Auf den fruchtbaren Hügeln des Priorats gedeihen die Trauben, aus denen später der vollmundige Rotwein wird. Foto: Ferran Porta
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Wenn wir alle früh aufstehen und hart arbeiten, dann sind wir ein unaufhaltsames Land.“ Das sagt kein anderer als FC-Bayern-Trainer Josef „Pep“ Guardiola über seine Heimat Katalonien. Ob die Katalanen wirklich so früh aufstehen, ist fraglich, aber fest steht, dass ihr Wille nach Unabhängigkeit unbändig ist. Er begegnet Besuchern dieser ursprünglichen Landschaft auf Schritt und Tritt. Das fängt schon mit der Musikauswahl im Bus auf dem Weg zum Hotel in Tarragona an. Spanische Musik geht gar nicht, findet die stolze Katalanin Anna Móra von Katalonien Tourismus, die unsere Reise organisiert hat. Wenn, dann muss es bitteschön eine katalanische Band sein.
Das erinnert an das Landes-tier der Katalanen: Der katalanische Riesenesel steht (oft als Autoaufkleber) für Eigensinn und Durchhaltevermögen – und ist damit das Gegenteil des spanischen Stiers, der vom Schnaps- zum Landessymbol wurde.
Doch was macht diese Gegend wirklich aus? Ist es das gute Essen, das Gaumen und Seele schmeichelt? Ist es der sonnenverwöhnte katalanische Rotwein, der an den Schieferhängen des Priorats heranwächst? Ist es die ursprüngliche Landschaft der Pyrenäen, die Abenteurer ins Landesinnere lockt und zum Wandern und Klettern einlädt? Oder ist es die Traumküste der Costa Daurada, die Städte und Strände zum Verlieben bereithält? Am Ende macht gerade diese abwechslungsreiche Mischung die Gegend aus und jeder Besucher kann sich die für ihn ideale Kombination zusammenstellen.
INFORMATIONEN
Unterkunft: In Tarragona ist zum Beispiel das Hotel Ciutat de Tarragona empfehlenswert, www.hotelciutatdetarragona.com, in Falset das Hotal Priorat, www.hotelpriorat-hostalsport.com.
Geführte Wanderungen: Der Veranstalter Krauland hat sich auf Wanderreisen spezialisiert, www.krauland.at. Informationen zur Zisterzienserroute gibt es unter www.larutadelcister.info.
Katalanische Spezialitäten und Verkostungen gibt es hier: www.vinumconca.cat, www.closfigueras.com, www.restaurantquinoa.com, www.prioratnatur.com.
Costa Daurada – Goldküste, das klingt schon mal gut. Der Name kommt vom gold-schimmernden Funkeln der Sandkörner des 81 Kilometer langen Küstenabschnitts, der fast das ganze Jahr über in Sonnenschein getaucht ist. Die Attraktivität der Sandstrände zieht viele Segler, Wassersportler und Sonnenanbeter zum Bootfahren, Schwimmen und Relaxen ans Meer. Wanderer, Kletterer und Mountainbiker, Quadfahrer und Reiter schätzen das Landesinnere für seine raue Natur. Landschaften wie die Muntanyes de Prades oder die Serra del Montsant lassen Besucher in der Abgeschiedenheit der Natur zu Ruhe und Gelassenheit finden.
Die Hauptstadt der östlichen Küstenregion Spaniens ist die Römerstadt Tarragona, nach der auch die 3 000 Quadratkilometer große Provinz benannt ist. Neben Lleida, Girona und Barcelona gehört sie zu den vier Provinzen Kataloniens. Die 2000 Jahre alte römische Altstadt lädt zur Erkundung ein. Antike Spuren findet man hier an jeder Ecke; historische Steine mit römischen Inschriften sind oft in jüngeren Bauten vermauert. Ein Besuch der jahrhundertealten Kathedrale, die nie fertig gebaut wurde, lohnt sich. Ihre verwinkelte Architektur spiegelt die lebhafte Geschichte der Stadt wider.
Tarragona besitzt die einzige Einkaufsstraße mit einem Balkon: Ein Spaziergang auf der erhöht liegenden Ramblas ermöglicht es, die wunderbare Aussicht aufs Meer und den Hafen von einer großen Aussichtsterrasse am Ende der Straße zu genießen. Wer hungrig ist, ist in Katalonien sehr gut aufgehoben. Hinweis darauf sind die etwa 50 Restaurants, die derzeit mindestens einen Michelin-Stern besitzen. So wie das „Slow Food“-Restaurant El Llagut in Tarragona, das eine unerschöpfliche Vielfalt an Fisch-Gerichten anbietet. Aber Sterne-Restaurants warten auch dort, wo man sie gar nicht vermuten würde, zum Beispiel in Siurana. Das Dorf im Landkreis Priorat thront auf einem beeindruckenden Felsplateau und gehört zum Naturpark Serra de Montsant. Bei Tapas und ein paar Cervezas (Bier) kommt man schnell mit Einheimischen ins Gespräch.
Katalonien, das im Norden an die Bergkette der Pyrenäen stößt, welche die natürliche Grenze zu Frankreich bilden, im Süden bis zur Region Valencia reicht und westlich an Aragon grenzt, ist von einem ausgesprochen milden, mediterranen Klima geprägt, das ideale Wanderverhältnisse schafft. Die Wälder von Pinien, Kiefern und Steineichen bieten zu jeder Jahreszeit ein abwechslungsreiches Bild.
Ein Geheimtipp ist die ehemalige Zisterzienserroute. Das mächtige Zisterzienserkloster Santa Maria de Poblet war lange Zeit die Grabstätte katalonischer Könige, die hier in kunstvoll gestalteten Sarkophagen ihre letzte Ruhestätte fanden. Das Kloster Poblet spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Königreichs Aragonien. Es wurde 1150 gegründet und 1991 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Noch heute beherbergt das Mönchskloster eine Gemeinschaft von Mönchen, deren gregorianische Gesänge Besucher ins Mittelalter zurückversetzen. Wer den Mönchen am Abend lauscht, fühlt sich hinterher wunderbar entspannt, fast wie in Trance.
Nicht weit entfernt ist auch ein für diese Region typischer Steineichenwald. Eine beliebte Wanderroute führt aufwärts bis zum Mirador de la Pena, einem Aussichtspunkt auf 950 Metern Höhe, von dem man weite Blicke über das Land schweifen lassen kann.
Eine Wanderung durchs stille Priorat führt Besucher durch eine atemberaubend schöne Berglandschaft und ist zugleich eines der gefragtesten Weinanbaugebiete Spaniens. Die Weinkellerei Clos Figueras in Gratallops veranstaltet regelmäßig Weinproben, die bei Touristen sehr beliebt sind. Das zum Weingut gehörende Restaurant bietet Köstliches vom Grill und eine Vielzahl von Tapas an. Mit den lokalen Traubensorten Garnacha und Carinera verwöhnen Christopher Cannan und seine Frau Charlotte Gäste aus aller Welt. International berühmt ist eine Cuvée aus der Region, deren Name perfekt zur Landschaft passt: L’Ermita – Einsiedelei.