Leiter der Schlitzer Landesmusikakademie hört auf

Lothar Behounek hat Landesmusikakademie in Schlitz auf einen erfolgreichen Weg gebracht. 14 Jahre war er Direktor der Einrichtung. © Bernd Götte

"Die Kultur trägt uns", glaubt Lothar R. Behounek. Seinem Wirken in der Burgenstadt gewinnt der 65-Jährige, der in Pfordt wohnt, viele positive Aspekte ab.

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SCHLITZ. "Die Kultur trägt uns", glaubt Lothar R. Behounek. Der Leiter der Landesmusikakademie mit Sitz in der Schlitzer Hallenburg tritt den Ruhestand an. Seinem Wirken in der Burgenstadt gewinnt der 65-Jährige, der in Pfordt wohnt, viele positive Aspekte ab.

Herr Behounek, Sie waren 14 Jahre Direktor der Hessischen Akademie für musisch-kulturelle Bildung gGmbH, kurz Landesmusikakademie Hessen. Jetzt haben sie ihren Schreibtisch geräumt. Gibt es schon etwas, was Sie vermissen?

Behounek: Ja, den täglichen Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und natürlich zu den Gästen.

Können Sie uns kurz den Zustand der Landesmusikakademie schildern, als Sie ihr Amt angetreten haben?

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Die Landesmusikakademie Hessen wurde damals ehrenamtlich durch den damaligen Präsidenten des Landesmusikrates Hessen Gerhard Becker geleitet. Die Akademie war gewissermaßen sein "Baby", obwohl er hauptamtlich Rektor der Gesamtschule in Buseck war. Ich kam als Direktor der Hessischen Akademie für musisch-kulturelle Bildung aus Ost-Württemberg nach Schlitz. Die Aufgabe war spannend und herausfordernd, es galt, die Vergangenheit aufzuarbeiten und die Weichen für die Zukunft der Akademie zu stellen. Vorrangiges Ziel ab dem Jahr 2008 war es zunächst, die Akademie in Hessen auf breiter Basis in der Fachwelt und der Öffentlichkeit bekannt zu machen und den nun einsatzbereiten Standort mit Leben zu erfüllen. Interne Strukturen wie beispielsweise im Personalbereich mussten geschaffen, wie auch die Bildungseinrichtung im externen Umfeld platziert werden. Aufbauarbeit also im besten Sinne. In der Zwischenzeit hat die Akademie eine rasante Entwicklung hinter sich gebracht und inhaltlich eine sehr gute Ausgangsposition für die Zukunft erreicht. Denken Sie nur an die Inbetriebnahme des Gästehauses Schlossgärtnerei vor Kurzem oder die inzwischen erreichte Barrierefreiheit für Schloss Hallenburg mithilfe des Außenaufzuges. Dafür gilt insbesondere der Stadt Schlitz mein ausdrücklicher Dank. Ebenso war die Zusammenarbeit mit dem Landesmusikrat Hessen als Träger und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst als Mittelgeber immer vertrauensvoll und wichtige Voraussetzung für diese gute Entwicklung.

Seitdem ist viel geschehen. Zählen Sie bitte drei bedeutende Änderungen auf?

1.: Das rasante Wachstum seit 2008 und die damit verbundene Entwicklung der Besuchertage aufgrund der steigenden Nachfrage aus dem Bereich der Mitgliedsverbände des Landesmusikrates Hessen (Chöre und Orchester), der Schulen und anderer musikalischer Akteure. 2.: Die Vernetzung im Bildungsgefüge des Landes Hessen als zentrale musisch-kulturelle Einrichtung mit unterschiedlichsten Institutionen und Partnern, dazu auch im Kreis der 23 weiteren Bundes- und Landesmusikakademien in Deutschland. 3.: Die Profilschärfung der letzten Jahre durch das wachsende Kurs- und Fortbildungsangebot.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Ich freue mich besonders darüber, dass die Landesmusikakademie Hessen inzwischen ein nicht wegzudenkendes musisch-kulturelles Bildungshaus für Hessen geworden ist. Sie strahlt in die Region, ins Land, darüber hinaus und hat eine Leuchtturmfunktion. Meine Ideen zum regionalen Kulturfestival "Vulkansommer" oder die Mitarbeit bei der Bewerbung zum Bundesprogramm "Trafo 2" tragen Früchte. Das ist toll!

