Eintracht Frankfurt nach dem 1:3 gegen Gladbach - „Das war...

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Will den Kopf nicht in den Sand stecken: Eintracht-Trainer Adi Hütter. Foto: dpa

Nach einem enttäuschenden Saisonstart steht Eintracht Frankfurt am Scheideweg. Läuft es in den kommenden Wochen schlecht, stecken die Hessen wohl im Abstiegskampf fest.

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FRANKFURT. Manager Bruno Hübner hatte doch tatsächlich „ein ganz gutes Auswärtsspiel gesehen.“ Und auch Trainer Adi Hütter sprach von einer „unnötigen Niederlage, weil wir genügend Chancen hatten.“ Doch beides ist höchstens die halbe Wahrheit. Denn die 1:3-Niederlage der Frankfurter Eintracht bei Borussia Mönchengladbach war völlig verdient, das Resultat drückt die Kräfteverhältnisse korrekt aus. Die wirklichen Gelegenheiten hatte die Eintracht nämlich erst, als sie in Rückstand lag und insgesamt waren es auch deutlich weniger als die Gastgeber. Die Statistik weist ein Chancenverhältnis von 14:5 aus. „Wir haben die Partie kontrolliert“, sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking. Das traf es schon eher. Die Eintracht war von einem Punktgewinn ziemlich weit entfernt, auch wenn er mit mehr Spielglück nicht unmöglich gewesen wäre. Aber das ist bei fast jedem Bundesligaspiel so.

Der Hintergrund für die durchaus ein wenig eigenwillige Sichtweise von Trainer und Manager ist klar und nachvollziehbar. Denn am Sonntag spielt die Eintracht gegen Hannover. Da wird sich dann zeigen, wohin der Weg in der Liga zumindest für die nächsten Wochen führen wird. „Klar ist, dass wir jetzt ein Heimspiel gewinnen sollten“, sagte Hübner. Und da macht es wenig Sinn, den Stab über der Mannschaft zu brechen.

Fernandes: „Was zählt sind die Punkte“

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Die Spiele übrigens hatten nach dem Abpfiff die Lage sehr realistisch und selbstkritisch eingeschätzt. „Gladbach war besser als wir“, sagte Gelson Fernandes. Der Schweizer mahnt, die eigenen Leistungen der letzten Wochen nicht über zu bewerten. „Was zählt sind die Punkte“, sagt er. Und vier Zähler nach fünf Spielen sind wirklich nicht viel. Verteidiger Jetro Willems war sauer. „Das war ein Schritt zurück, wir haben die Gegentore viel zu einfach bekommen“, sagte der Holländer. Kapitän David Abraham mäkelte, „dass wir solche Fehler auf diesem Niveau einfach nicht machen dürfen.“

Trainer Adi Hütter, von einer Erkältung geschwächt, hatte die vielen Mängel seiner Mannschaft natürlich auch gesehen. Er brachte es auf den einfachen Nenner: „Wir schießen zu wenig Tore und wir kriegen zu viele einfache Gegentore.“ Dann ging der österreichische Fußball-Lehrer ins Detail. „Zu viele einfache Ballverluste“ attestierte er seiner Mannschaft, Probleme bei Standards und mangelnde Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Da war einiges zusammengekommen. „Fußballerisch“ sei es nicht das beste Spiel seiner Mannschaft gewesen, unterm Strich war Mönchengladbach besser.“ Zweifellos war es ein Rückschritt nach den Mut machenden Leistungen in Marseille und gegen Leipzig, der die Eintracht mitten in die Abstiegszone geführt hat.

Hütter: „Uns ist bewusst, dass wir gefährdet sind“

Die Probleme liegen auf der Hand. Eine Halbzeit lang hatte die Eintracht so gut wie nichts fürs Spiel getan, kaum ein Pass fand den Weg in die Spitze. Sébastien Haller, der auch persönlich einen schlechten Tag erwischt hatte, hing völlig in der Luft. Im Mittelfeld fehlte es schlicht an Kreativität. Mijat Gacinovic kommt einfach nicht in Form, Makoto Hasebe ist eher ein Defensivorganisator. Und Nicolai Müller ist von Bundesliga-Fitness weit entfernt. Das Angriffspotential kann unter diesen Umständen zu wenig genutzt werden. Zudem zeigt sich die Abwehr sehr fragil. Ohne Torwart Kevin Trapp, der über weite Strecken die beste Leistung seit der Rückkehr aus Paris gezeigt hat, wäre schon zur Pause alles verloren gewesen. Der jungen Evan Ndicka hinterließ den Eindruck, als benötige er eine Pause. Für „Dauerspieler“ und „Dauerläufer“ Danny da Costa gilt das sowieso. David Abraham hat diesmal endlich wieder besser gespielt, aber noch nicht wirklich gut. Viele Baustellen also, die der Trainer bearbeiten muss.

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In den vergangenen beiden Spielzeiten hat die Frankfurter Eintracht nie schlechter als auf Platz 13 gestanden. Abstiegskampf war seit der erfolgreich bestandenen Relegation 2016 ein „Fremdwort“ in Frankfurt. Jetzt liegen die Hessen nach dem fünften Spieltag und nur einem Sieg auf dem 15.Tabellenplatz. Bei einer Niederlage am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Hannover 96 droht der Sturz auf einen Abstiegsplatz. Die Bedeutung der Partie ist also klar. „Und ist bewusst, dass wir gefährdet sind“, sagt Trainer Adi Hütter, „vier Punkte sind zu wenig, da brauchen wir nichts schön zu reden.“ Sportvorstand Fredi Bobic hatte schon vor dem Start geahnt, „dass es auch mal eng werden könnte.“ Dass es so früh schon so eng geworden ist, hat er wohl nicht gedacht. Dabei fällt nur ein einiges Resultat wirklich aus dem Rahmen, die Heimniederlage gegen Werder Bremen am zweiten Spieltag.

Jetzt werden die Weichen gestellt

Der Trainer sieht trotz des enttäuschenden Saisonstarts „keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken“. Hütter weiß, dass unter den nächsten fünf Gegnern neben Champions-League-Teilnehmer Hoffenheim mit Hannover, Düsseldorf, Nürnberg und Stuttgart vier Mannschaften sind, die sich mit der Eintracht auf Augenhöhe bewegen. Da werden die Weichen gestellt.

Es liegt jetzt an Hütter, Lösungen zu finden, die Offensivkraft der Eintracht in die richtigen Bahnen zu lenken. Stürmerstar Ante Rebic hat sich in Mönchengladbach gleich mit einem Tor zum Dauerdienst zurückgemeldet. Der kroatische Vizeweltmeister wird gegen Hannover erste Wahl sein. Auch auf Luka Jovic können die Frankfurter nicht verzichten. Dieses Duo, in Gladbach nur eingewechselt, mit dem besten Torschützen Sébastien Haller und dem fleißigen Flip Kostic kompatibel zu machen, also in der Mannschaft unterzubringen, ist die schwierigste, bei Gelingen aber auch gewinnbringendste Aufgabe.

Von Peppi Schmitt