Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium hat Corona-bezogene Hygieneempfehlungen für Kitas veröffentlicht – eine der Voraussetzungen für eine weitere Öffnung der Einrichtungen.
Von Sonja Werner
Reporterin Politik
Noch sind nur eine Minderheit der Kinder in den Kitas. Doch möglicherweise ändert sich das bald.
(Foto: dpa)
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MAINZ - Maximal zehn Kinder pro Gruppe, mit den Kindern das Händewaschen und richtige Niesen üben, mindestens vier Mal am Tag 15 Minuten oder mehr Stoßlüften und so viel Zeit wie möglich mit der Gruppe im Freien verbringen – das sind einige der Eckpunkte der neuen Hygieneempfehlungen für die Kindertagesstätten, die vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium entwickelt und nun veröffentlicht worden sind. „In kleinen Schritten zurück zur Normalität“ sind die Empfehlungen überschrieben und sollen auf dem Weg zur weiteren Öffnung der Kitas während der Corona-Pandemie wichtige Fragen klären.
In Hessen hat man sich am Dienstag bereits auf den 2. Juni als Start für die Kitas im Land festgelegt. In Rheinland-Pfalz ist nun die Veröffentlichung der neuen Hygieneregeln ein erster Schritt in diese Richtung.
Möglicherweise wird zeitweise auf Zahnbürsten verzichtet
Ein Mund-Nasenschutz wird dabei vor allem für das Wirtschaftspersonal empfohlen. Für das pädagogische Personal müsse man prüfen, inwieweit das Tragen einer Maske möglich und sinnvoll sei. In den Toilettenräumen müssten zudem ausreichend Flüssigseifenspender und Einmalhandtücher bereitstehen. Bei Zahnbürsten sollte man prüfen, ob man auf diese übergangsweise nicht verzichten könne. Und auch für Personen mit Heuschnupfen gelten besondere Regeln: Sie dürfen die Kita bei akuten Symptomen zur Sicherheit nicht betreten.
„Wir alle wissen, dass unsere Eltern im Land darauf warten, dass es auch in den Kitas weitere Öffnungen geben kann. Mit den nun vorliegenden Empfehlungen, die es ermöglichen, die bisherigen Pläne der Einrichtungen zu präzisieren, schaffen wir weitere Voraussetzungen für die stufenweise Öffnung der Einrichtungen“, erklärte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Nun müsse man schauen, welche Ergebnisse die Beratungen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch brächten.
In den Kitas Abstandsregeln einzuhalten, sei nicht möglich, stellte die Ministerin zudem klar. Dies habe man auch in den Empfehlungen berücksichtigt. Denn: „Kinder brauchen Nähe. Sie müssen getröstet werden, wenn sie traurig sind, sie benötigen Hilfe bei der Hygiene und werden zum Teil auch noch gewickelt.“
„Ein fairer Kompromiss zwischen verschiedenen Bedürfnissen“
Maximal zehn Kinder sollen pro Gruppe betreut werden, heißt es zudem in den Empfehlungen zu den Gruppengrößen. Das entspreche auch den gewerkschaftlichen Forderungen und sei für die Erzieherinnen und Erzieher sowie für die Kinder vorteilhaft, sagte Rolf Führ, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Komba. Erzieherinnen und Erzieher, die zu den Risikogruppen gehören, sollen zudem nicht eingesetzt werden. Bei Personal über 60 Jahren solle man jeweils vor Ort klären, ob dies in die Betreuung eingebunden werden kann.
Sowohl die Erzieher als auch die Eltern könnten darüber hinaus Hygieneregeln wie das richtige Husten und Niesen spielerisch mit den Kindern üben, erklärte zudem Andreas Winheller als Vorsitzender des Landeselternausschusses und betonte, wie wichtig es sei, das alle Beteiligten zusammenarbeiten. „Diese Hygienerichtlinien sind ein fairer Kompromiss zwischen den verschiedenen Bedürfnissen und ermöglichen auf wissenschaftlich fundierter Grundlage, tatsächlich Kita-Angebote auch während der Zeit der Corona-Normalität für alle Kinder zu machen“, führte er fort. Die Eltern seien froh, wenn es wieder losgehen könne. „Damit das auf Dauer funktioniert, müssen wir vorsichtig sein: Wenn Kinder Krankheitszeichen zeigen oder Atemwegssymptome haben, dann müssen sie zuhause bleiben“, lautet sein Appell.
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Lob gab es für die Pläne auch vom Paritätischen Wohlfahrtsverband: „Wir begrüßen diesen Schritt der Landesregierung gerade im Hinblick auf die Wahrung der Kinderrechte sehr“, erklärte die stellvertretende Landesgeschäftsführerin, Regine Schuster. „Es muss uns allen darum gehen, dass möglichst viele Kinder nun nach und nach wieder die Möglichkeit bekommen, einen halbwegs normalen und erfüllten Alltag zu führen.“ Dazu gehöre besonders das Spielen mit anderen Kindern in einer Atmosphäre mit genügend Platz und engagierten Mitarbeitern, die dies auch in einer solch schwierigen Zeit ermöglichten.
Aktuell werde die Notbetreuung weiterhin sehr umsichtig und verantwortungsvoll genutzt: Bei 183.000 Kita-Plätzen im Land wurden zum Start der erweiterten Notbetreuung rund 5,6 Prozent der Kinder betreut. Am 30. April waren es dann rund 7,7 Prozent.