So macht der Winter Spaß: Mit Schneeschuhen im Tiefschnee vor dem Rosengarten-Massiv wandern. Foto: Alfred Christ
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Die Wintersportsaison hat begonnen, doch nicht jeder Winterurlauber kann Ski fahren. Und so mancher Skifahrer will zwischendurch auch mal etwas anderes machen als nur Pistenkilometer zu schrubben. Warum nicht mal eine Wanderung mit Schneeschuhen unternehmen? Wer es einmal probiert hat, wird schnell Gefallen daran finden.
Die Südtiroler Wintersportregion Seiser Alm seitlich des Ei-sacktales wirbt mit dem Versprechen, auf Schneeschuhen könne man die Seiser Alm von ihrer schönsten Seite kennenlernen. Die größte zusammenhängende Hochfläche der Alpen darf sich mit dem Prädikat „Weltkulturerbe“ schmücken und ist laut Polyglott „eines der großen Landschaftswunder der Dolomiten“. An ihrem Fuß liegt unter anderem der Ort Kastelruth, bekannt durch die Volksmusikgruppe Kastelruther Spatzen. Am Fuße des berühmten Rosengarten-Massivs, der Heimat des geheimnisumwitterten König Laurin, startet die Schneeschuhtour.
Zunächst geht es mit einem Kleinbus von Seis zur auf 1 700 Metern gelegenen Nigerpasshütte. Hier rüstet Bergwanderführer Artur Obkircher die Gäste aus dem Flachland mit Schneeschuhen und Skistöcken aus. Kurz werden diese mit den Grundregeln zum Gebrauch der ungewohnten Gehhilfen vertraut gemacht. Die richtige Technik beim Schneeschuhgehen und das korrekte Verhalten im Tiefschnee wird erläutert, und schon geht es los.
So macht der Winter Spaß: Mit Schneeschuhen im Tiefschnee vor dem Rosengarten-Massiv wandern. Foto: Alfred Christ Foto: Alfred Christ
Moderne Schneeschuhe aus stabilem Spezialkunststoff mit Eisenkrallen machen das Winterwandern zu einem sicheren Vergnügen. Foto: Alfred Christ Foto: Alfred Christ
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Für Neulinge sind die Geräte an den Füßen zunächst etwas ungewohnt, die ersten Schritte noch etwas vorsichtig. Doch schnell bemerkt man, dass die Geh- und Steighilfen nicht nur das Einsinken im Tiefschnee verhindern, sondern auch auf glattem Untergrund und selbst bei stärkeren Steigungen und Gefällen sicheren Halt bieten – dank seitlicher Zackeneisen und Krallen im Zehenbereich.
Die Schneeschuhbefestigung ähnelt der des Langlaufskis. Auch hier ist nur der Vorderfuß fest mit der beweglichen Bindung verbunden, die Ferse hebt bei jedem Schritt ab, der Vorderfuß drückt die vorderen Krallen in den Untergrund und sorgt für einen sicheren Gang ohne Zurückrutschen. Wenn es bergab geht, garantieren die gezackten seitlichen Eisen einen absolut sicheren Stand. Schnell gewinnt man Vertrauen zu diesen modernen Schneeschuhen und kann umso besser die Bergwelt genießen. Als weitere Ausrüstung genügen feste Wanderschuhe und Ski- oder Wanderbekleidung.
INFORMATIONEN
Anfahrt per Auto: Brennerautobahn A13 Richtung Bozen, nach Brixen die Abfahrt Klausen, denn Richtung Kastelruth/Seis.
Übernachten: Zum Beispiel im Hotel Arvina, in Seis am Schlern, 0039 - 471 - 70 64 36, www.hotelarvina.com.
Schneeschuhtouren: Bergwanderführer Artur Obkircher bietet Wintertouren in den südtiroler Dolomiten an, www.dolomiten-mit-artur.com.
Veranstaltungen auf der Seiser Alm: 24. Januar: 9-Loch Winter-Golfturnier im Schnee (White statt Green) auf Skiern oder Schneeschuhen mit knallroten Bällen. Beim 1. Vollmond im Februar findet der nächtliche Jedermann-Volks- und Langstreckenlauf „Moonlight Classic“ statt. Veranstalter ist der Tourismusverein Seis, 15 und 30 km Strecken, mit Fackeln beleuchtet, alle Teilnehmer müssen mit einer Stirnlampe ausgerüstet sein.
Artur Obkircher führt seine Schützlinge ab der Nigerhütte zum Einlaufen zunächst über einen gleichmäßig ansteigenden Forstwirtschaftsweg. Über gut 200 Höhenmeter geht es bis zur Messnerjoch Hütte (1 930 Meter). Von dort hat man einen herrlichen Blick auf die Laurinswand des Rosengartens und die Rückseite des Schlern. Wenn man sich dann vorstellt, dass diese mächtigen, scharf gezackten Berge vor Jahrmillionen einmal Korallenriffe auf einem Meeresgrund waren, die von den gewaltigen Urkräften der Erde in die Höhe gedrückt wurden, wächst die Ehrfurcht vor diesem Wunder der Schöpfung, dem man hier ganz nah ist.
Nach dem ersten Anstieg empfiehlt der Bergführer sein Lieblingsgetränk, „Krumer Tee“, ein heißer Früchtetee mit einem Schuss Rotwein. Die Bezeichnung „Krumer“ soll sich übrigens von den Krämern ableiten, die ihn auf ihren Handelstouren gerne bestellten.
Nach kurzer Verschnaufpause geht’s weiter – und gleich bergan über eine noch unberührte, circa 30 Zentimeter hoch mit Schnee bedeckte Wiese. Mit Bergstiefeln an den Füßen wäre man hier knietief eingesunken, mit den Schneeschuhen sind es nur wenige Zentimeter und es geht sich butterweich. Hinter einer Kuppe schlängelt sich der schmale Pfad zwischen knorrigen Nadelbäumen hindurch in eine tiefe Schlucht. Auch hier bieten die eisenbewehrten Schneeschuhe erstaunlich guten Halt, selbst auf steinigem Untergrund, auf Wurzelwerk und vereisten Partien.
Gut zwei Stunden später ist die Haninger Schwaige erreicht. Auf der urigen bewirtschafteten Almhütte unterhalb der steil aufragenden Vajolettürme gibt es nur ein eiskaltes Plumpsklo auf dem Hof. Macht aber nichts: Der warme Bollerofen, eine Apfelschorle, sowie Speck und Eier aus der Gusspfanne bauen die leicht erschöpften Schneeschuhtester wieder auf.
Die letzte Etappe führt bergab wieder über einen abenteuerlichen Pfad, durch eine bewaldete Schlucht, über einen zugefrorenen Gebirgsbach und dann über einen erholsamen Forstweg an eine Straße oberhalb von Tiers. Hier wartet Busfahrer Sepp bereits mit seinem „Taxi“. Eigentlich schade, dass man jetzt die Schneeschuhe wieder abgeben muss, aber für etwa 150 Euro kann man sich selbst ein Paar eigene zulegen.
Auf jeden Fall ist Bergwandern mit Schneeschuhen eine wunderbare Alternative, wenn im Winterurlaub mal kein Wetter für Schönwetterskifahrer ist oder man sich ganz einfach mal etwas vom Pistengetümmel absetzen will. Und die Seiser Alm nebst Rosengarten ist ein herrliches Schneeschuhrevier.