Weil die Lage in den Kliniken sich entspannt, lockert die Landesregierung die Corona-Regeln. Auch für Schulen gibt es Neuerungen. Ein Überblick.
WIESBADEN. In Hessen dauert die Quarantäne für Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, künftig nur noch fünf Tage. Eine anschließende Freitestung ist nicht mehr erforderlich. Das hat Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Donnerstag in Wiesbaden mitgeteilt. Infizierten mit Symptomen empfehle man allerdings ausdrücklich, die Isolation in Eigenverantwortung beizubehalten, bis sie mindestens 48 Stunden symptomfrei sind. Außerdem müssen künftig auch ungeimpfte Haushaltsangehörige von positiv-getesteten Personen nicht mehr in Quarantäne. Infizierte Mitarbeiter von Arztpraxen und Krankenhäusern sollen künftig frühestens am fünften Tag nach Beginn ihrer Isolation mit einer Freitestung mittels „qualifizierten Tests“ wieder die Arbeit aufnehmen.
Diese Maßnahmen, die Hessen nach anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz und Bayern umsetzt, sind Teil der gelockerten Regeln, die ab Freitag und zunächst bis 26. Mai gelten sollen. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, das ist uns bewusst“, sagte Bouffier. Trotzdem erlaube die aktuell entspanntere Lage, einen weiteren Schritt in Richtung Normalität zu gehen. Vor allem die Situation in Hessens Krankenhäusern weise in die Richtung vereinfachter Regeln. So seien momentan 133 Menschen wegen einer Covid-Infektion in intensivmedizinischer Behandlung, auf den regulären Stationen in hessischen Kliniken würden aktuell 1070 Corona-Patienten behandelt.
Nach wie vor hohen Ansteckungszahlen durch Omikron
Ein weiterer Bereich sind die Lockerungen in den Schulen, wo das Infektionsgeschehen überschaubar sei. Der Wegfall der Pflichttests für ungeimpfte Schüler und andere Maßnahmen sollen am kommenden Montag in Kraft treten.
„Wir haben uns das nicht leicht gemacht“, betonte der Ministerpräsident mit Blick auf die Beschlüsse des Corona-Kabinetts, das zuvor getagt hatte. Das Problem der nach wie vor hohen Ansteckungszahlen durch die hochinfektiöse Omikron-Virusvariante könnte man letztlich nur mit dem „großen Besteck“ lösen, der Instrumentenkasten stehe aber mit dem neuen Infektionsschutzgesetz gar nicht mehr zur Verfügung. Daher setze man nun auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung. „Wir können und wollen das nicht mit Verordnungen regeln“, sagte Bouffier. Diese Zeit sei vorbei. „Wir müssen weiter vorsichtig sein – und letztlich mit Corona leben.“
Auf die Fragen von Journalisten nach Maßnahmen, um Ausbrüche im Herbst zu vermeiden, erneuerte der Regierungschef seine Kritik an der Bundesregierung. So sei das neue Infektionsschutzgesetz ohne Beteiligung der Länder gemacht worden, außerdem erzeuge Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei den Menschen Angst, statt sinnvolle Vorschläge zu unterbreiten. Hessen stehe dagegen für eine besonnene, sorgfältige und verlässliche Politik. Schließlich „weiß niemand genau, wie die Dinge sich entwickeln“.
Für Bouffier dürfte es eine der letzten Bekanntmachungen von Beschlüssen des Corona-Kabinetts gewesen sein: Am 31. Mai übergibt der 70-Jährige das Amt an den heutigen Landtagspräsidenten Boris Rhein (CDU), der an diesem Tag im Landtag zum neuen Ministerpräsidenten gewählt werden soll.