Wetzlarer Kieferorthopäde produziert Schutzvisiere zum Selberdrucken
Der Wetzlarer Kieferorthopäde Dr. Walter Wesemann produziert selbst Visiere zum Schutz gegen das Coronavirus: Er druckt sie einfach aus - und stellt die Anleitung auf seiner Homepage allen zur Verfügung.
Bietet Schutz gegen das Virus: Visier und Halterung zum Selberdrucken. Der Wetzlarer Kieferorthopäde Walter Wesemann (Foto links) druckt die Ausrüstung mit dem 3D-Drucker aus - und hofft auf Mithilfe. Foto: Wesemann
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WETZLAR/BERLIN - Die Ankündigung war erst wenige Minuten online, schon kam die erste Anfrage von Kollegen: Der Wetzlarer Kieferorthopäde Dr. Walter Wesemann macht aus der Not - sprich erheblichen Lieferengpässen bei medizinischer Schutzausrüstung - eine Tugend und produziert selbst Visiere zum Schutz gegen das Coronavirus: Er druckt sie einfach aus und stellt die Anleitung allen auf seiner Homepage www.drwesemann-kfo.de zur Verfügung.
"Für meine Kollegen und mich wird es zunehmend schwieriger, geeignete Visierschilder zu beziehen, um unsere Patienten und Mitarbeiter vor dem Coronavirus zu schützen", berichtet der Kieferorthopäde. Zusammen mit seinem Sohn, Dr. Christian Wesemann, Leiter der Arbeitsgruppe Additive Fertigung in der Zahnmedizin an der Berliner Charité, sei nun ein Verfahren optimiert worden, mit dem man dank handelsüblicher 3-D-Drucker Visiere selbst drucken kann - und zwar aus Maisstärke.
Kostengünstige Lösung für alle, die Schutz benötigen
Und wie funktioniert's? Die Halterung für ein Schutzschild könne für einen Materialpreis von ein bis zwei Euro in etwa 90 Minuten gedruckt werden. Anschließend werden handelsübliche Laminierfolien, Klarsichtfolien oder Overheadfolien als Visiere daran befestigt. Die Halterung könne mit jedem möglichen Material, das den medizinischen Anforderungen genüge, gedruckt werden - auch aus Maisstärke.
"Eine kostengünstige Lösung für alle, die beruflich Schutz benötigen und keinen mehr bekommen", so Wesemann. Die Schutzvisiere seien für alle Berufsgruppen geeignet, die ihn brauchen: "Für Pflegekräfte, die keine Schutzmasken haben, für Mediziner, denen die Schutzmasken ausgehen, für Polizisten, für Mitarbeiter an der Supermarktkasse, die einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind.
Ziel sei es, denjenigen, die sich trotz erhöhten Risikos für die Gesellschaft einsetzen, möglichst kostenfrei solche Visiere zukommen zu lassen. "Der Fokus der Entwicklung lag dabei auf Modellen, deren Druckpläne als open source online frei verfügbar sind, um so zu ermöglichen, dass jeder, der im Besitz eines einfachen 3-D-Druckers ist, diese Schildhalterungen selbst drucken kann", so der Wetzlarer.
Zusammen mit den Kollegen der Charité-Universitätsmedizin Berlin und dem Universitätsklinikum Freiburg seien unterschiedliche Varianten auf ihren klinischen Nutzen hin überprüft und optimiert worden. "Der von uns empfohlene Visierhalter erfüllt nun alle Hygieneanforderungen, ist sterilisierbar und am Ende sogar kompostierbar", sagt Wesemann. Es sei in dieser Krise letztlich aber nur ein Notwerkzeug.
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Wesemann appelliert: "Jede Firma oder Privatperson, die zurzeit freie Druckerkapazitäten hat, kann mithelfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Risiken für gefährdete Berufsgruppen zu minimieren. Wir hoffen auf eine möglichst breite Unterstützung von seiten der heimischen Industrie, denn der Bedarf ist offensichtlich immens".
In anderen Regionen erfahre man bereits maximale Unterstützung: Mehrere Universitätskliniken hätten sich bereits mit Industriepartnern aus dem Bereich additive Fertigung zusammengeschlossen. "Und es werden fast stündlich mehr", so Wesemann.
"Es sollen alle etwas davon haben, die es jetzt brauchen. Druckpläne und detaillierte Anleitungen zum Selberdrucken sind für alle einsehbar auf Wesemanns Internetseite unter www.drwesemann-kfo.de (Menüpunkt Coronahilfsmittel) hinterlegt.
Seit wenigen Tagen macht die Nachricht von der Eigenproduktion der Visierhalterungen unter den zahnärztlichen Kollegen die Runde. Seitdem gebe es Nachfragen zu Hauf: Die 3-D-Drucker in der Praxis des Kieferorthopäden seien seit dem Wochenende fast ununterbrochen im Einsatz. "Wir geben unser Bestes und wir hoffen, die bisherigen Anfragen bis zum Mittwoch abarbeiten und dann kostenfrei verteilen zu können. Aber wir werden schon kurzfristig Hilfe benötigen, weil unsere Kapazitäten begrenzt sind.".