Patrik Kühnen, Boris Becker, Eric Jelen und Carl-Uwe Steeb (von links) mit einem Fotogeschenk als Dank und Erinnerung an den Davis-Cup-Sieg 1988 durch einen 4:1-Finalsieg gegen Schweden.
(Foto: dpa)
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BAD HOMBURG - Die Vier mussten länger überlegen, wann sie das letzte Mal komplett zusammengesessen haben. Sie einigten sich auf den 70. Geburtstag von Niki Pilic, dem Vater ihres größten gemeinsamen Erfolgs. Das ist schon wieder fast zehn Jahre her. „Aber wenn wir uns treffen, ist es, als hätten wir uns erst gestern gesehen. Der Zusammenhalt ist das, was uns damals schon ausgemacht hat“. Damals, das ist der 17. Dezember 1988, über den Boris Becker wohl immer spricht, wenn er Carl-Uwe Steeb, Eric Jelen und Patrik Kühnen trifft.
Am Mittwoch war es wieder mal so weit. Gut 30 Jahre, nachdem die glorreichen Vier in Göteborg dem deutschen Tennissport den ersten Davis-Cup-Sieg beschert hatten. „Das Wunder von Göteborg hat vielleicht nicht die gesellschaftliche Bedeutung wie das Wunder von Bern, es war aber die Initialzündung für eine Tennis- und Davis-Cup-Euphorie in Deutschland“, sagte Ulrich Klaus als Präsident des Deutschen Tennis-Bundes, der in Hessen zwei Davis-Cup-Generationen zusammenführt. Die Helden von damals, die den Schweden im eigenen Land eine 1:4-Finalniederlage beibrachten. Und die besten deutschen Spieler von heute, die am Freitag und Samstag in der Frankfurter Fraport Arena gegen Ungarn die Qualifikation für das erste Davis-Cup-Finalturnier perfekt machen sollen. „Die Bezeichnung krasser Außenseiter war eigentlich noch untertrieben“, blickt Boris Becker auf die Ausgangslage zurück. Schließlich stand eine Mannschaft mit Mats Wilander und Stefan Edberg gegenüber, die alle vier Grand-Slam-Turniere des Jahres gewonnen hatten und an den ersten beiden Positionen der Weltrangliste standen. „Es war klar, dass Boris beide auf Sand schlagen kann, und wir haben überlegt, wie wir irgendwie den dritten Punkt holen können“, formulierte Carl-Uwe Steeb die taktischen Gedanken von damals. Er selbst war es, der als erster Spieler gegen Mats Wilander einen 0:2-Satzrückstand drehte. „Wenn ich auf Tennis angesprochen werde, dann auf dieses Match“, sagt Steeb zu seinem fulminanten Auftakt, dem ein Dreisatzsieg von Becker über Edberg folgte. Auch das Duo Becker/Jelen drehte schließlich einen 0:2-Satzrückstand und machte den Triumph schon nach dem Doppel perfekt.
Steeb führt heute eine Marketing- und Beratungsagentur mit Schwerpunkt Golf. Patrik Kühnen lebt in Dubai, ist dem Tennis aber als Turnierleiter und Co-Moderator weiter verbunden. Eric Jelen arbeitet für den Tennisverband Niederrhein im Nachwuchsbereich. „Und von mir weiß ja jeder, was ich mache“, sagt Boris Becker, der noch einmal betont, dass Harmonie und Teamgeist die Schlüssel zum Erfolg waren. „Und Niki Pilic, der uns inspiriert hat, mit strenger Hand, aber auch mit viel Spaß zum Erfolg geführt hat“, würdigte Kühnen die Verdienste des damaligen Teamchefs. Der Kroate fehlte beim Treffen, weil er sich so lange Reise nicht mehr zumuten will.
Während seine Kollegen dem neuen Format nach anfänglicher Kritik erst mal eine Chance geben wollen, sieht Carl-Uwe Steeb „die Seele des Davis Cups verkauft“. Eine Seele, von der auch das Quartett lebte, das ein Jahr später übrigens den Titel verteidigte – im Finale gegen Schweden.