Wintersport in Italien: Schwünge ziehen und genießen im Trentino
Von Andreas Riechert
Das Skigebiet Latemar im Val di Fiemme erstreckt sich von Predazzo bis nachObereggen in Südtirol. Foto: Andreas Riechert
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Im Val di Fiemme ist schon so mancher Weltmeister gekürt worden. Bereits dreimal fand dort die nordische Ski-WM statt. 1991, 2003 und zuletzt 2013 stand das in der autonomen Region Trentino gelegene Tal in den norditalienischen Dolomiten als Ausrichter der Titelkämpfe im Mittelpunkt der sportinteressierten Öffentlichkeit. Überdies werden im Val di Fiemme jedes Jahr Weltcups ausgetragen, die das internationale Fernsehen live überträgt. Die Wettbewerbe im Skispringen, Langlauf und in der Nordischen Kombination haben das Fleimstal daher weltweit bekannt gemacht. Dass dort im Winter aber noch einiges mehr als nur Ski nordisch geboten wird, ist dagegen weniger geläufig.
„Das ist wirklich schade“, bedauert Skilehrer Livio, der die Pisten der Region wie seine Westentasche kennt – und es wissen muss. Schließlich sei das idyllische Val di Fiemme auch für leidenschaftliche alpine Skifahrer ein lohnenswertes Reiseziel. Traditionsreiche Orte wie Predazzo oder Cavalese bieten in der Tat nicht nur eine gute touristische Infrastruktur, sondern in luftiger Höhe auf über 2 200 Metern vor allem perfekt präparierte Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade. Ein ausgeklügeltes, flächendeckendes Beschneiungssystem sorgt obendrein dafür, dass die Schneesicherheit auch dann gewährleistet ist, wenn die weiße Pracht mal nicht in Massen vom Himmel fällt. „Die Italiener wissen sich und ihren Gästen in jedem Fall zu helfen“, sagt Livio lächelnd.
Das weitläufige Skigebiet Latemar, das von Predazzo bis zum bereits zu Südtirol gehörenden Obereggen reicht, ist ein idealer Tummelplatz für ambitionierte Skifahrer und Snowboarder. Ein Riesenslalom-Hang mit elektronischer Zeitmessung gehört ebenso zum Angebot wie ein weitläufiger Fun-Park mit Rampen und Halfpipe. Wer auf schwarzen Pisten rasante Schwünge in den Schnee ziehen will, ist im Fleimstal genau richtig. Natürlich gibt es auch diverse breite, weniger steile Abfahrten ins Tal, die dem Genussfahrer ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern. Den atemberaubenden Blick auf das Bergpanorama der verschneiten Dolomiten gibt’s überall gratis dazu. Wer lieber zu Fuß statt auf Brettern unterwegs ist, kann sich obendrein bei ausgedehnten Schneewanderungen oder beim Rodeln vergnügen.
Das Skigebiet Latemar im Val di Fiemme erstreckt sich von Predazzo bis nachObereggen in Südtirol. Foto: Andreas Riechert Foto: Andreas Riechert
Käsemeister Alberto, Vize-Chef der Käserei „Caseificio Sociale“ in Cavalese, weiß alles rund um Produkte aus Kuh- und Ziegenmilch. Foto: Andreas Riechert Foto: Andreas Riechert
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Das Val di Fiemme gehört zu den bedeutendsten Wintersportgebieten Italiens und ist Teil des großen Ski-Karussells „Dolomiti Superski“, das gigantische 1 200 Pistenkilometer umfasst. Bei einem mehrtägigen Urlaub wird man zwar bei Weitem nicht alle davon erkunden können – einen umfassenden Eindruck dieser wunderschönen Ecke des Landes erhält man aber automatisch, auch abseits des Skibetriebs.
Kulinarische Verlockungen gibt es zum Beispiel an jeder Ecke. In urigen Hütten wie der sehr beliebten „Feudo“ auf der Latemar-Bergstation gibt es leckere Pizza, Pasta oder Desserts. Käse wird in der Käserei „Caseificio Sociale“ in Cavalese produziert. Aus Kuh- und Ziegenmilch entsteht unter anderem der typisch trentinische Parmesan „Trentinograna“, der etwa 60 Prozent der Produktion ausmacht. „Insgesamt werden rund 30 Käsesorten hergestellt, die bis zu 24 Monate lang reifen“, erläutert Alberto Vaia, stolzer Vize-Chef der Käserei, bei einem Rundgang. Einige der Sorten können im Anschluss an die Führung verkostet und gekauft werden.
