Schlemmen, Wandern, Shoppen und Kultur erleben: Das Sehnsuchtsziel Südtirol ist ein Vergnügen für alle Sinne. Diese sechs Genießerziele sind einen Besuch wert.
Von Michaela Strassmair
Die Stadt Glurns ist von einer Mauer umgeben, die seit dem Spätmittelalter erhalten geblieben ist.
(Foto: Frieder Blickle, Vinschgau Marketing)
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Palmen, Gletscher und Weinberge, Gourmetküche, Burgen, mittelalterliche Städtchen und tiefenentspannte Menschen: Südtirol ist das Land für Genießer. Sechs Tipps für eine Reise auf der Alpensüdseite.
Essen in Meran: Feinschmeckerparadies „Sissi“ beim humorvollen Sternekoch
Kaiserin Sissi gehört zu Meran wie die 3337 Meter hohen Berge, die vier Täler und zwei Flüsse, die Südtirols zweitgrößte Stadt umgeben sowie die vielen Palmen, Zypressen und Jugendstilvillen. Ende des 19. Jahrhunderts verbrachte die österreichische Monarchin mehrere Monate in der Kur-stadt mit ihrem mediterran geprägten Klima. Daran erinnern eine Marmorstatue an der Sommerpromenade, der „Sissi-Weg“, der ihren einstigen Feriensitz Schloss Trauttmansdorff mit der Altstadt verbindet, und das Sterne-Restaurant „Sissi“. Besitzer und Koch Andrea Fenoglio begrüßt seine Gäste persönlich in der ehemaligen Trink- und Sitzhalle, die er mit viel Fingerspitzengefühl in der für Meran typischen Mischung aus Jugendstil und Art déco eingerichtet hat. Er liebt den Kontakt zu den Gästen, berät sie bei der Auswahl von Speisen und Wein und kommt immer wieder mit humorvollen Worten am Tisch vorbei. Als Amuse-Gueule serviert der 51-Jährige die erste Überraschung: Eine „flüssige Pizza“ aus dem Schnapsglas, die mit einem Stück Mozzarella auf einem Zahnstocher dekoriert ist. Alten Klassikern neue Formen und Farben geben, nennt Fenoglio solche Kreationen. Seine Küche bezeichnet er als eine Linie von komplexen Gerichten mit großem Respekt vor der italienischen Kochkunst. „Hier gibt es nur Gerichte, die mir schmecken“, erklärt er mit einem Blitzen in den Augen. Zum Beispiel: Dreierlei vom Stockfisch, Wildschwein-Tataki, Flan-Royal an Kräutern mit Soft-Polenta und Trüffeln oder gebratene Entenbrust mit Dinkel-Couscous und Früchten. sissi.andreafenoglio.com.
Trinken in Kaltern: Weinprobe in der ältesten Kellerei beim Philosophen
Einen Weinberg zu verstehen ist ganz einfach: Der Boden ist die Mutter, die Reben sind die Kinder und der Winzer ist der Vater des Weins. Beherzigt man diese Philosophie, kommen hervorragende Weine heraus. Zumindest bei Stefan Sölva, der diesen Vergleich von seinem Opa lernte und sich konsequent daran hält. „Ich will dem Wein meine persönliche Handschrift geben, sodass der Kunde weiß, was dahintersteckt und mir geschmacklich und gefühlsmäßig vertrauen kann“, erklärt der 48-jährige Weintechniker aus Kaltern. Mit seinen Brüdern gehört er zur zehnten Generation, die das kleine Familienweingut mitten im Dorfzentrum über dem Kalterer See bewirtschaften – seit 1731. Aus dieser Zeit stammt auch der für Südtirol ungewöhnliche Name Amistar, den der Star unter Sölvas Weinen trägt. Hinter ihm steckt eine spannende Geschichte: Die Spanierin Susanna Amistar heiratete damals in den Sölva-Clan ein. Für die nach der Vorfahrin benannten Cuvées werden nur Trauben von mehr als 40 Jahre alten Rebstöcken verwendet. „Wir ernten maximal ein Kilogramm pro Stock“, sagt Stefan Sölva, nur so könne die optimale Harmonie zwischen Wachstum und Ertrag bestehen. Insgesamt 100 000 Flaschen produziert die Winzerfamilie pro Jahr, wozu auch eine klassische Linie mit Alltagsweinen im Preissegment von fünf bis 13 Euro gehört sowie die nächste Qualitätsstufe Da Silva mit sortenrein ausgebauten Rot- und Weißweinen. Verkosten kann man die körperreichen und eleganten Tropfen in der gemütlichen Vinothek in Kaltern auch – mit dem vor Leidenschaft sprühenden Chef persönlich. www.soelva.com.
