Der Kreiselternbeirat des Wetteraukreises hat eine Petition für einen sicheren Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen online gestellt. Sie enthält drei zentrale Forderungen.
WETTERAUKREIS. Der Kreiselternbeirat des Wetteraukreises hat eine Petition für einen sicheren Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen online gestellt. Sie richtet sich an Landrat Jan Weckler, die Leiterin des Staatlichen Schulamtes, Dr. Rosemarie zur Heiden, und den Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Reinhold Merbs. Unter der Überschrift "Sicheren Unterricht unter bestem Infektionsschutz für unsere Kinder!" fordert der Kreiselternbeirat, jetzt den Präsenzunterricht für das Schuljahr 2020/2021 auch unter Einbeziehung von Wechselunterricht für höhere Jahrgänge zu sichern, Schutzmaßnahmen für diesen Winter zu realisieren und Investitionen über die allgemeinen "AHA+L"-Regel hinaus zu tätigen sowie einen verlässlichen Distanzunterricht zu sichern. Denn: "Auch acht Monate nach der ersten Schulschließung im März fehlt eine belastbare Strategie, eine Perspektive für Schüler:innen und Eltern, die uns durch den Winter und das restliche Schuljahr führt."
Das Bildungsangebot und die Bildungschancen für alle Schüler müssten auch unter den Pandemiebedingungen gesichert werden. Es gebe viele gute Gründe dafür - sowohl soziale als auch pädagogische -, das in Form von Präsenzunterricht zu tun. "Hierfür muss aber alles unternommen werden, das Infektionsrisiko innerhalb des Präsenzunterrichtes für Schüler:innen und Lehrkräfte so gering wie möglich zu halten. Die Sicherung des Infektionsschutzes ist Voraussetzung dafür, einen erneuten Lockdown auch an den Schulen zu verhindern", betont der Kreiselternbeirat. Daher fordert er angepasste Unterrichtsmodelle wie den Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht in altersgerechter Form. Grundschulen sollten hintangestellt werden, da in diesem Alter kein eigenständiges und unbetreutes Lernen zuhause möglich sei. Spätestens ab der Mittelstufe könne aber ein zeitweises selbstständiges Arbeiten erwartet werden, "ab dieser Altersstufe gleicht sich das Infektionsrisiko dem von Erwachsenen an". Der Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzphasen gewährleiste den direkten Austausch der Schüler mit ihren Lehren und auch untereinander. Lernplattformen wie "wtk-edu" ermöglichten dies auch in den Distanzphasen.
Der Kreiselternbeirat kritisiert, dass der Infektionsschutz an den Schulen bisher wesentlich aus dem Einhalten der allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln bestehe, "soweit dies das eingeschränkte Raumangebot überhaupt zulässt". Das von ihm geforderte Wechselmodell würde darüber hinaus die Kontaktzahlen reduzieren. Das Teilen der Lerngruppen wirkt nach Ansicht der Eltern gleich dreifach: Verdoppelung des Abstandes, Halbierung der Personenzahl und damit der Aerosole im Raum, Halbierung der Kontaktzeiten. Das reduziere auch das Infektionsrisiko vor und nach dem Unterricht, etwa in der Mensa oder der Schülerbeförderung. Alle technischen Möglichkeiten des Infektionsschutzes, etwa Lüftungsanlagen oder Luftfilter ergänzend zum Lüften in den Klassenräumen, müssten für den jetzt beginnenden Winter offensiv ausgebaut werden, fondert das Gremium. Schnell und pragmatisch müssten Zulassungs- und Haftungsfragen geklärt und die notwendigen Gelder bereitgestellt werden. Bereits beschaffte Geräte, die den allgemeinen Sicherheitsvorschriften genügen, müssten provisorisch in den Schulen zugelassen werden.
Sollte in einer Klasse eine Corona-Infektion festgestellt werden, müssten sofort alle Kontaktpersonen in der Schule informiert werden, insbesondere in der unmittelbar betroffenen Lerngruppe. Das müsse mit Quarantäne- und Testmaßnahmen verbunden werden, um eine Weitergabe des Virus sicher ausschließen. "Hierzu fordern wir einen klar gefassten Ablaufplan des Gesundheitsamtes, auch um das Vertrauen von Eltern und Schüler:innen in die behördlichen Schutzmaßnahmen herzustellen. Quarantänemaßnahmen, die erst nach mehreren Tagen gemeinsamen Unterrichts verhängt werden, untergraben das Vertrauen in die Notwendigkeit dieser Maßnahmen", findet der Kreiselternbeirat.
Parallel zu allen Maßnahmen zur Sicherung des Präsenzunterrichtes muss seiner Ansicht nach auch die Verlässlichkeit im Distanzunterricht nach verbindlichen Standards hergestellt werden: zur Sicherung der Beschulung einzelner Schüler oder Lerngruppen in Quarantäne, zur vorbeugenden Umsetzung von Wechselmodellen und zur Vorbereitung eines allgemeinen Distanzunterrichtes nach Stufe 4 des Stufenplanes des Hessischen Kultusministeriums. "Wir brauchen den Plan B", betont der Beirat. Das umfasse sowohl die technische Infrastruktur als auch pädagogische und didaktische Konzepte für den Distanzunterricht. "Schon im ersten Lockdown zeigten sich große Unterschiede zwischen den Schulen und selbst innerhalb einzelner Schulen. Hier wird jetzt ein flächendeckender Standard benötigt. Mangelhafte Vorbereitung auf den Distanzunterricht darf bei verschärftem Infektionsgeschehen nicht das Festhalten am Präsenzunterricht begründen", fordert der Kreiselternbeirat weiter.
Der komplette Text der Petition steht im Internet auf www.kreb-wetteraukreis.de/petition-sicherer-schulbetrieb. Die Online-Petition ist auf www.openpetition.de/petition/online/petition-fuer-sicheren-schulbetrieb-im-wetteraukreis-unter-pandemiebedingungen erreichbar. Die Idee zu der Petition entstand in einer Videokonferenz mit über 90 Wetterauer Schulelternbeiräten (der Kreis-Anzeiger berichtete). Ziel ist es, die Kritik vieler Eltern am Handeln der Schul- und Gesundheitsbehörden in der Coronakrise öffentlich zu machen und die Verantwortlichen im Kreis zum zeitnahen Handeln zu bewegen.