Angersbach/Ottrau (dgr/beg). Wenn am Aktionstag "Tag der offenen Weide" am kommenden Sonntag, 6. September, von 11 bis 17 Uhr Weidetierhalter in ganz Deutschland ihre Betriebe öffnen, dann wollen sie damit vor allem eins: Die Bevölkerung über die Weidetierhaltung und deren Situation zu informieren. Im Vogelsbergkreis findet der Aktionstag in Angersbach und statt. Auch der Ottrauer Schafhalter Eduard Scherer und weitere Weidetierhalter aus dieser Region beteiligen sich.
"Wir finden, dass Landwirte und auch Schäfer mittlerweile bei vielen Bürgern einen sehr geringen bis sogar schlechten Stellenwert haben. Wir hoffen, durch Gespräche und Informationen die Denkweise etwas verändern zu können!", so die Organisatoren Lisa Fehrenbach, Philipp Seipel und Wolfgang Pschierer. Natürlich wird auch der Wolf ein Thema sein, da gerade dieser die Existenzen und die Weidewirtschaft langfristig gesehen schädigen werde. "Wir möchten dieses Thema jedoch nicht in den Mittelpunkt rücken, da auf beiden Seiten zum Teil sehr eingefahrene Meinungen herrschen und wir nicht möchten, dass dieser Tag als Plattform genutzt wird, um sich zu streiten. Für sachliche Diskussionen sind wir offen und erhoffen uns diese natürlich", so die Organisatoren.
Der "Tag der offenen Weide" thematisiert insgesamt die prekäre Situation der Weidetierhaltung in Deutschland. Es geht um Artenvielfalt und letztendlich um nichts weniger als den Erhalt der Vielfalt in Deutschland. Wo Weidetiere grasen, wachsen Blumen und Kräuter. Hier finden sich viele seltene Insekten, Schmetterlinge, Feldhasen und Vögel. Nur: Die Wolfsschäden bei den Weidetierhaltern nehmen inzwischen dramatische Ausmaße an. Durch das unkontrollierte Populationswachstum sehen sich immer mehr Weidetierhalter sogar in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht.
"Es ist erschütternd, zu sehen, wie die Politik uns im Stich lässt, während wir Weidetierhalter vor immer größeren Problemen stehen. Viele von uns wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll", war vom Förderverein der Deutschen Schafhaltung (Berlin) in einer Pressemitteilung zu lesen. Allein in Deutschland leben nach der Mitteilung derzeit 1500 Wölfe, nachdem vor 20 Jahren erstmals wieder ein Wolf gesichtet wurde. Ohne Regulierung werde die Anzahl in den nächsten zwei Jahren auf 3000 Wölfe in die Höhe gehen.
Weidetiere fressen am liebsten Gras. Was früher jedes Kind wusste, wird heute vielfach nur noch für die Werbung genutzt: das Weidetier in einer idyllischen Landschaft.
Auf grünen Wiesen grasende Weidetiere gehören insbesondere in Deutschland unverzichtbar zum Landschaftsbild. Landwirte, die ihre Tiere auf der Weide halten, tragen zum Erhalt der Kulturlandschaft und zum Erhalt von Grünlandstandorten und Artenvielfalt bei. Die Haltung auf der Weide entspricht dabei dem natürlichen Bewegungsdrang der Tiere und erlaubt den Tieren ein artgerechtes Leben. Die Weidehaltung ist hierfür ein Sinnbild. Wirtschaftlich sind die weidehaltenden Landwirte aber gegenüber intensiveren Haltungsformen heute oft im Nachteil. Viele Betriebe sind gefährdet.
Der "Tag der offenen Weide" speziell für den Vogelsbergkreis findet in Angersbach statt. Das Gelände für den Aktionstag liegt am Radweg zwischen Angersbach und Bad Salzschlirf. Er führt am Friedhof und einem Aussiedlerhof vorbei. Auf Höhe der Burgruine Wartenberg (Nordseite) ist ein Info-Stand aufgebaut. Die Strecke ist von Angersbach her ausgeschildert.
Ausgestellt sind Pferde, Rinder, Schafe und Ziegen in jeweils kleineren Gruppen, da es dabei hauptsächlich um die Einzäunung geht.
Der Standort für den Aktionstag in Ottrau ist am Bahnhof in Sichtweite des Bahnradwegs. "Daher ist auch eine Anreise mit dem Fahrrad sehr gut möglich", erklärt Eduard Scherer, der mit weiteren Weidetierhaltern der Gemeinde Ottrau diesen Tag dort organisiert. Für Essen und Trinken sei gesorgt. Scherer bittet aber darum, keine Hunde mitzubringen und an die persönliche Schutzmaske zu denken.