Professor Michèle Knodt von der TU Darmstadt hat sich mit der Ahrflut beschäftigt und untersucht, an welchen Stellen es im Katastrophenschutz gehapert hat. Ein Interview.
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Frau Knodt, Sie haben herausgefunden, dass bei der Ahrflut die Koordination innerhalb des Katastrophenschutzes sowie zwischen diesem, der Politik und der Verwaltung nicht funktioniert hat. Wie kamen Sie zu dem Ergebnis?
Wir haben drei Datenarten: Zum einen sind das Interviews mit Rettungskräften, die im Ahrtal im Katastrophenschutz tätig waren. Zweitens eine Umfrage unter Einwohnern im Ahrtal. Drittens eine teilnehmende Beobachtung: Meine Kollegin, die mit mir die Arbeit geschrieben hat, war bei der Ahrflut als Einsatzkraft dabei.
Was waren die Herausforderungen für die Einsatzkräfte?
Neben dem Ausmaß auch die Dauer der Katastrophe. Auf Einsätze von mehreren Wochen, bei denen man täglich 24 Stunden eingesetzt war, war man nicht vorbereitet. Dafür reichte das Personal nicht. Daher wurde viel Personal nur kurz eingesetzt, dann wurde rotiert. Dabei geht aber ständig viel Wissen verloren.
Könnten Sie nach den Gesprächen Verantwortliche ausmachen?
Uns geht es nicht darum, Schuldige zu benennen. Wir wollen die strukturellen Probleme des Katastrophenmanagements identifizieren. Ein zentrales Problem ist die Koordination zwischen der politischen Ebene, die etwa den Katastrophenfall ausruft und Evakuierungen anordnen muss, und dem Katastrophenschutz. Diese Entscheidungen hätten früher fallen müssen. Aber die politische Ebene ist nicht in die Übungen des Katastrophenschutzes einbezogen. Für solche Entscheidungen braucht es Mut. Den kann man nur aufbringen, wenn man mittrainiert hat.
Sie haben sich auch die Reaktionen auf die Flut in NRW angesehen. Was lief dort anders als in Rheinland-Pfalz?
NRW ist nicht so dezentral organisiert wie Rheinland-Pfalz und verfügt über einen besser funktionierenden zentralen Katastrophenschutz. In Rheinland-Pfalz hat das Krisenmanagement über die ADD, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, nicht gut funktioniert. Koordinationsprobleme gibt es aber in beiden Ländern. Unser Vorschlag ist unter anderem: Ein Expertenteam zu schicken, das Erfahrung damit hat, große Schadenslagen zu bearbeiten. Dieses Team könnte lokal unterstützen und beraten.
Die Enquete-Kommission in rheinland-pfälzischen Landtag will Lehren aus der Ahrflut ziehen. Auch Sie liefern in Ihrer Studie Vorschläge für Verbesserungen. Sind die Abgeordneten auf dem richtigen Weg?
Mit uns haben sie nicht geredet, das ist schade. Aber gut ist, dass Rheinland-Pfalz in die richtige Richtung marschiert.
„Training ist das A und O“
Zum Beispiel?
Rheinland-Pfalz war eines der Bundesländer, das bisher wenig in den Katastrophenschutz investiert hat. Es war eher unterausgestattet. Das wurde geändert: Man hat Hubschrauber gekauft, Einsatzfahrzeuge, in Führungskräfte und Personal investiert. Die Landesregierung hat entschieden, ein Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz mit Lagezentrum einzurichten. Auch da sind sie auf dem richtigen Weg. Denn die ADD war dafür gar nicht ausgerüstet, hat kein Lagezentrum, ist nicht auf Katastrophen spezialisiert.
Was fehlt noch?
Die Koordination zwischen Politik, Verwaltung, Katastrophenschutz und Einsatzkräften muss besser trainiert werden. Ein Training, bei dem auch Politik und Verwaltung dabei sind, ist das A und O.
Wie kann das gelingen?
Bei solch großen Katastrophen braucht es eine zentrale Führung von oben. Sie darf weiter unten nicht infrage gestellt werden. Auch das hat bei der Ahrflut nicht immer geklappt. Und man braucht eine gemeinsame Sprache: Im Ahrtal mussten Einsatztaktiken und Fachbegriffe erst mühevoll übersetzt werden, weil die verschiedenen Gruppen unterschiedliche Begriffe verwenden. Das hat den Einsatz verlangsamt. Ein Handbuch wäre ein erster Schritt.
Bei neuer Katastrophe besser gerüstet?
Wenn sich so etwas Schlimmes wie die Ahrflut wieder ereignen würde, wäre das Land besser vorbereitet?
Es würde heute anders laufen, in Teilen sicher besser, in Teilen jedoch mit denselben Schwierigkeiten. Ein Erfahrungswissen verliert sich nach ein paar Jahren, nicht nur bei den Einsatzkräften, auch bei der Bevölkerung. Nach 30 Jahren ist nicht mehr viel da.
Es gibt andere Beispiele für unvorhergesehene Ereignisse und die schnelle Rettung von vielen Menschen. Gwendolyn El Atreby, die den Bataclan-Einsatz mit 130 Toten, sehr vielen Verletzten und 730 Rettungskräften für das Französische Rote Kreuz koordiniert hat, hat viel Lob erhalten. Kann man einen Terroranschlag mit einer Flut vergleichen? Was kann Rheinland-Pfalz von Frankreich lernen?
Wenn ein Gebäude betroffen ist, ist die Schadenslage begrenzt. Bei einem Schaden draußen ist nicht so schnell klar, wo er aufhört. Wäre bei der Ahrflut nur eine Stadt oder ein Stadtteil betroffen gewesen, wäre es ganz anders abgelaufen. Da sind die Einsatzkräfte geübt. Aber bei einem so übergreifenden Schaden läuft der Katastrophenschutz ganz anders ab. Man muss üben, üben, üben, auch auf die Gefahr hin, dass nichts passiert.