
Darmstadts Carsten Wehlmann spricht im Sport1-Doppelpass über Last-Minute-Neuzugänge, den Saisonstart und manche Reibereien mit Trainer Torsten Lieberknecht.
Darmstadt. Nach der 1:4-Niederlage gegen Union Berlin war Carsten Wehlmann, Sportlicher Leiter bei Fußball-Bundesligist SV Darmstadt 98, am Sonntagmorgen im Sport1-Doppelpass. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.
Carsten Wehlmann über…
…die Partie gegen Union: „Wir haben gestern gegen Union Berlin wirklich Lehrgeld bezahlt mit drei Standardsituationen. Wir hatten auch Möglichkeiten, die Tore zu machen, in Frankfurt und gegen Union auch. Wir haben uns naiv bei den Gegentoren angestellt. Wir müssen uns besser in der Verteidigung positionieren, müssen enger an den Leuten sein. Eher zupacken, das Foul machen. Die Jungs müssen schnell lernen. Unsere Abschlüsse können auch reingehen.“
…über die Mission Klassenerhalt: „Du kommst aus der Formel 1 (Anm. d. Red.: Richtung Moderator Florian König). Wir sind ein gut getunter Golf, der in einem Formel-1-Rennen mitfährt. Vielleicht ist es so, dass bei einem der Tank leer gewesen ist und zwei haben einen Plattfuß, dann haben wir unser Ziel erreicht.“
…die Stärken der Lilien: „Unsere Stärke war immer die Gruppe, das war auch in der Zweiten Liga so. Wir kaufen keine Qualität zusammen, sondern entwickeln sie. Das haben wir die vergangenen zwei Jahre geschafft, deshalb sind wir auch aufgestiegen. Auch, weil der Verein als gute Gruppe auftritt. Unsere finanziellen Nachteile haben wir in der Gruppe aufgefangen. Deshalb ist es immer noch sensationell, dass wir es geschafft haben, aufzusteigen. Wir werden alles dafür tun, die Erwartungshaltung, dass wir als 18. reingekommen sind und so auch wieder rausgehen, nicht zu erfüllen.“
…mögliche Last-Minute-Neuzugänge: „Wir sind am Arbeiten, gucken was möglich ist und was in die Gruppe passt. Das Gesamtpaket muss stimmen. Wir haben viele Jungs, die auf vielen Positionen einsetzbar sind, da wir einen Trainer haben, der auch gerne variiert und flexibel arbeitet. Deswegen gucken wir, was für ein Profil passt rein, da geht es nicht um die einzelne Position. Es muss in die Gruppe passen und Qualität mitbringen. Es sind nicht einzelne Positionen. Klar kann man sagen, wir haben zu wenig Tore geschossen, wir müssen noch was in der Offensive machen, aber das ist zu einfach.“
…die Transferphilosophie: „Wir haben Serdar Dursun verkauft mit 27 Saisontoren und jeder hat gefragt, wie wollt ihr das auffangen? Da müssen wir kreative Lösungen finden, Jungs, die in die Rolle reinwachsen. Phillip Tietz haben wir jetzt nach Augsburg verkauft. Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Andere Vereine haben dieselben Themen.“
Wenn ich fünf Leute hole, die Bundesliga-Erfahrung haben – was macht das mit den Jungs, die vorher da waren? Ob es die Garantie gibt, dass du in der Liga bleibst und sie so ihre Leistung abrufen, steht auf einem anderen Blatt Papier.
…fehlende Erfahrung: „Wir müssen aus den Fehlern lernen. Wir haben Jungs, die gut sind, aber sich anpassen und entwickeln müssen, schnell Fehler abstellen müssen. Die Erfahrung können wir nicht einfach dazuholen, da sind wir limitiert. Die Jungs müssen die Erfahrung sammeln. Wenn ich fünf Leute hole, die Bundesliga-Erfahrung haben – was macht das mit den Jungs, die vorher da waren? Ob es die Garantie gibt, dass du in der Liga bleibst und sie so ihre Leistung abrufen, steht auf einem anderen Blatt Papier.“
…Trainer Torsten Lieberknecht: „Ja, wir reiben uns viel, wenn wir über Spieler diskutieren – oder was ist gut, was schlecht. Für uns geht es immer darum, wie können wir besser werden. Reibung bringt Energie, die drei Euro (Anm. der Red.: in das Doppelpass-Phrasensparschwein) spendiere ich gerne. So ist das bei uns. Und so muss es auch sein. Torsten ist fordernd, das ist auch gut so. Das Trainerleben ist kurzlebiger geworden. Wir wählen einen anderen Weg. Man darf nicht vergessen, dass Darmstadt erst zehn Jahre wieder im Profifußball ist. Was sich da entwickelt hat, ist Lichtgeschwindigkeit.“
…die vorzeitige Verlängerung mit Lieberknecht: „Letztlich sind wir ein Verein in der Entwicklung. Was Torsten mit den Jungs geleistet hat, ist sensationell. Er passt zu unserem Verein, deswegen die logische Konsequenz, langfristig mit ihm zu verlängern. Andere Vereine machen das vielleicht nicht, aber wir sind voll davon überzeugt, um gar keine Diskussionen aufkommen lassen. Wir sind vom Trainer überzeugt, den Weg mit ihm zu gehen. Wir müssen uns über die Jahre hinweg entwickeln.“