Der Vogelsbergkreis liegt bei Wildunfällen hessenweit an der Spitze. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Verkehrsstatistik für das Jahr 2019 hervor.
. Vogelsbergkreis/Schotten (sw). Auf die Reduzierung von Motorradunfällen und die Senkung des von motorisierten Zweiradfahrern verursachten Lärmpegels legt das Polizeipräsidium Osthessen das Hauptaugenmerk bei seiner Arbeit für den Vogelsbergkreis. "Wegen hoher Unfall- und Verunglücktenzahlen unter Beteiligung von motorisierten Zweirädern, und insbesondere von Motorrädern mit mehr als 125 Kubikzentimetern Hubraum, hat die hessische Polizei in den vergangenen zwei Jahren diese Verkehrsteilnehmer besonders in den Fokus gerückt", betonte Hans-Dieter Blum, Leiter der Polizeidirektion Vogelsberg, bei der Präsentation der Verkehrsstatistik 2019.
Seinen Angaben zufolge beobachte man eine auffallende Verschiebung: Während in der Vergangenheit die sogenannten "Best-Ager" am häufigsten an Unfällen mit Motorrädern beteiligt gewesen seien, gerate nun die Gruppe der 16- bis 30-Jährigen in den Blickpunkt. Das andere Freizeitverhalten dieser Altersgruppe erkläre auch, weshalb die Wochentage von Donnerstag bis Samstag bei der Unfallhäufigkeit auf gleichem Niveau lägen. "Der Sonntag liegt nur noch knapp über dem Samstag, im Gegensatz zu früher", erläuterte Blum.
Erfreulich sei allerdings die Abnahme der Unfallzahlen: von 90 im Jahr 2018 auf 71 im vergangenen Jahr. Im gleichen Zeitraum sei auch die Zahl der durch Unfälle verletzten Zweiradfahrer um mehr als ein Viertel zurückgegangen: von 76 auf 55. Der Polizeidirektor sieht darin eine Bestätigung der Polizei-Arbeit. "Unsere Intention ist es nicht, den Zweiradfahrern den Spaß an ihrem Hobby zu nehmen, sondern dafür Sorge zu tragen, dass alle Biker sowie auch alle anderen Verkehrsteilnehmer sicher die schönen Motorradstrecken rund um den Hoherodskopf und Schotten befahren können", hob Blum hervor.
Beim Versuch, die Lärmbelästigung zu reduzieren, will die Vogelsberger Polizei künftig auch auf optische Reize setzen. Neben der Kontrolle, ob es an den Motorrädern Renn-Auspuffanlagen gibt oder ob sogenannte DB-Eater fehlen, die den Lärmpegel der Auspuffanlage reduzieren, soll den Motorradfahrern künftig mit einem Lärmmessgerät die Lautstärke ihrer Maschine auf einem Verkehrsdisplay unmittelbar angezeigt werden. Polizei, Stadt Schotten und Hessen Mobil wollen bei dem Projekt Hand in Hand arbeiten. "Das Gerät ermahnt die Verkehrsteilnehmer zur Rücksichtnahme in Bezug auf die Geräuschentwicklung ihrer Fahrzeuge sowie die Einhaltung der erlaubten Geschwindigkeit", erläuterte Polizeidirektor Blum. Ein solches Lärmmessgerät hat auch das Polizeipräsidium Mittelhessen für die Bundesstraße 276 von Schotten nach Laubach angekündigt (der Kreis-Anzeiger berichtete).
Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle auf den Vogelsberger Straßen im vergangenen Jahr um 5,7 Prozent gestiegen. 2618 Unfälle wurden 2019 registriert. Das entspreche - mit Ausnahme von 2018 - dem allgemeinen Trend der jüngsten Vergangenheit, der sich auch in Hessen beobachten lasse, sagte Blum. Die erhöhte Anzahl von Verkehrsunfällen spiegele sich jedoch nicht in der Zahl der Personenschäden wider. Die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Menschen sei in den vergangenen vier Jahren konstant geblieben. 2019 habe man 274 Unfälle mit Personenschäden registriert. "Das sind rund 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Reduzierung hat damit einen historischen Tiefstand erreicht." Weniger gut sieht es bei Unfällen mit tödlichem Ausgang aus, deren Zahl von vier auf sieben angestiegen ist. Laut Blum liegt das aber immer noch unter dem Durchschnittswert von neun der vergangenen zehn Jahre.
Ursächlich für die gestiegene Gesamtzahl der Unfälle seien, so Blum, die Zunahme von Wildunfällen und die starke Zunahme von Verkehrsunfallfluchten. Mit 1144 Wildunfällen wurden im vergangenen Jahr 6,4 Prozent mehr als 2018 gezählt. Die 519 registrierten Fluchtunfälle bedeuten sogar eine Steigerungsrate von 9,4 Prozent.
Wildunfälle haben im Vogelsbergkreis eine besondere Bedeutung und stellen mit 43,6 Prozent fast die Hälfte aller Unfälle dar. Damit steht der Vogelsberg an der Spitze aller Landkreise in Hessen. 2019 war zudem der historisch bisher höchste registrierte Wert. Als mögliche Ursachen vermutet die Polizei unter anderem die milden Winter der vergangenen Jahre, den erhöhten Maisanbau sowie die häufiger als in früheren Zeiten vorkommende Eichel- und Kastanienmast.
In diesem Zusammenhang verweist die Polizeidirektion auf das Update für die Sicherheits-App "HessenWarn", das ab Mitte des Jahres einen Wildwarner integriert.