Wenn der Vollmond leuchtet, weiß man, warum man genau hier übernachten muss. Foto: Claudia Diemar
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Es ist eng in der Tegia Miez auf Alp Dado. Trockenfleisch, Speck und Käse sind zu haben, auch eine wärmende Suppe. Man betritt die Hütte durch die winzige Küche mit dem holzbefeuerten Ofen. Es gibt kein fließendes Wasser hier oben. Wenn die Hüttenwirte abspülen wollen, müssen sie Schnee auftauen und auf dem Feuer erhitzen. Die Tegia Miez ist beliebt bei den Skifahrern. Man rückt daher eng zusammen, sitzt dicht an dicht und kommt leicht ins Gespräch. Das Ehepaar aus Hannover, das sich noch mit an den Tisch gequetscht hat, findet das gemütliche Beisammensein „sehr authentisch“. Weil jede Holzplanke in der Hütte von früher erzählt – vom einfachen Leben hoch oben in den Alpen.
Beni Fontana stammt aus einer Bauernfamilie. Er ist über 70 und seit mehr als 50 Jahren als Skilehrer auf den Pisten von Flims-Laax-Falera tätig. Und weil Fontana dieses entbehrungsreiche Leben noch kennt, schaut er dem Mann aus Hannover mürrisch dabei zu, wie er die Rinde vom Alpkäse fingerdick abschneidet. „Da hätte es vom Vater ordentlich was hinter die Ohren gegeben, wenn wir so mit dem Käse umgegangen wären“, sagt Fontana plötzlich.
Draußen vor der Hütte hat sich das Wetter aufgehellt. Am Crap Sogn Gion treffen ein halbes Dutzend Lifte und Bergbahnen von Laax zusammen. Und an den Hängen unterhalb des Crap liegen die vier Snowparks. „Freestyle vom Feinsten“ verspricht der Laax-Guide und wirbt damit, das „größte und umfangreichste Snowpark-Angebot im Alpenraum“ zu haben.
INFORMATIONEN
Unterkunft: Berghaus Nagens, 7 Nächte mit Halbpension und Skipass / Person im DZ ab 814 Euro, im Mehrbettzimmer ab 568 Euro, www.nagens.ch. „Rocksresort“, Design-Wohnungen an der Talstation Laax, 4-Bett-Appartement inklusive Wochen-Skipässe (für 4 Personen) für 7 Übernachtungen ab 2 200 Euro, www.rocksresort.com. Hotel Signina, Vier-Sterne-Haus mit schönem Pool an der Talstation Laax, DZ mit Frühstück pro Nacht ab 157 Euro, www.signinahotel.com.
Skipass-Preise: 6 Tage Erwachsene circa 338 Euro, Jugendliche (13-17 Jahre) 225 Euro, Kinder (6-12 Jahre) 112 Euro. 10 Prozent Senioren-Rabatt ab 65 Jahren.
Auskunft: Weisse Arena Gruppe, www.laax.com und www.weissearena.com oder, Schweiz-Tourismus, www.myswitzerland.com.
Als Snowboarder vor etwa 30 Jahren anfingen, die Pisten aufzumischen, reagierten die Touristiker zunächst eher unwillig auf den neuen Trend. In Laax dagegen, aus dem auch die Weltklasse-Boarderin Sina Candrian stammt, waren sie von Anfang an willkommen. Schließlich waren sie die Gäste von morgen.
Melanie Keller von der „Weissen Arena Gruppe“ kann die Zielgruppe für Laax klar definieren: „Junge, moderne Paare und Familien, die Wert auf Qualität legen und einen urbanen Lebensstil vorziehen.“ Wie man diesen urbanen Stil in den Alpen pflegt? Zum Beispiel im Rocksresort direkt an der Talstation der Laaxer Bergbahnen. Acht Kuben mit Fassaden aus Valser Granit verteilen sich wie Felsfindlinge um einen Dorfplatz mit schicken Läden, Bars und Restaurants.
In den Wohnungen des Rocksresorts dominieren Eiche und Naturstein, alles ist zeitgenössisch reduziert-elegant. Drei weitere Kuben sind in Planung.
Doch Laax ist nicht Laax allein, sondern Flims, Laax, Falera. Falera, einst nicht mehr als ein Weiler, ist nur das Anhängsel, während die Geburtsstunde des Tourismus eigentlich in Flims schlug, das schon zu Zeiten der Belle Epoque solventes Publikum anzog. „Dazumal“ kam man zur Sommerfrische und mietete sich samt Personal für Wochen in Zimmerfluchten ein.
„Flims und Laax sind wie Hund und Katz“, sagt Ariana Trubel. Sie arbeitet im Pisten-Rettungsdienst und leitet das Restaurant „Stalla“ auf Alp Nagens, wo man das Raclette am offenen Feuer geschabt bekommt. Holz und Fell dominieren, als habe man sich von „Schöner Wohnen“ in Sachen Hüttenambiente beraten lassen. Alp Nagens liegt oberhalb von Flims.
In Flims saßen einst die Hoteliers, aus Laax kamen die Schuhputzer. Es waren auch die Flimser Bergbahnen, die am Tag, an dem der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, den Bau der ersten kuppelbaren Sesselbahn der Welt absegneten. Gut zehn Jahre später waren die Hänge für die Wintersportler bereits bis zum Cassons-Grat auf 2 675 Metern Höhe erschlossen. 1968 fuhr eine Großgondel hinauf zum Crap Sogn Gion, bald auch zum Crap Masegn und schließlich zum Vorab-Gletscher auf 3 000 Metern Höhe. Dann lief Laax den Flimsern im Winter den Rang ab. 1996 schloss sich Flims aus purer Not einem Bergbahnenverbund an, der von da an als „Weisse Arena“ firmierte und die Orte pistentechnisch wieder vereinte.
Rund 100 Mitarbeiter aus rund 30 Nationen beschäftigt die Weisse Arena, die auch das Berghaus Nagens betreibt. Nur den Winter über ist das Berghaus für Übernachtungsgäste geöffnet. 82 Betten hat das Haus, vom gemütlichen Doppelzimmer mit Bad bis zum Acht-Bettzimmer für Gruppen. Abends gibt es ein Viergangmenü für die Hausgäste. Die Küche ist für eine Berghütte mehr als ordentlich, das Service-Team im Restaurant und der Bar hoch motiviert und die Preise für die Pauschalen mit Halbpension und Liftticket sind fair kalkuliert. Wenn das Licht über dem Bergpanorama der Signina-Gruppe verglüht ist, bleibt man hier oben auf über 2 000 Metern Höhe freilich abgeschnitten von Après-Ski in den angesagten Bars, wo Sushi und Tapas serviert werden.
Aber es gibt Tage, an denen man weiß, warum man genau hier übernachten muss. Wenn in der Nacht 30 Zentimeter Neuschnee gefallen sind, die Morgensonne auf die weiße Pracht strahlt und man, während die Gondel noch nicht in Betrieb ist, mutterseelenallein seine Schwünge durch den unberührten Pulverschnee zieht, die ganze lange Talabfahrt bis hinunter nach Flims.