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Im offiziellen Titel ist ausdrücklich "musisch-kulturelle Bildung" genannt. Außerhalb des Musikbereiches bemerkt man davon wenig. Woran liegt das?

Ja, das ist die Rechtsform. Im landläufigen Namen - Landesmusikakademie Hessen - steckt der Musikbezug aber prominent drin. Natürlich liegt es auch daran, dass begrenzte Ressourcen immer mehr auf den satzungsgemäßen musikalischen Bildungsauftrag ausgerichtet wurden. Die Schaffung der Stelle "Referentin und Referent für Musik" im Jahr 2016 war dafür der Impulsgeber und hat dazu beigetragen, dass das Profil der Akademie verstärkt in den Fokus genommen werden konnte. Da gibt es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten.

Zurück zur Musik. Haben Sie einen Überblick über die Zahl der Kurse und Übungswochenenden nebst Teilnehmenden?

Die Auslastung der Akademie konnte von 2008 bis 2019 von rund 11 000 Besuchertagen auf rund 25 000 Besuchertage gesteigert werden. Zu den Konzertreihen und Veranstaltungen kamen nochmals jährlich etwa 5000 Besucher in die Akademie. Im laufenden Jahr waren es rund 40 gut besuchte Kurse und Fortbildungsveranstaltungen wie etwa die Programme "Musikmentoren für Hessen" oder "Primacanta - Jedem Kind seine Stimme". Vielfältige Angebote gibt es im Vokal- und Instrumentalbereich, aber auch zu Themen des Vereinsmanagements.

Wo liegen die Schwerpunkte?

Natürlich liegt ein Schwerpunkt im Belegungsbereich bei Chören und Orchestern unter anderem von Mitgliedern des Landesmusikrates Hessen. Wichtig für die Belegungszeiten während der Woche sind allerdings Schulorchester und -chöre. Hinzu kommen professionelle Akteure nicht nur aus Hessen, die manchmal durch öffentliche Abschlusskonzerte begeistern.

Was war Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer Zeit als Direktor der LMAH?

Eindrücklichste Erlebnisse waren beispielsweise neben den vielen Konzerten und Veranstaltungen die beiden Hessischen Bläserklassentage, die gemeinsam mit YAMAHA Europe durchgeführt wurden. Faszinierend waren die drei Big Band Summits mit herausragenden Dozenten und verschiedenen LandesJugendJazzOrchestern teilnehmender Bundesländer. Das 15-jährige Jubiläum mit der HR-Big Band in 2018 war zudem einer der absoluten Höhepunkte.

Was hätten Sie gerne noch erreicht?

Ich bin ganz zufrieden mit dem Erreichten, das kann sich sehen lassen. Ich werde oft darauf angesprochen, das macht mich sehr froh. Weiterhin bleibt wichtig eine perspektivisch langfristig angelegte strukturelle und finanzielle Absicherung der einzigen Landesmusikakademie in Hessen in der Burgenstadt Schlitz.

Die Konzerte waren oft ein Publikumsrenner. Wie schätzen Sie die Akzeptanz in der heimischen Bevölkerung ein?

Alle uns besuchenden Landesjugendorchester haben sich inzwischen einen festen Platz beim regionalen Publikum erarbeitet. Die Konzerte waren vor Corona immer bestens besucht. In der aktuellen Nach-Coronazeit kann man bereits wieder einen Trend zum vollen Konzert erkennen. Die in den Jugendensembles geleistete hervorragende musikalische Jugendarbeit kommt beim Publikum sehr gut an.

Was bedeutet Musik privat für Sie?

Musik mache ich seit meinem zehnten Lebensjahr. Das hat mich geprägt und mein ganzes Leben begleitet. Meine unkonventionelle Fächerkombination im Studium, das klassische Akkordeon mit dem Fach Schlagzeug und das Dirigieren von Orchestern, Chören, später speziell die langjährige Arbeit mit meiner Big Band haben mich erfüllt .

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Das Interview führte Bernd Götte (SB)