Nachts nur Tempo 30 auf Wiesbadener Bundesstraßen

Für die Wohnhäuser rund um den vom Autoverkehr umtosten Ludwigsplatz in Kastel ist der Einbau von passivem Schallschutz im Gespräch. Fotos: hbz/Michael Bahr

Das Regierungspräsidium hat der Stadt Vorgaben gemacht, um die Gesundheit der Anwohner an fünf stark befahrenen Straßen besser zu schützen. Nachts soll Tempo 30 gelten.

Anzeige

KASTEL / KOSTHEIM. Motorengedröhn und Rollgeräusche: Damit könnte bald Schluss sein, bei Tempo 30 in stark befahrenen Straßen, zumindest nachts, sofern die Stadt den Vorgaben des neuen Lärmaktionsplans folgt. Fünf Straßen hat sich das Darmstädter Regierungspräsidium in Kastel und Kostheim herausgepickt. Am weitesten gehen die Direktiven für die Wiesbadener Straße. Auf der grün umsäumten Strecke zwischen der Rampenstraße und dem Rinker soll dem Straßenverkehrslärm der Biss genommen werden, mit Tempo 30 rund um die Uhr.

Für die Wohnhäuser rund um den vom Autoverkehr umtosten Ludwigsplatz in Kastel ist der Einbau von passivem Schallschutz im Gespräch. Fotos: hbz/Michael Bahr
Auch am Philippsring wäre den Behörden der Schutz der Nachtruhe der Anwohner ein Tempolimit wert.

Nachbesserungen an 50 Stellen im Straßennetz

Der Wiesbadener Oberbürgermeister habe die Anordnung eines Tempolimits zu prüfen und es bei positivem Resultat umzusetzen, heißt es in dem Lärmaktionsplan. Darin werden an 50 Stellen im Straßennetz auf Wiesbadener Gemarkung Nachbesserungen verlangt. Neben Tempolimits geht es dabei um passiven Schallschutz an Wohnhäusern, um Radareinsatz und ein Fahrverbot für Schwerlaster. Das Tempo ist ein maßgeblicher Faktor bei der Stärke des Lärms. Je höher, desto lauter und gesundheitsschädlicher.

Anzeige

Nicht immer reichen die Vorgaben so in die Tiefe wie in der Wiesbadener Straße. Am wenigsten greifen sie auf der Bundesstraße 455 zwischen Kastel und Erbenheim. Dort wären mit nachts Tempo 30 nur die Anwohner der Boelckestraße zwischen dem Ludwigsplatz und der Friedenstraße im Vorteil. Gefordert worden war mehr, ein Tempolimit rund um die Uhr in der ganzen Nachbarschaft der Gustav-Stresemann-Schule. Die Stadt bremste das Verlangen. Die Häuser am Ludwigsplatz sollen passiven Schallschutz erhalten, um die Wohnungen von dem Lärm abzuschirmen. Für die Boelckestraße empfiehlt der Lärmaktionsplan von der Storage Station bis zur Kreuzung Otto-Suhr-Ring Tempokontrollen und Flüsterasphalt.

Von der Kreuzung Otto-Suhr-Ring in Richtung Gewerbegebiet Petersweg Ost wäre es vorbei mit dem Schutz vor Verkehrslärm. Dort lässt die Stadt die Boelckestraße vierspurig ausbauen. Die Forderung, das Tempo auch auf der Folgestrecke von der Autobahn 671 bis Erbenheim auf 70 Stundenkilometer zu drosseln, verhallte. Dort führt die Bundesstraße 455 an der Wohnsiedlung Fort Biehler vorbei.

Der Lärmaktionsplan für Hessen fußt auf europäischem Recht und wird alle fünf Jahre auf Aktualität überprüft. Ziel sei es, die Quellen gesundheitsschädlichen Lärms von Straßenverkehr, Eisenbahn und Industrie auszutrocknen. Anordnungscharakter habe der Plan nicht, sagte die Sprecherin des Regierungspräsidiums, Nina Lipp. Behörden, die daran mitwirken, bänden sich mit ihren Vorschlägen selbst. Zu Wochenbeginn trat der Plan in Kraft, nachdem man mit der Stadt konferiert und ihre Vorschläge aufgenommen hatte.

Vorgaben werden für die Bundesstraße 40 gemacht, die in Kastel Philippsring und in Kostheim Hochheimer Straße heißt. Für den Philippsring von der Kloberstraße bis zur Admiral-Scheer-Straße lautete die Forderung „Tempo 30 rund um die Uhr“. Daraus wird nichts. Die Straßenverkehrsbehörde der Stadt fand, ein Tempolimit in der Nacht erfülle seinen Zweck. In der Hochheimer Straße war die Forderung nach einem Ganztags-Limit zwischen dem Spielplatz Eichenstraße und dem Siebenmorgenweg nicht durchsetzbar. Tempo 30 also nur nachts, lautet die Vorgabe im Aktionsplan.

Der Hauptstraße in Kostheim, eine der am stärksten verkehrsberuhigten Strecken, widmet der Plan ein Kapitel. Anwohner beschweren sich über Durchgangsverkehr und über fehlende Disziplin bei Tempo 30. Die soll laut Plan mit einem stationären Radargerät und eventuell auch einem Durchfahrverbot für den Schwerlastverkehr geschärft werden. Beides werde geprüft, heißt es in Stellungnahmen der Stadt. rwähnt wird in dem Aktionsplan ein neuer Straßenbelag für die Uthmannstraße. Dem Vermeiden von Lärm diene auch der Ausbau von Fahrradwegen an der Steinern-, der Hochheimer- und der Biebricher Straße.