Corona: Friedberg will Modellkommune werden

Mit einer klaren Öffnungsstrategie sollen Läden und Geschäfte wieder eine Perspektive bekommen.   Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa

Ein Stück normales Leben in Zeiten der Pandemie zurückgewinnen, das strebt Friedberg an. Die Stadt bewirbt sich als Modellkommune, wie sich Öffnungsschritte vollziehen lassen.

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WETTERAUKREIS. Ein Stück weit normales Leben zurückgewinnen in dieser schwierigen Phase. Das hat sich die Kreisstadt Friedberg auf ihre Fahnen geschrieben. Sie will - wie die frühere Kreisstadt Büdingen ("Modellstadt sicheres Einkaufen") - ebenfalls Modellkommune in Corona-Zeiten werden und hat soeben ein Bewerbungsschreiben an Minister Klose (Grüne) nach Wiesbaden geschickt. Das Sozialministerium muss über das Ansinnen Friedbergs befinden.

"Das Engagement der Stadtverwaltung, der Einzelhändler und der Bürgerinnen und Bürger ist seit Beginn der Corona-Pandemie ungebrochen stark und zeichnet sich durch Ideenreichtum und Solidarität aus", stellt Bürgermeister Dirk Antkowiak (CDU) in seinem Schreiben voran.

Die Stadt habe mit vielen Akteuren in Friedberg Gespräche über eine sichere Umsetzungsstrategie für die stückweise Öffnung der Geschäfte und der Kulturbetriebe geführt. Diese Strategie sieht bislang folgende Schritte vor: Im Rathaus wird neben den bisherigen Möglichkeiten eine zusätzliche Anlaufstelle für Schnelltestungen geschaffen. Personal von Friedberger Apotheken wird vor Ort sein. Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) befindet sich nach Antkowiaks Worten bereits in der Entwicklungsphase einer App zur Nachverfolgung der Kontakte als Nachweis einer negativen Testung. "Dieser Nachweis löscht sich automatisch nach 48 Stunden." Die Werbegemeinschaft "Friedberg hat's" entwickelt ein Konzept für alle Mitglieder zum sicheren Einkauf in den Geschäften - nach Vorlage eines Negativtests. "Der Stadtmarketingverein hat in allen Belangen seine unterstützende Arbeit angeboten", unterstreicht der Bürgermeister. Mit den großen Kulturanbietern in Friedberg (Musikschule, Volksbühne und das Theater Altes Hallenbad) werde ebenfalls an einem Konzept der teilweisen Öffnung gearbeitet, sobald das grüne Licht aus Wiesbaden kommt. Die Gastronomie erarbeite ebenfalls einen Ablaufplan mit dem Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung. "Die Vorlage eines negativen Schnelltestergebnisses wird bei der Nutzung zahlreicher Angebote eine Grundvoraussetzung sein", sagt der Bürgermeister.

Die Friedberger Innenstadt zeichne sich vor allem durch kleine und inhabergeführte Läden aus. Diese alteingesessenen Geschäfte zeigten den hohen Identifikationsgrad mit der Stadt und seien verlässliche Partner für das Projekt "Modellkommune in Corona-Zeiten".

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"Wir als Stadt Friedberg möchten die Friedberger Einzelhändler mit dem Vorhaben Modellkommune unterstützen und dafür sorgen, dass es auch nach Corona noch diese vielen kleinen und inhabergeführten Geschäfte geben wird. Gerade diese kleinen Läden sind von der Existenz bedroht und suchen das Gespräch mit uns als Stadtverwaltung. Dies wäre ein so positives Signal für sie und uns. Sie können sicher sein, dass wir hier in Friedberg alle zusammen an dem Projekt arbeiten und es für Hessen ein positives Beispiel sein wird", schreibt Antkowiak.

Seit Krisenbeginn gibt es in der Kreisstadt das Programm "Friedberg hilft!" mit unterschiedlichen Hilfestellungen. Im ersten Schritt sind Risikogruppen mit einer nachbarschaftlichen Einkaufshilfe unterstützt worden. Dieser Baustein war im Wetteraukreis der erste seiner Art und fand im positiven Sinne viele Nachahmer-Kommunen, "die wir als Kreisstadt gerne bei der Einführung der solidarischen Nachbarschaftshilfe unterstützt haben".

Unterdessen wollen auch elf Heilbäder und Kurorte in Hessen Modellkommunen für eine sichere Öffnungsstrategie werden. Zu ihnen zählt Bad Nauheim. Der Hessische Heilbäderverband unterstützt die Bewerbungen. Kur und Tourismus seien für die Heilbäder und Kurorte die sozioökonomische Lebensgrundlage. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen die Kommunen besonders hart", schreibt der Verband. Die finanziellen Einbußen im Bereich der Kurtaxe, Thermen und weiterer Gesundheitsdienstleistungen sowie nicht ausgelöste Umsätze von Übernachtungsgästen in den Kliniken belasteten die kommunalen Haushalte schwer. Modellprojekte mit den Heilbädern und Kurorten böten zumindest die Aussicht, dem entgegenzuwirken.