INFORMATIONEN
Anreise: Zum Beispiel mit Lufthansa von Frankfurt nach Verona oder Venedig. Von dort etwa zweieinhalbstündiger Transfer im Kleinbus ins Skigebiet im Trentino. Oder mit dem Zug von Frankfurt über München bis Bozen, anschließend etwa einstündiger Transfer.
Übernachten: Das familiär geführte 4-Sterne-Hotel Maria in Moena bietet sich auch als Ausgangspunkt zu Skitouren ins benachbarte Val die Fiemme an, www.hotelmaria.com.
Die Landschaft des Trentino ist abwechslungsreich. Fast an jeder Ecke bieten sich neue Perspektiven und Blicke auf prächtige Felsformationen und typische Alpendörfer. Ein solches ist auch Moena, der quirlige Hauptort des Val di Fassa. „Das Fassatal grenzt unmittelbar ans nur 20 Autominuten entfernte Val di Fiemme an und ist eines der kleinsten Täler der Region. In den sieben Gemeinden leben knapp 10 000 Einwohner“, schildert Cinzia Gabrielli von Trentino Marketing. Die meisten Winterurlauber des Val di Fassa kommen aus Italien, aber auch aus Dänemark, Tschechien oder Polen. 300 Hotels sowie zahlreiche Chalets und Ferienwohnungen bieten gute Übernachtungsmöglichkeiten. Das zentral gelegene Hotel Maria in Moena etwa eignet sich als Ausgangspunkt für Touren und Ski-Exkursionen in beide Täler. Das 4-Sterne-Haus verfügt über einen großzügigen Wellness-Bereich und eine feine Küche im hoteleigenen Restaurant.
Direkt vor dem „Maria“ startet der Skibus zum 100 Pistenkilometer umfassenden Gebiet Alpe Lusia – San Pellegrino. In 15 Minuten gelangt man problemlos zur Talstation von Passo San Pellegrino. Mit dem Sessellift oder der Seilbahn geht es am Nord- und Südhang bis auf über 2500 Meter Höhe hinauf. Auch hier sorgt griffiger Kunstschnee für Schneesicherheit. Fast alle Pisten werden mit Schneekanonen beschneit. „Das Fassatal ist eines der Skigebiete, in denen man auch dann sehr gut fahren kann, wenn nur wenig Schnee liegt“, versichert Christoforo Debertol vom Tourismusverband des Val di Fassa.
Der Wintersport-Tourismus begann nach dem Zweiten Weltkrieg, der erste Lift wurde Anfang der 1950er-Jahre gebaut. „Heute sind nahezu alle Anlagen erneuert worden und auf modernstem Stand“, betont Debertol. Ein Höhepunkt ist zweifellos die fast zehn Kilometer lange, variantenreiche Nordabfahrt bis nach Falcade, das nicht mehr im Trentino, sondern schon im Veneto liegt. Überhaupt bieten die breiten, oftmals nicht sonderlich vollen Pisten etwas für jeden Geschmack. Erst Ende 2016 wurde auf der Nordseite von San Pellegrino zudem eine neue schwarze Piste durch ein Waldstück angelegt, die bis ins Tal zu den Parkplätzen führt. Diese spektakuläre Abfahrt lohnt sich besonders.
Nach einem anstrengenden Skitag bietet das Örtchen Pozza di Fassa am Abend Erholung pur. Die dortige QC-Therme, die Ende des vergangenen Jahres eröffnet wurde, lässt die Herzen von Badefreunden höher schlagen. Auf drei Etagen warten luxuriöse Saunen, Dampfbäder, Whirlpools, Eiskammern, beheizte Außenbecken, Ruhezonen und viele weitere Annehmlichkeiten. Bei schlechtem Wetter lässt es sich problemlos auch den ganzen Tag im Thermalbad mit angeschlossenem Buffet-Restaurant aushalten.
À propos Restaurant: Zurück in Moena, wartet ein echter Geheimtipp für Feinschmecker. Die über dem Dolomiten-Dorf gelegene Hütte „Manga Roncac“ kredenzt ihren Gästen abends Weine und Köstlichkeiten in einem urig-rustikalen Ambiente. Die leise Alpenmusik im Hintergrund tut ein Übriges, um sich rundum wohlzufühlen. Der nächste Skitag im Winterwunderland Trentino kann also kommen.