Wackeldackel und Hustinettenbär - die 70er Jahre im Büdinger...

Wackeldackel und Klopapierhut: Der Wackeldackel wird seit 1965 in Deutschland hergestellt - in den 70ern das Accessoire für die Hutablage im Auto. Foto: Cott

Das Heuson-Museum in der Büdinger Altstadt zeigt die Sonderausstellung "Die 70er Jahre - ein Lebensgefühl in Orange". Der KA stellt die Schau in vier Teilen vor.

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. Büdingen (red). Seit dem vergangenen Wochenende ist das Heuson-Museum wieder geöffnet. Der Geschichtsverein zeigt dort die neue Sonderausstellung "Die 70er Jahre - ein Lebensgefühl in Orange". 19 Infotafeln zu den Themenblöcken Wohnen, Technik, Kino und Fernsehen, Kindheit, das süße Leben, Politik, Mode sowie Werbung laden ein zum Erinnern, neu Entdecken und oft auch zum Schmunzeln. Da diese Ausstellung nicht wie gewohnt mit vielen Besuchern eröffnet werden könnte, stellt der Kreis-Anzeiger die Schau in vier Teilen vor. Der vierte Teil thematisiert Politik, Stadtentwicklung, Mode und Werbung.

Warschauer Vertrag und Viermächteabkommen über Berlin, Atomwaffensperrvertrag und NATO-Doppelbeschluss, Ende des Vietnam-Kriegs, Impeachment gegen US-Präsident Nixon, erste Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, erste Weltumweltkonferenz, erste Weltklimakonferenz, der Club of Rome veröffentlicht seinen Bericht "Die Grenzen des Wachstums", Kernschmelze im Kernkraftwerk Harrisburg und Dioxin-Katastrophe von Seveso, Internationales Übereinkommen zur Seenotrettung, die Cap Anamur nimmt die ersten vietnamesischen Flüchtlinge auf - dies sind nur einige Themen einer Infotafel, die sich mit der Außen- und Weltpolitik der 70er Jahre befasst.

Das Jahrzehnt ist geprägt von den terroristischen Attentaten der Rote Armee Fraktion (RAF), die einen Großteil der Tafel zum Thema Innenpolitik einnehmen. Weitere Themen sind der Anschlag bei den Olympischen Spielen in München, Guillaume-Affäre, Poullain-Affäre und Abhör-Affäre des Militärischen Abschirmdienstes, die Unfälle in den Kernkraftwerken Greifswald, Gundremmingen, Brunsbüttel und Jülich sowie das Erstarken der Anti-Atomkraft-Bewegung.

Die Gebiets- und die Kreisreform waren die dominierenden Themen der Büdinger Politik der 70er Jahre. Als nach langem hin- und her endlich klar war, welche Dörfer zu Büdingen gehören sollten, mussten zum Beispiel Kindergärten und Dorfgemeinschaftshäuser gebaut oder umgebaut werden. Büdingen wurde dem Wetteraukreis einverleibt, Friedberg Verwaltungssitz, im Landratsamt Büdingen blieb eine Dependance der Friedberger Kreisverwaltung. Auch sonst wurde einiges (um)gebaut: das Freibad, das neue Gebäude der Post in der Bahnhofstraße, das Historische Rathaus zum Heuson-Museum, die Leohütte im Wildpark, das Hochwasser-Rückhaltebecken bei Düdelsheim und ein neuer Hochbehälter.

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Die Mode der 70er war sehr vielfältig, genaue Regeln gab es nicht. Lange, weite Kleider, knappe Miniröcke und Hot Pants, Trompetenärmel, Schlaghosen, Plateauschuhe oder Holzclogs - vieles war erlaubt. Gestricktes, Gehäkeltes und traditionelle Blümchenstickerei waren angesagt. Beliebt waren grelle Farben oder bunt gemixt und auffällige Accessoires, Föhnwellen bei Frauen, Langhaarfrisuren, Bart und Koteletten bei Männern. Die strikte Geschlechtertrennung war aufgehoben. Vieles ist heute wieder modern, manche Zumutungen kommen hoffentlich nicht wieder...

In der Werbung wurde viel gesungen, in Fernsehsendungen auch. Es gab sogar einen singenden Bundespräsidenten. Auf der Tafel zum Thema Werbung finden sich nicht nur bekannte und teilweise bizarre Werbeanzeigen, sondern auch 36 bekannte Werbeslogans von Persil bis zum Hustinettenbär.

Unter dem Thema Kultiges & Kurioses werden in der vierten Vitrine der Sonderausstellung Leihgaben aus der Bevölkerung gezeigt. Leihgeber, nicht nur aus Büdingen, haben dem Geschichtsverein dafür ihre lange gehüteten Schätze zur Verfügung gestellt.

Das Erdgeschoss des Heuson-Museums ist seit dem 23. Mai wieder geöffnet. Es dürfen sich maximal zehn Besucher im Museum aufhalten, der Eintritt ist nur mit Mund-Nasen-Schutz erlaubt. Das erste und zweite Obergeschoss des Museums bleiben gesperrt. Das Heuson-Museum ist dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr, dienstags und freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet.