Die Lilien plagen vor der Partie bei Bayer Leverkusen Personalprobleme: Stürmer Hornby muss wegen Oberschenkelproblemen passen, auch Honsak und Zimmermann sind fraglich.
Darmstadt. Zwei Spiele hat der SV Darmstadt 98 in der laufenden Spielzeit der Fußball-Bundesliga absolviert, beide hat er verloren. Doch wer glaubt, dass Trainer Torsten Lieberknecht deshalb Trübsal blasen würde, der irrt. Der 50-Jährige verbreitete am Donnerstag bei der Spieltagspressekonferenz vielmehr demonstrativ gute Laune. Doch auch er weiß natürlich, dass die Trauben hoch hängen, wenn es am Samstag (Anstoß um 15.30 Uhr) zu Bayer Leverkusen geht.
1600 Lilien-Fans werden ihren Verein begleiten, und sie werden einen definitiv nicht sehen in der Bay-Arena: Fraser Hornby hat Probleme am Oberschenkel, an jener Stelle, an der er vor Kurzem verletzt war. Lieberknecht sprach von „einer erhöhten Spannung, wir gehen da jetzt erst mal auf Sicherheit“. Fragezeichen stehen hinter Christoph Zimmermann (Rückenprobleme) und Mathias Honsak (Muskelverhärtung).
Ich gestatte es meiner Mannschaft und auch mir selbst zu sagen, dass wir in einer Findungsphase sind.
Alle anderen sind fit, auch Emir Karic und Matthias Bader trainierten wieder voll mit. Ob, und wenn ja, wie lange sie spielen können, ließ der Lilien-Coach offen. „Ich will auch nicht zu viel verraten“, sagte er, „auch wenn es in Leverkusen vielleicht gar nicht so sehr interessiert, wer genau denn jetzt bei uns spielt. Bei Matthias ist es eher eine Frage des Rhythmus als eine der Fitness. Wenn er fit ist, war und ist er bei mir immer einer der Gesetzten, und das weiß er auch.“
Der Respekt vor der Bayer-Elf ist derweil groß, vor allem Trainer Xabi Alonso hat es Lieberknecht angetan. „Die Mannschaft hat aus der letzten Saison heraus eine massive Entwicklung genommen. Sie hatten zu Beginn der letzten Saison einen schweren Stand, sie haben sich aber seitdem großartig entwickelt.“ Xabi Alonso sei ein herausragender Fußballer gewesen, der sich jetzt auch als Trainer einen guten Namen mache, findet Lieberknecht. „Leverkusen hat da einen absoluten Topgriff getan.“ Bayer ist mit zwei Siegen in die Saison gestartet und will am Samstag den dritten holen, um dann mit voller Punktzahl in die Länderspielpause zu gehen. Der SV 98 will genau dies verhindern, auch wenn derzeit „alles wie am Schnürchen läuft bei Bayer“ (Lieberknecht).
Lilien suchen noch ein bisschen nach der Balance
Lernen müssen sie noch, sich anpassen an die neue Liga. Das klappt phasenweise schon ganz gut, auch wenn die Ergebnisse nicht stimmen. „Ich gestatte es meiner Mannschaft und auch mir selbst zu sagen, dass wir in einer Findungsphase sind“, sagte Lieberknecht am Donnerstag. „Wir müssen einiges adaptieren, jeder Einzelne muss sich zurecht finden und in die Lage kommen, sich zu positionieren. Wir suchen noch ein bisschen nach der Balance in der Mannschaft.“
Bei aller Kritik, die der Trainer streckenweise durchaus verstehen kann, geht es ihm aber auch um etwas anderes: dass sich die Lilien bisher – Ausnahme war das 0:3 im Pokal in Homburg – mutig präsentiert haben. „Wir werden weiter unsere Chancen bekommen und weiterhin eine Entwicklung machen. In Leverkusen wollen wir ein gutes Spiel abliefern und dann man sehen, was geht.“ Das klingt indes dann doch eher defensiv, aber allzu forsche Aussagen sollte man aber auch nicht machen vor einem Duell mit einer Mannschaft vom Kaliber Bayer 04.
Allerdings, und damit sind sie in der Vergangenheit immer gut gefahren beim SV 98, schaut man nicht nur auf den Gegner, sondern vielmehr primär auf sich selbst. Und da gibt es einige Dinge, die Lieberknecht ganz gut gefallen haben in den vergangenen Wochen. „Wir haben gezeigt, das wir eine Entwicklung machen“, sagte er mit Verweis auf das 0:1 in Frankfurt („das war ein Schritt nach vorne“) und auf das 1:4 gegen Union Berlin. „Auch wenn das Ergebnis etwas anderes aussagt: Auch das war für mich ein weiterer kleiner Schritt nach vorne.“
Ich kann vieles beeinflussen, aber leider kann ich keine Torpfosten entfernen.
In Leverkusen kommt es in erster Linie auf die Defensivarbeit an, das weiß der Trainer. Der dabei übrigens alle Spieler in die Pflicht nimmt. „Auch unsere offensiven Leute dürfen gerne defensiv mitarbeiten“, sagte er schmunzelnd. Und weil Hornby ausfällt, ist klar, dass Luca Pfeiffer vorne auf jeden Fall von Anfang an spielen wird. „Er ist ja auch nah dran“, sagte sein Coach, „er hat das Tor gegen Berlin vorbereitet und ist auch selbst zu Abschlüssen gekommen. Ich kann vieles beeinflussen, aber leider kann ich keine Torpfosten entfernen.“ Diese hatte Pfeiffer zuletzt zweimal getroffen, da fehlten nur Zentimeter. Aber: „Jede Torchance gibt ein gutes Gefühl – auch wenn der Ball nicht reingeht.“
In Leverkusen darf er das aber natürlich.