Die Verbindung gibt es seit fast 30 Jahren. Jetzt soll das ukrainische Kamenez-Podolski offiziell Partnerstadt werden. Das empfiehlt der zuständige Ausschuss den Stadtverordneten.
WIESBADEN. Kamenez-Podolski in der Ukraine soll neue Wiesbadener Partnerstadt werden. Der Ausschuss für Schule, Kultur und Städtepartnerschaften empfiehlt dies der Stadtverordnetenversammlung einstimmig. Besonders gefreut über diesen von der FDP-Stadtverordneten Gabriele Enders eingebrachten Antrag haben sich drei Menschen im Raum, die sich seit langer Zeit für die Verbindung beider Städte einsetzen: Maria von Pawelsz-Wolf, Helmut von Scheidt und Susanne Vögtler vom Partnerschaftsverein Wiesbaden-Schierstein Kamenez-Podolski.
Gutes Netzwerk vor Ort etabliert
Vor 30 Jahren hat von Pawelsz-Wolf begonnen, sich in der Ukraine zu engagieren. Bewegt und beeindruckt war sie von einem Besuch vor Ort, an einem Mahnmal, das an die Ermordung von mehreren Tausend Juden durch deutsche SS-Schergen am 5. August 1941 erinnert. Maria von Pawelsz-Wolf lernte 1991 eine Überlebende kennen. Dieses Erlebnis treibt sie bis heute immer weiter an in ihrem Engagement für den Austausch beider Städte.
Eine Säule der Vereinsarbeit ist bis heute die Schulze-Delitzsch-Schule, an der die Vereinsgründerin Lehrerin war und dort vom langjährigen Schulleiter Helmut von Scheidt, ebenfalls Gründungsmitglied, immer unterstützt wurde. Bis heute engagiert sich auch von Scheidt, früher selbst als FDP-Stadtverordneter im Schulausschuss, für den Austausch und sagte jetzt den Stadtverordneten: „Ich bitte Sie, diese Beziehung auf ein neues Niveau zu heben.“ Lehrerin Susanne Vögtler ist mit vielen Schülerinnen und Schülern im Rahmen von Projekten der „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“ ebenfalls für Kamenez-Podolski unterwegs. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar arbeitet der Verein unermüdlich, kann wegen der langjährigen Beziehungen auf ein gutes Netzwerk vor Ort bauen. Gerade startet der fünfte Hilfstransport nach Kamenez-Podolski.
Die Partnerschaft ist lebendig
Viele Jahre waren junge Ukrainerinnen für ein Austauschprogramm an die Schulze-Delitzsch-Schule gekommen und dann nach zwei Jahren in ihre Heimat zurückgekehrt, um in deutschen oder ukrainischen Firmen zu arbeiten. So organisieren zwei dieser Schülerinnen jetzt vor Ort Mikrokredite für Frauen, die sich damit eine eigene Existenz aufbauen können. Auch beim Verteilen dringend benötigter Hilfsgüter jeder Art helfen sie jetzt. Die Partnerschaft ist lebendig, sie wird getragen von vielen Menschen verschiedener Generationen auf beiden Seiten, sehr gute Voraussetzung für eine offizielle Verbindung, befanden die Stadtverordneten jedweder politischen Couleur. Im August 2023 wird der Verein 30 Jahre alt. Es wäre, befindet Maria von Pawelsz-Wolf, ein idealer Zeitpunkt für den offiziellen Start der Städtepartnerstadt.
Inzwischen gibt es wohl auch einen Brief aus dem Rathaus von Kamenez-Podolski an Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD), die Partnerschaft wird also von beiden Seiten gewünscht.
Apropos Wunsch: Der Verein braucht dringend einen neuen Raum von etwa 100 Quadratmetern, in dem er Hilfsgüter lagern kann. Der Raum sollte ebenerdig sein und trocken. Zurzeit lagern die Hilfsgüter für jede Sammlung im Pausenraum der Schulze-Delitzsch-Schule. Dieser sollte aber baldmöglichst wieder für seinen eigentlichen Zweck genutzt werden können. Wer ein Angebot hat, meldet sich per E-Mail an hallo@wiesbaden-kamenez-podolski.de.