Eine Karte, ein passendes Lesegerät, ein Tablet-Computer, ein Gehäuse und eine mit LED bestückte Lampe. Fertig ist eine der fünf Stationen, die für das Projekt "Fairfahrt" nötig sind.
Von Henning Irek
Auch Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg freut sich auf den Start des Projektes "Fairfahrt", das Jonathan Waschkewitz (links) mit Andreas Stein und zwei weiteren Mitstreitern entwickelt hat. Foto: Irek
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ROMROD - Eine Karte, ein passendes Lesegerät, ein Tablet-Computer, ein Gehäuse und eine mit LED bestückte Lampe. Fertig ist eine der fünf Stationen, die für das Projekt "Fairfahrt" nötig sind. Das soll eine digitalisierte Version der vor allem in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz verbreiteten "Mitfahrbank" werden, die der Strebendörfer Jonathan Waschkewitz mit drei Mitstreitern erdacht hat.
Das Prinzip sei zunächst dabei möglichst einfach gehalten. "Derjenige, der mitfahren will, muss nur an der Station seine Karte vor das Lesegerät halten und auf dem Tablet bestätigen, dass er abgeholt werden möchte", erläutert Waschkewitz den Ablauf. Dann signalisiere die Leuchte allen, die von dem Projekt wissen, dass an der Station jemand mitgenommen werden möchte. "Jeder der das kennt und vorbeifährt, kann dann den Wartenden mitnehmen", erklärt Andreas Stein, der zweite Strebendorfer im Team. Es gebe aber auch eine App für das Smartphone, auf dem die Mitnehmer erkennen können, dass eine der Stationen aktiviert wurde. "Wenn sie Zeit haben, können sie dann einfach den Fahrdienst übernehmen", erläutert Waschkewitz weiter. Neben ihm und Stein sind Mike Weber aus Grebenau und Frederic Madesta aus Hamburg, der die Programmierung übernimmt, an der Entwicklung von "Fairfahrt" beteiligt.
Zunächst sei das System "spinnennetzförmig" ausgelegt. "Von den Orten läuft die Verbindung immer nach Romrod, wo im Rewe-Markt eine Station mit einem Terminal stehen wird, auf dem dann die Ortsteile als Ziel ausgewählt werden können", verdeutlicht Waschkewitz das Prinzip.
Das Ganze funktioniere komplett kostenlos für die Mitfahrer. "Es ist an keiner Stelle eine Bezahlung im System vorgesehen." Die Kosten für die Entwicklung und Anschaffung der Stationen trage die Stadt, die Wartungskosten für die ersten sechs Monate werde der Kreis übernehmen, der "Fairfahrt" als Modellprojekt im Rahmen des MORO-Vorhabens unterstützt.
Es sei ein "Studienprojekt", denn die "schicke Idee funktioniert in der Theorie sehr gut, für die Praxis sollen in einer sechsmonatige Testphase Erfahrungswerte gesammelt werden", blickt Waschkewitz voraus. Klar sei, dass es eine große Zahl an "Mitnehmern" brauche, die das System kennen, sonst müssten die Menschen zu lange auf eine Mitfahrgelegenheit warten.
Damit "Fairfahrt" nicht daran scheitert, dass zu wenige Autofahrer aus Romrod oder den Nachbarkommunen etwas mit dem Licht an den Stationen anfangen können, werden die vier Entwickler es in Informationsabenden in allen Romröder Stadtteilen vorstellen. Den Auftakt macht der Informationsabend am kommenden Freitag, 10. Februar, ab 19 Uhr im Bürgerhaus in Romrod. Dabei besteht auch die Möglichkeit für alle Interessierten sich anzumelden, um eine der Karten für das kostenlose Angebot zu erhalten. Auch später seien Anmeldungen bei Ansprechpartnern vor Ort möglich. Das auch über eine App zu ermöglichen, hätten die Organisatoren verworfen, denn sie wollten das System möglichst einfachhalten. "Die Entwicklung ist aber auch noch nicht abgeschlossen", betonten Stein und Waschkewitz. Man sei bei den Veranstaltungen offen für neue Ideen und Konzepte, die noch Eingang in das Projekt finden könnten. Was allerdings schon feststünde, seien die Standorte der Stationen. "Das sind strategisch günstige Orte, an denen Autos gut halten können, das Licht von weitem zu sehen ist", erklären die Organisatoren. Das sei in manchen Orten die Bushaltestelle, müsse es aber nicht zwangsläufig sein. Da am Einkaufsmarkt in Romrod sich der zentrale Knotenpunkt befinde, seien die Zeiten, in denen die Stationen aktiv seien, an dessen Öffnungszeiten gekoppelt. "Sollte es aber für Veranstaltungen oder für Fahrten zum Gottesdienst am Sonntag einen besonderen Bedarf geben, kann das problemlos programmiert und aktiviert werden."
Keine Schwierigkeiten sehen die Entwickler im versicherungstechnsichen Bereich. "Wir sind nur die Vermittler von Informationen und die Fahrten sind eine private Angelegenheit", erklären sie. Ebenfalls beruhigen sie, dass die Daten der Fahrten zwar gespeichert würden, allerdings in anonymisierter Form. Die Speicherung diene auch dem Zweck, das Angebot anzupassen und zu optimieren. "Wenn an einer Station häufig Interessierte keine Mitfahrgelegenheit finden, könnte beispielsweise die App für Mitnehmer so gestaltet werden, dass sie aktiv über den Mitfahrwunsch informiert werden mittels einer Push-Benachrichtigung", zeigt Waschkewitz eine Möglichkeit vor.
Starten soll die sechsmonatige Testphase am 1. April. Doch bereits am 29. März wird es zum ersten Mal Ernst für die Entwickler. Denn an diesem Tag wollen Vertreter aus Ministerium, des Kreises und der MORO-Projektgruppe sich "Fairfahrt" als eine Idee für die Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum erläutern lassen und testen.
Denn das Projekt habe durchaus schon Interesse bei anderen Kommunen in der Republik geweckt. Allerdings sagen die vier jungen Entwickler deutlich: "Wenn es hier in Romrod nicht funktioniert, macht es keinen großen Sinn, das System zu verkaufen."