Gesundheit wie aus einem Guss

Der hessische „Gesundheitspakt 3.0“ soll die Situation in Medizin und Pflege verbessern. Archivfoto: dpa
WIESBADEN - Eine bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Gesundheitsversorgung sowie der Pflege und die Gewinnung von Hausärzten vor allem für den ländlichen Raum sind zentrale Ziele des „Gesundheitspakts 3.0“, der am Montag vom hessischen Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) und mehreren Verbänden unterzeichnet wurde. Partner des Landes bei dem bis 2022 laufenden Projekt sind unter anderem Ärzte-, Kassen- und Apothekerverbände, die Wohlfahrtspflege und Universitäten sowie die kommunalen Spitzenverbände. Mit dem Pakt setzt Hessen die 2012 gestartete Zusammenarbeit mit insgesamt 14 Partnern für weitere vier Jahre fort.
Die Angebote des Kompetenzzentrums Weiterbildung für Allgemeinmediziner sollen in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Jungen Ärzten werden Hilfen bei der Übernahme einer Praxis angeboten. Außerdem soll jungen Frauen nach der Elternzeit mit Fortbildung der Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert werden.
Mehr Hausärzte für ländliche Regionen
Hier müssten alle Akteure noch enger zusammenarbeiten, sagte Frank Dastych, Landesvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung. Nur so werde es gelingen, die Versorgung mit Hausärzten in weniger besiedelten Regionen zu gewährleisten. Die Leistungen des Kompetenzzentrums hätten den Beruf des Allgemeinarztes deutlich attraktiver gemacht, erklärte Grüttner. Daher solle das Angebot auf andere Facharztgruppen ausgedehnt werden.
STUDIENPLÄTZE
In Hessen gibt es etwa 9800 Studienplätze für Humanmedizin. Die Zahl der Bewerber liegt seit Jahren deutlich höher. Daher will das Land bis zum Wintersemester 2020/2021 an der Uni Marburg 185 Teilstudienplätze in Vollstudienplätze umwandeln.
Die Partner des Pakts vereinbarten den Aufbau eines Gesundheitsdatenpools als Onlineportal. Zunächst sollten auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte die Zahl der Ärzte sowie die Zahl und Standorte von Krankenhäusern, Apotheken und Pflegediensten erfasst werden, erläuterte Grüttner.
Am Rande der Unterzeichnung des Pakts gab Grüttner bekannt, dass er am Montag eine Verordnung zur flächendeckenden Krankenhausversorgung in Hessen unterzeichnet habe. Mit sogenannten Sicherungszuschlägen könne die notwendige stationäre Versorgung nun auch dort gesichert werden, wo zwischen 100 und 150 Einwohner pro Quadratkilometer lebten, also in dünn besiedelten Regionen. Außerdem werden die Zuschläge dann bewilligt, wenn 3500 Einwohner ohne das Krankenhaus mehr als 40 Minuten Fahrtzeit zu einer Notfallklinik benötigen würden. Das Ministerium schätzt, dass die Verordnung sechs bis zehn Kliniken betreffen wird. Grüttner betonte, dass Hessen damit als erstes Bundesland eine Sonderregelung abweichend vom Bundesrecht geschaffen habe. Für die Versorgung des ländlichen Raums sei Hessen einmal mehr Vorreiter.