ein etablierter – das wäre schön.

In Darmstadt?

Das wäre dann doppelt schön. Wir haben einen super Teamspirit, das wird uns auch in der kommenden Saison auszeichnen. Wir werden vielleicht mal drei, vier Spiele in Folge verlieren, dann müssen wir trotzdem Stärke zeigen. Und als Team müssen wir immer eklig sein.

Das ist also die Devise?

Viele andere Ansätze gibt es für uns nicht in der Bundesliga. Wenn man an Union Berlin vor ein paar Jahren denkt – da hatte auch nicht jeder Lust, gegen die zu spielen. Wobei der Vergleich mit Union mittlerweile natürlich ein bisschen zu hoch gegriffen ist (lacht).

Der Teamspirit soll es also richten. Geht es denn überhaupt anders?

Das kann unser Trumpf sein, ja. Wenn wir das nicht hinbekommen, dann schaffen wir es nicht. Wenn der Mannschaftsgeist auseinanderbricht, dann haben wir keine Chance in der Bundesliga.