Hoffnungszeichen: Deutsche Helfer retten Mutter und Kind

Eine Mutter und ihre sechsjährige Tochter konnten in der Nacht auf Donnerstag lebend aus einem eingestürzten Haus im türkischen Kahramanmaraş gerettet werden. Die Einsatzteams der deutschen Hilfsorganisation @fire und der britischen Hilfsorganisation SARAID arbeiteten fast 20 Stunden lang unermüdlich an der schwierigen Rettung.

Nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien sind viele deutsche Hilfskräfte im Einsatz, auch aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Opferzahl steigt – aber die Retter sind unermüdlich.

Anzeige

Adana/Frankfurt. Tausende Tote, Zehntausende Verletzte. Und noch immer steigt die Zahl der Opfer nach dem Erdbeben im Südosten der Türkei und in Syrien unaufhörlich. Doch inmitten der Katastrophe gibt es auch vereinzelt Zeichen der Hoffnung: So haben deutsche und britische Helfer in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in der türkischen Stadt Kahramanmaras eine Mutter und ihre sechsjährige Tochter aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses befreit. Das teilte die Hilfsorganisation @fire am Donnerstag mit. Die Helfer, darunter auch mehrere aus dem Rhein-Main-Gebiet, waren von Frankfurt aus ins Katastrophengebiet geflogen.

Gegen 5 Uhr am Mittwochmorgen seien Mutter und Kind geortet worden, sagte @fire-Sprecher Sebastian Baum in Hattersheim (Main-Taunus-Kreis). Fast 20 Stunden lang hätten sich dann die Helferinnen und Helfer von @fire und der britischen Organisation Saraid durch die Trümmer des Hauses gearbeitet. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit – bei Minustemperaturen drohten Mutter und Kind zu erfrieren. Mit schwerem Gerät und in Handarbeit wurde ein Tunnel gegraben. Gegen 0.30 Uhr am Donnerstagmorgen war es dann geschafft, beide konnten lebend gerettet werden. „Das ist das, worauf unsere Helfer all die Jahre hinarbeiten und sich vorbereiten und viel persönliches Engagement hineinstecken. Der Moment, ein Leben zu retten, ist genau das, wofür wir das machen”, sagte Baum.

Anzeige

Eine erste @fire-Gruppe war bereits am Montagabend von Frankfurt aus gestartet, inzwischen sind 40 ehrenamtliche Einsatzkräfte der deutschen Hilfsorganisation und drei Rettungshunde im Katastrophengebiet. Weitere Helfer wolle die Organisation erst einmal nicht schicken, sagte Baum. Von vornherein war der Einsatz auf zehn Tage ausgelegt, möglicherweise könnte er aber schon am Wochenende enden. Denn dann könnte die Such- und Rettungsphase schon weitestgehend abgeschlossen sein; bei solchen Katastrophen gehe man davon aus, dass nach 72 Stunden die Überlebenswahrscheinlichkeit nahe Null liege, sagte Baum.

THW bringt Helfer aus Hessen und Rheinland-Pfalz ins Erdbebengebiet in die Türkei

Neben anderen deutschen Organisationen bringt auch das Technische Hilfswerk (THW) immer mehr Material und Menschen ins Erdbebengebiet. Bereits am Mittwochmorgen war ein 50-köpfiges Such- und Rettungsteam in Gaziantep (Türkei) eingetroffen mit THW-Helfern aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen und Bayern – Mitglieder der „Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland” (SEEBA). „Der Fokus liegt momentan ganz klar auf der Rettung und Erstversorgung der betroffenen Menschen”, sagte THW-Präsident Gerd Friedsam. „Und das ist genau das, worin unsere SEEBA ausgebildet und trainiert ist.” Der letzte große Einsatz der Gruppe war die Explosion im Hafen von Beirut 2020.

Am Donnerstagmorgen sind dann drei A400M-Flugzeuge der Bundeswehr in die Türkei gestartet, mit zwei Logistikern und rund 55 Tonnen Hilfsgütern an Bord: Zelte, Heizlüfter, Feldbetten, Schlafsäcke, Decken. Das THW hält für internationale Katastrophenlagen Hilfsgüter bereit, die in das betroffene Land versendet werden können. Ebenfalls einsatzbereit ist laut THW die „Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland” (SEEWA), die mit Trinkwasseraufbereitungsanlagen bis zu 30.000 Menschen am Tag mit sauberem Wasser versorgen könne.