In seiner Neujahrsansprache hofft der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf auf den Corona-Impfstoff und Normalität. Ein anderes heikles Thema spart er aus.
MAINZ. Es wäre der Samstag, an dem sich im Erbacher Hof Mitarbeiter des Bistums, Geistliche, Politiker, Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft getroffen hätten, um gemeinsam beim Neujahresempfang des Bischofs über aktuelle Themen der Kirche zu sprechen. Dieses Jahr stehen Bischof Peter Kohlgraf und Susanne Barner, Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung, allein im Dom- und Diözesanmuseum und richten sich per Video ans Bistum.
„Wenn ich gefragt werde, wie ich auf des Jahr 2020 blicke, dann sehe ich das Jahr mit gemischten Gefühlen“, sagt der Bischof. Auf der einen Seite habe das Jahr viel Kreativität zutage gefördert, anderes wiederum „möchte ich aus meiner Erinnerung streichen.“
Beim Synodalen Weg in Deutschland, der sich mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs befasst, gebe es Verzögerungen; und auch beim pastoralen Weg im Bistum Mainz, der sich unter anderem mit der Neustrukturierung der Pfarreien befasst, „hätte ich‘s gerne schneller. Aber wir werden Zeit brauchen, da in einen neuen Rhythmus zu kommen.“ Er hoffe auf den Impfstoff, hoffe, dass es in absehbarer Zeit zu Normalität kommt: „Es hat alles seine Zeit“, erinnert er an das Buch des alttestamentlichen Weisen Kohelet. „Zeit zu umarmen, eine Zeit, Umarmungen zu lösen. Wir hoffen, dass auch wieder normale Zeiten kommen.“
Der Bischof spricht auch davon, wieviel Positives er in 2020 erlebt habe – unter anderem, was das Engagement der kirchlichen Mitarbeiter in Kitas, Schulen, Krankenhäuern und Pflegeeinrichtungen betrifft. Das Bistum habe 16 Mitarbeiter ganz besonders geschult für die Betreuung von schwer erkrankten Covid-Patienten. „Kirche war im Haupt- und Ehrenamt auch viel und nah bei den Menschen.“
Ein ganz wichtiger Begriff, der auch auf dem pastoralen Weg eine große Rolle spielen wird, sei die „Vernetzung“. Verschiedene Gemeinden und Kirchorte, Haupt- und Nebenamtliche sollten sich miteinander vernetzen, kündigt Bischof Peter Kohlgraf an. Susanne Barner erinnert an die vielen digitalen Angebote, die entwickelt wurden; klar sei auch, dass die Gemeinschaft weiterhin unverzichtbar sei. Auch erwarteten die Menschen Stellungnahmen der Kirchen zu wichtigen gesellschaftlichen Themen – gerade im Superwahljahr 2021. „Da können Christen deutlich Position beziehen“, so Susanne Barner.
Aber auch Entscheidungen über künftigen Strukturen und schwierige Haushaltsentscheidungen stünden an, sagt sie. Die Gemeinden müssten dabei mitgenommen werden – „damit die Menschen vorbereitet sind auf die Veränderungen, die ab 2022 wirklich spürbar sind.“
Sparmaßnahmen sind kein Thema
Ein Thema, auf das die Menschen im Bistum in der Neujahrsansprache sicher gewartet haben, sparen der Bischof und die Chefin der Diözesanversammlung allerdings aus: die Sparmaßnahmen des Bistums, die dazu führen, dass kirchliche Trägerschaften von Schulen und Weiterbildungseinrichtungen aufgegeben werden. Auch die Nachricht, dass das Bistum Mainz 2020 beschlossen hat, seine Anteile am Katholischen Klinikum Mainz (KKM) und am Heilig-Geist-Hospital in Bingen an die Marienhaus Gesellschaft zu verkaufen, sprechen beide nicht an – dabei dürften gerade das im Bistum Mainz die Themen gewesen sein, die die Menschen sehr unmittelbar beschäftigt haben und auch weiterhin beschäftigen.