Die Stadt Glurns ist von einer Mauer umgeben, die seit dem Spätmittelalter erhalten geblieben ist. Foto: Frieder Blickle, Vinschgau Marketing
Regionale Produkte: Unter der Dachmarke „Roter Hahn“ haben sich 1700 Südtiroler Bauernhöfe zusammengeschlossen. Foto: Frieder Blickle für Südtiroler Bauernbund
Fingerspitzengefühl: Im Restaurant „Sissi“ in Meran bei Bozen kommen feinste Gerichte auf den Teller. Foto: Andrea Tedeschi
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Wohnen in Schenna: Stylisches beim „Schmied Hans“
„Jeder ist seines Glücks Schmied“ lautet der Wahlspruch des Hotels „Schmied Hans“, das vier Kilometer oberhalb von Meran in Schenna liegt. Vater, Mutter und Kinder der Familie Daprá samt ihren Partnern führen das stylische 32-Zimmer-Haus am Hang, das mit Übernachtungspreisen ab 64 Euro pro Person mit Frühstück das derzeit beste Preis-Leistungsverhältnis in der Gegend bietet. Im vergangenen Jahr neu renoviert, verzaubert das 4-Sterne-Hotel mit seiner Symbiose von modernen Elementen – wie geraden Linien, Grautönen sowie Lampen in Kugelform – und einem satten Kuschelfaktor. Die entspannte Atmosphäre, das Spa, der Bergblick, die E-Bike-Station von Vater Franz und die kreative Küche von Sohn Lukas machen das „Schmied Hans“ zu dem, womit es wirbt: zum perfekten Ort für einen Wohlfühlurlaub. www.schmiedhans.com.
Neues zu Füßen des Ortlers: Der Schluchtenweg im Martelltal
In Goldrain im Vinschgau zweigt eine Serpentine in das 24 Kilometer lange Martelltal ab, das wegen seiner vielen Murmeltiere und Erdbeerfelder auch Murmeltiertal oder Erdbeertal genannt wird. Bei den Einheimischen läuft es unter der Bezeichnung „das schönste Tal Südtirols“, was angesichts der umliegenden Gletscher Hasenöhrl, Stilfser Joch und Ortler, dem mit 3905 Metern höchsten Berg Südtirols, nachvollziehbar ist. Eine Attraktion macht das Martelltal seit Juni 2017 noch interessanter: der Plima-Schluchtenweg mit seinen avantgardistischen Bauwerken. Kunstvoll gefertigte Stahlkonstruktionen in Form einer über dem Abgrund schwebenden Kanzel, einer Hängebrücke, einer Sichel und einer Kelle führen extrem nah an das rauschende Wasser des Gebirgsbaches Plima. Dieser sprudelt und gurgelt durch eine atemberaubende Schlucht. Der fünfeinhalb Kilometer lange Rundwanderweg dauert gut eineinhalb Stunden. Der Eintritt ist frei. www.vinschgau.net.
Kultur im Vinschgau: modernes Mittelalter in der kleinsten Stadt Südtirols
Ein Juwel aus dem späten Mittelalter an der alten Handelsroute Via Claudia Augusta: Glurns heißt die kleinste Stadt südlich der Alpen, die von einer vollständig erhaltenen, zehn Meter hohen Stadtmauer umgeben ist. 900 Menschen leben hier im Obervinschgau in Bürgerhäusern aus dem 16. Jahrhundert zwischen imposanten Toren, Wehrtürmen, Laubengängen und engen Gassen mit Kopfsteinpflaster. Dass Glurns trotz seiner historischen Fassaden nichts mit einem Museum gemein hat und die Zeit keineswegs stillsteht, zeigt ein Besuch bei den Künstlern im „Art Point“ oder „Projectspace 70“. Ein junges und hippes Unternehmen ist auch Italiens bislang einzige und erste Whisky-Destillerie. Bei Touren durch die Destillerie können Besucher die preisgekrönten Whiskys aus dem Familienunternehmen verkosten. www.glurns.eu.
Shoppen in Bozen und Brixen: Den Genuss aus „Pur Südtirol“ mit nach Hause nehmen
Apfelsaft, Schüttelbrot, Speck, Hirschsalami, Ziegenjoghurt, Bio-Käse, Bergkräuter und Marillen: Die heimischen Bauernprodukte wollen die meisten Genießer auch mit nach Hause nehmen – als Mitbringsel oder Erinnerung. Eine gute und qualitativ hochwertige Auswahl an regionalen Spezialitäten und Kunsthandwerk bieten die Genussmärkte namens „Pur Südtirol“, die es in den Zentren von Bozen, Bruneck, Meran und in Lana gibt. Hier wird auf Nachhaltigkeit, strikte Regionalität, Qualität, Fairness und partnerschaftliche Beziehungen zu Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden gesetzt. Zum Sortiment gehören auch Produkte der Dachmarke „Roter Hahn“, zu der sich 1700 Südtiroler Bauernhöfe zusammengeschlossen haben. In den edlen und mit viel Holz eingerichteten Läden hört das Genusserlebnis Südtirol auch am Ende der Reise nicht auf, sondern beginnt von neuem – mit Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen. www.pursuedtirol.com.