Die schönsten Bahnhöfe

Nyugati pályaudvar-Westbahnhof in Budapest. Foto: Ungarisches Tourismusamt

Bahnhöfe sind Schicksals- und Sehnsuchtsplätze. Viele punkten mit Pomp und Prunk. Wir stellen acht besonders sehenswerte Exemplare vor, die zu schön sind, um weiterzufahren.

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. Leipzig oder London, Porto oder Paris: In diesen Bahnhöfen haben Reisende das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.

Nyugati pályaudvar-Westbahnhof in Budapest. Foto: Ungarisches Tourismusamt
Grand Central Terminal in New York. Foto: Claus-P. Schulz
Gare de Lyon in Paris. Foto: Poudou99
Stazione Centrale in Mailand. Foto: Bjørn Christian Tørrissen
Estação de São Bento in Porto. Foto: Poco A Poco

Der Leipziger Hauptbahnhof ist der größte im Land und war der schönste des deutschen Kaiserreichs, als er 1915 eröffnet wurde. Weil hier zwei Staatsbahnen zusammenliefen – die Preußische und die Sächsische – mussten auch zwei Bahnhöfe her. Sie wurden verbunden durch eine phänomenale Querbahnsteighalle. Großflächige Deckenfenster brachten der verbindenden Mittelhalle ungewöhnliche Lichtnuancen ein.

Die King’s Cross Railway Station in London ist einer der Hauptbahnhöfe der britischen Hauptstadt. Der Hauptteil des Gebäudes wurde 1852 eröffnet und ständig erweitert. Deutlich attraktiver als die Fassade ist das Innenleben, das bis 2013 von Grund auf renoviert wurde. Das größte freitragende Bahnhofsdach Europas ragt wie bei einem Pilz nach oben und fächert sich dann elegant auf. Selten geht altes Mauerwerk mit moderner Architektur eine so gelungene Symbiose ein wie beim Bahnhof King’s Cross. Übrigens: In den „Harry Potter“-Romanen befindet sich das Gleis 9 3/4 im King’s-Cross-Bahnhof. Kein Wunder, dass hier permanent Fans zum Foto-Shooting aufkreuzen – wenn auch nicht zwischen Gleis 9 und 10.

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New Yorks Grand Central Station, 1913 eingeweiht, ist nach der Anzahl der Gleise (67) und Fläche (20 Hektar) bemessen immer noch der größte Bahnhof der Welt – und für viele der schönste. Der Superlativ wird durch die monumentale Haupthalle unterstrichen. Die Rundbogenfenster sind an die Bäder-Architektur der Römer angelehnt, ebenfalls von den Römern abgekupfert ist die „Kuss-Empore“, wo man bis heute der Ankunft seines Herzblatts entgegenfiebert. Früher reisten Präsidenten und Filmstars hier mit dem Zug an. 1967 sollte der Bahnhof abgerissen werden. Doch viele einflussreiche New Yorker, allen voran Präsidentenwitwe Jacqueline Kennedy, wehrten sich. Grand Central blieb, wurde aber umgebaut, ein 55-stöckiges Gebäude obendrauf gesetzt. Erst 1976 wurde der Bau unter Denkmalschutz gestellt.

Kein Geringerer als Gustave Eiffel hat 1870 das neobarocke Prunkgebäude des Westbahnhofs in Budapest, Nyugati páyaudvar, entworfen. Als die Budapester Ende 1980 feststellen mussten, dass die elegante Konstruktion aus Eisenstreben und Glas bald zusammenbrechen würde, fand sich eine Fast-Food-Kette als Sponsor für die aufwendige Restaurierung. Seither erstrahlt die Bahnhofshalle in altem Glanz. Auffällig ist die große Glasfassade mit den drei weit ausladenden Eingangstüren. Dahinter befindet sich die aus Stahl und Glas errichtete Mittelhalle, die sich durch ihre Transparenz und Leichtigkeit auszeichnet.

Nicht die monumentale Größe der Eingangshalle macht den Estação de San Bento der portugiesischen Stadt Porto zu einem Bahnhof der Superlative, sondern ihre Innenausstattung. Das bedeutende Werk der portugiesischen Keramikkunst auf Kacheln ziert die Halle ringsum. Jorge Colaço hat zehn Jahre bis zur Vollendung gebraucht und stellt in einem der schönsten Fliesenbilder die Entwicklung des Verkehrs von der Antike bis zur Ankunft der ersten Eisenbahn dar.

Ihrer Zeit weit voraus waren die über Jahre miteinander konkurrierenden Designer des Stazione Centrale in Mailand. Sie schufen eine Kathedrale des technischen Fortschritts. Fertigstellung war im Jahr 1931. Die 213 Meter lange Bahnsteighalle vereint zeitlose Ästhetik zwischen Art Nouveau und schlichter Geometrie, zwischen italienischem Chic und weltoffener Großzügigkeit.

Eisenbahnkathedrale nennt der Volksmund den Bahnhof Antwerpen-Centraal: Schon die Ankunft hat etwas Ergreifendes, die belgische Stadt liegt dem Reisenden zu Füßen. Auch die Abreise hat das gewisse Etwas, wenn man über die neobarocke Marmortreppe aus dem Empfangsgebäude in die von einem 46 Meter hohen Glasdach überspannte Gleishalle gelangt. Das Pantheon stand Pate für die eklektizistische Architektur: Zehn Türme umgeben die 75 Meter hohe Kuppel, mit der die flandrische Metropole 1905 auf Initiative von König Leopold II. ihre Bedeutung als Kunststadt überhöht.

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Der Pariser Gare de Lyon wurde in den Jahren 1895 bis 1902 vom Architekten Marius Toudoire anlässlich der Weltausstellung im Jahr 1900 gebaut. Die reich verzierte Fassade hat eine Länge von rund 100 Metern, der darin integrierte Turm ist 64 Meter hoch. Das zu literarischen Ehren gekommene Restaurant Le Train Bleu mit seinem prunkvollen Dekor und den vielen Gemälden ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Zwei Marmortreppen führen zum üppig überladenen Speisesaal.

Von Brigitte von Imhof