Schütze von Hamburg war Ex-Mitglied der Zeugen Jehovas

aus Blaulicht

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Bei Schüssen in einer Hamburger Kirche starben mehrere Menschen.

In einem Gebäude der Zeugen Jehovas werden Menschen durch Schüsse getötet und verletzt. Unter den Toten ist auch der mittlerweile bekannte Täter. Was wir wissen, und was nicht.

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Hamburg. Viele Details zu den tödlichen Schüssen bei der Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg sind noch unklar. Vor allem stellt sich die Frage nach dem Motiv für die Tat und der Identität des Täters. In einer Pressekonferenz hat die Polizei über den aktuellen Kenntnisstand informiert. Hamburgs Innensenator Andy Grote hat auf dieser Pressekonferenz die tödlichen Schüsse als Amoktat bezeichnet. Er ergänzte: „Wir haben es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit dem sehr, sehr schnellen und entschlossenen Eingreifen der Einsatzkräfte der Polizei zu verdanken, dass hier nicht noch mehr Opfer zu beklagen sind.”

Was wir wissen:

Der Tatablauf: Am Donnerstag um kurz vor 21. Uhr fallen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg mehrere Schüsse. Um 21.04 Uhr gehen die ersten Notrufe ein, teilweise aus dem Gebäude. Einsatzkräfte der Polizei sind vier Minuten später am Tatort, sehen einen Mann in den oberen Stock flüchten und hören einen Schuss. Wenig später finden sie dort den tödlich verletzten Täter.

Schüsse in Hamburg
Ermittler stehen am Morgen vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg, in dem mehrere Menschen getötet wurden. (© Steven Hutchings/Tnn/dpa)

Tote und Verletzte: Nach Angaben der Polizei hat der Täter sieben Menschen getötet, darunter ein ungeborenes 28 Wochen altes Kind. Die Mutter überlebte schwer verletzt. Bei den Todesopfern handelt es sich um vier Männer, zwei Frauen und das ungeborene Mädchen. Die Männer und Frauen seien zwischen 33 und 60 Jahre alt. Die Todesopfer hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Zudem sind acht Menschen verletzt worden, vier von ihnen schwer. Der Täter richtet nach dem Eintreffen der Polizei die Waffe auf sich und tötet sich selbst.

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Der Täter: Bei dem Täter Philipp F. handelt es sich um einen 35 Jahre alten Deutschen, der aus Bayern stammte. Der Banker war in der Vergangenheit Mitglied der Zeugen Jehovas, aus der Gemeinde aber vor eineinhalb Jahren ausgetreten. Der Mann war nicht mit den Opfern der Amoktat verwandt. Er war Sportschütze und durfte seit Dezember 2022 legal eine halbautomatische Pistole besitzen, die auch die Tatwaffe war. In seiner kurz nach Mitternacht durchsuchten Wohnung wurde eine große Menge Munition gefunden worden - 15 geladene Magazine mit jeweils 15 Patronen und 4 Schachteln Munition mit weiteren 200 Patronen. Der mutmaßliche Todesschütze ist den Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen nicht als Extremist bekannt gewesen. Dass sein Name dennoch in den Datenbanken der Sicherheitsbehörden auftauchte, hat dem Vernehmen nach keinen kriminellen Hintergrund, sondern liegt an seiner Beantragung einer waffenrechtlichen Erlaubnis.. Die Waffenbehörde erhielt nach Angaben des Hamburger Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer im Januar einen anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Erkrankung von Philipp F.. Ziel des unbekannten Schreibers sei es gewesen, das Verhalten und die waffenrechtlichen Vorschriften in Bezug auf Philipp F. überprüfen zu lassen. Die unbekannte Person habe ferner geschrieben, dass die psychische Erkrankung von F. möglicherweise ärztlich nicht diagnostiziert sei, da sich F. nicht in ärztliche Behandlung begebe. F. habe laut dem Schreiben eine besondere Wut auf religiöse Anhänger gehegt, besonders auf die Zeugen Jehovas und seinen ehemaligen Arbeitgeber. Die Beamten der Waffenbehörde hätten nach dem Hinweis weiter recherchiert. Anfang Februar sei F. von zwei Beamten der Waffenbehörde unangekündigt aufgesucht worden. Dies sei eine Standardkontrolle gewesen, die nach einem anonymen Hinweis erfolge. F. habe sich kooperativ gezeigt, sagte Meyer. Es habe keine relevanten Beanstandungen gegeben. Die rechtlichen Möglichkeiten seien damit ausgeschöpft gewesen.

Das Motiv: Die Hamburger Polizei stuft die Schüsse während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas laut Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoktat ein.

Was wir noch nicht wissen:

Der Tatablauf: Die detaillierte zeitliche Abfolge der Schüsse ist noch nicht ganz klar. Hinweise darauf geben Aussagen und Videos von Anwohnern. Einer Anwohnerin zufolge sollen vier Mal mehrere Schüsse abgegeben worden sein. In dem Video eines Anwohners ist zudem zu sehen, dass eine schwarz gekleidete Person durch eine kaputte Scheibe mehrfach von außen in das Gebäude schießt und schließlich in das Haus einsteigt und darin weiterschießt.

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Das Motiv: Warum der Täter geschossen hat, ist weiter völlig unklar. Allerdings deuten laut Ermittlern Hinweise darauf hin, dass er die Gemeinde nicht im Guten verlassen hatte.. .