Die Eintracht-Bilanz beim BVB ist erschreckend. Noch-Manager Hübner hofft am Samstag auf Besserung – in der Offensive kommt es zum Duell der Top-Torjäger Haaland und Silva.
FRANKFURT. Die Frankfurter Eintracht fährt als Tabellenvierter der Bundesliga mit vier Punkten Vorsprung zum Fünften nach Dortmund. Selbst bei einer Niederlage würden die Frankfurter also weiter auf einem Champions-League-Qualifikationsplatz bleiben. „Wir wollen und wir können“, sagt Trainer Adi Hütter zu einer möglichen Qualifikation für die Königsklasse, „der BVB aber muss.“ Die Frankfurter starten also aus einer guten Ausgangsposition in das so wichtige Spiel um die internationalen Plätze. Sind sie deshalb aber auch der Favorit? Mitnichten. Denn da gibt es eine Statistik, die allen bei der Eintracht angst und bange machen müsste. Seit elf Jahren haben die Frankfurter in Dortmund nicht mehr gewonnen, zuletzt am 7.Februar 2010 mit 3:2. Damals waren Benny Köhler, Sebastian Jung und Alex Meier die Torschützen. Seitdem gab es neun Niederlagen in Folge bei niederschmetternden 6:29 Toren. „Die Statistik sieht nicht ganz so gut aus“, räumt Eintracht-Manager Bruno Hübner ein und untertreibt dabei. In keiner anderen Arena war die Eintracht in der jüngeren Vergangenheit so erfolgslos wie im Westfalenstadion.
Mainz-Spiel als Vorbild
Auch für Hübner persönlich ist es ein schwarzer Fleck auf seiner sonst so reinen Weste. Aber er ist nicht ohne Hoffnung. „Zuletzt haben wir zum ersten Mal seitdem ich bei der Eintracht bin in Mainz gewonnen, jetzt würde ich gerne auch mal in Dortmund gewinnen“, sagt er, „das würde ich gerne noch mitnehmen.“ Bevor er im Sommer bei der Eintracht nach mehr als einem Jahrzehnt aufhört. Dass die Voraussetzungen diesmal in vielerlei Hinsicht anders sind als in den Jahren zuvor, macht ihn zuversichtlich. Da ist die beschriebene sportliche Ausgangsposition, die den Druck auf den Gegner abwälzt. „Sie sind gefordert, das Spiel zu machen, das kommt uns entgegen“, glaubt der Frankfurter Manager. Vor allem aber wird den Dortmundern die Unterstützung von normalerweise 80.000 Zuschauer fehlen. „Die gelbe Wand schüchtert schon ein“, sagt Hübner, „das fällt diesmal weg“.
Die Eintracht geht zwar mit einem Punktevorsprung ins Spiel, aber auch mit großen Sorgen. Denn ausgerechnet auf der Zielgeraden der Saison ist es vorbei mit der freien Spielerauswahl für den Trainer. Der sowieso schon enge Kader ist durch Verletzungen und Sperren ausgedünnt, Alternativen sind Mangelware. Mit Makoto Hasebe (Gelbsperre), Ragnar Ache und Almamy Touré (beide verletzt) fehlt ein Trio sicher. Große Fragezeichen stehen hinter Martin Hinteregger, der am Mittwoch wieder mit individuellem Training begonnen hat, und auch noch hinter Erik Durm, der nach dreiwöchiger Pause wieder das komplette Programm absolvieren konnte. Die Mannschaft stellt sich bei diesen personellen Einschränkungen fast von alleine auf. Die Alternativen auf der Bank sind rar, die Eintracht bekommt nur mit Mühe überhaupt die zwanzig für den Kader erlaubten Spieler zusammen.
Wird Hinteregger noch fit?
Vor allem in der abwehrenden Abteilung hat der Trainer keine Wahlmöglichkeiten mehr, es sei denn, Hinteregger würde sich kurzfristig doch noch einsatzbereit melden. Wenn nicht werden Tuta, Stefan Ilsanker und Evan Ndicka verteidigen. Das Trio steht einer geballten Dortmunder Offensivmacht gegenüber, vor allem dem „Wunderstürmer“ Erling Haaland. „Haaland ist außergewöhnlich“, sagt Hübner, „er vereint Wucht, schlaue Laufwege, Schnelligkeit, Spielintelligenz und Abschlussstärke.“ 21 Tore hat der Norweger in dieser Saison bereits erzielt. Genauso viele hat auch der Frankfurter Torjäger André Silva geschossen. Ein Vergleich zwischen beiden verbiete sich dennoch, sagt der ehemalige Bundesliga-Stürmer Hübner. Silva verkörpere einen ganz anderen Spielstil. Feiner als Haaland, technisch besser, dafür nicht so schnell, nicht so wuchtig. „André hat eine sensationelle Entwicklung genommen, er ist sehr spielintelligent und hat einen Torriecher“, sagt der Frankfurter Manager. Beide, Haaland wie Silva, gelten auf dem Transfermarkt in diesem Sommer als ganz heiße Aktien.
Von Peppi Schmitt