Um die Vogelsbergbahn gibt es politische Diskussionen.
(Archivfoto: Ungermann)
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VOGELSBERGKREIS - (red). In der Berichterstattung zur jüngsten Kreistagssitzung ist Landrat Manfred Görig (SPD) zum Thema Randzeitverbindungen der Vogelsbergbahn mit den Worten „da sitzen zwei Leute im Zug“ zitiert worden. Das hat der Kreistagsabgeordnete Jörg Gaudl (SPD) zum Anlass genommen, um in einer Pressemeldung eine andere Sicht darzustellen.
Gaudl störe sich dabei vor allem an der Polemik, die Görig an den Tag lege. Wenn er die Vogelsbergbahn nutze, dann nur in den Randzeiten, zu denen vor Corona immer mehr als zwei Fahrgäste in den Zügen gesessen hätten. „Wenn der Landrat auf seinen Berlinreisen auch die Vogelsbergbahn nutzen würde, dann wären es mit ihm schon drei Leute.“ Solch einen Satz müsse Gaudl bringen, um genauso übellaunig zu argumentieren wie der Landrat. Das ginge aber an der Ernsthaftigkeit der Sache vorbei, zeige aber trotzdem, wie der Landrat Politik mache. Für Gaudl lebe dieser noch in der Welt der 1980er, wo ein Behördenleiter Anspruch auf Fahrer mit Dienstlimousine gehabt habe und der ÖPNV lediglich als notwendiges Übel für die vier „A“ gesehen wurde – für Auszubildende, Alte, Arme und Ausländer. Dass man aber auch im Vogelsbergkreis 40 Jahre weiter sei, wolle der Landrat trotz aller guten Argumente und der Veränderungen in den umliegenden Kreisen nicht verstehen, schreibt Gaudl.
Görigs fehlende Kenntnis und Beratungsresistenz könne man an einer weiteren Aussage von ihm erkennen. Man würde mit einem von der Vogelsbergbahn nach Frankfurt durchgebunden Zug Friedberg blockieren, wo 1000 Leute zusteigen wollen würden. Dies sei Unfug und Görig erkenne gar nicht das Potenzial einer Direktverbindung nach Frankfurt. Aufgrund der steigenden Mieten und Grundstückspreise zögen wieder vermehrt Familien in den Speckgürtel von Frankfurt, der mittlerweile sogar die Landkreise Fulda und Odenwald beinhalte, weil in diese gute Bahnanbindungen bestünden. Selbst der Landkreis Wetterau bemühe sich für die Horlofftal- beziehungsweise Niddertalbahn langfristig um Direktverbindungen nach Frankfurt. Hierbei würde der Landrat eine Trotzhaltung annehmen, die dem Vogelsbergkreis schade und potenzielle beziehungsweise notwendige Verbündete vor den Kopf stoße.
Um die Vogelsbergbahn gibt es politische Diskussionen. Archivfoto: Ungermann
Um die Vogelsbergbahn gibt es politische Diskussionen. Archivfoto: Ungermann
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„So wie Landrat Görig die ÖPNV-Unterstützer niedermacht, hat das vielleicht für die Autofahrer-Lobby Unterhaltungswert“, erklärt Gaudl und fragt danach, wer mit jemandem zusammenarbeiten wolle, der so argumentiere: „Die Wetterau, die ein eigenes Interesse hat, Züge nach Frankfurt durchzubinden, der Lahn-Dillkreis, der seine Züge in Gießen anhängt und von dort nach Frankfurt mitlaufen lässt oder die Stadt beziehungsweise der Landkreis Gießen, die die Vogelsbergbahn als Regiotram nutzen wollen? Alle diese Landkreise sind doch froh, wenn der Vogelsberger Landrat sagt: ‚Mit der Vogelsbergbahn können wir nichts Zusätzliches anfangen.‘ Diese können dann ohne Rücksicht auf den Vogelsberg ihre eigenen Ideen vorantreiben“, erläutert Gaudl. Leider verliere der Vogelsbergkreis dann auf ganzer Linie und werde einer Zukunftschance beraubt. „Denn eins muss auch der SPD, die noch den Landrat stellt, klar sein: Für eine A 49 wird sie zukünftig nicht gewählt, weil die zwar Hessen gut verbindet, aber die Demografieprobleme des Vogelsbergs nicht bekämpft. Ich möchte für eine SPD stehen, die den ÖPNV nicht als lästigen und teuren Schülertransport ansieht, sondern die Verkehrswende als Chance für die Bevölkerung denkt. Deshalb gehören Gutachten jetzt gelesen und nicht im Schrank weggesperrt. Diplomatie muss heute zu den Nachbarkreisen geübt und Emotionsausbrüche vermieden werden. Dann wird die Bevölkerung in 20 Jahren auch einen Mehrwert haben und nicht das Nachsehen“, konstatiert Gaudl.