Schutzgemeinschaft Gleental: Deges bricht Wort mit Baumfällarbeiten im Dannenröder Forst und Maulbacher Wald wegen Ausbau der A49
Von red/beg
In der Gemarkung "In der Meisebach" in Maulbach finden erste Vorarbeiten für den Bau der A49 statt. Foto: Gössl
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LEHRBACH - "Wortbruch", "intransparentes Vorgehen" und "die Öffentlichkeit in die Irre führen": Diese Vorwürfe erhebt die Schutzgemeinschaft Gleental in einer Pressemeldung gegenüber der Autobahngesellschaft Deges. Hintergrund sind die aus Sicht der Schutzgemeinschaft "großflächigen Baumfällarbeiten" in der Gemarkung "In der Meisenach" in Maulbach Mitte der vergangenen Woche. Und das, obwohl die Deges entgegen öffentlicher Verkündungen, Baumfällarbeiten für den Ausbau der Autobahn A49 bis zum kommenden Herbst auszusetzen, in den letzten vier Wochen im Dannenröder Forst und im Maulbacher Wald weiträumig gefällt habe.
Die Schutzgemeinschaft Gleental, Mitglied im Aktionsbündnis "Keine A49", musste mit Entsetzen feststellen, dass die Durchforstungen vornehmlich im Bereich der geplanten Trasse stattgefunden haben. Nach Meinung der Schutzgemeinschaft begehe die Deges hier Wortbruch und rode durch die Hintertür. "Hier wurden ja nicht nur ein paar Bäume gefällt, sondern Flächen im Hektarbereich. Außerdem wurde an mehreren Stellen der natürliche Aufwuchs komplett entfernt - das spricht ganz klar für Rodungsvorbereitungen für die Autobahntrasse", teilt der Vorsitzende Christoph Schulze-Gockel mit. "Wir wollen verstehen, wie dieses Vorgehen im Einklang mit der Ankündigung der Deges im letzten Oktober steht und erwarten eine Stellungnahme."
Damals habe das Unternehmen davon gesprochen, die für die Trasse der A49 notwendigen großflächigen Baumfällungen auszusetzen, bis die Wirtschaftlichkeitsprüfung des ÖPP-Verfahrens (Öffentlich Private Partnerschaft) und alle notwendigen naturschutzfachlichen Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich des Eingriffs in die Natur erfolgt seien. Bereits begonnene Maßnahmen zur Bauvorbereitung würden fortgesetzt und falls erforderlich würden dafür "vereinzelt Bäume gefällt", schreibt die Schutzgemeinschaft.
HINTERGRUND ZUM LEITUNGSBAU
Auf beziehungsweise über dieses Gelände "In der Meisbach" verlaufen Überland-Leitungen des Versorgers Avacon. Im Zuge des Baus der Autobahn müssen Strommaste versetzt werden. Am Mittwoch erklärte Michaela Fiedler, Pressesprecherin von Avacon, dass der "Baubeginn für die zweite Jahreshälfte" geplant sei. Zuvor hatte sie schon erläutert, dass es beim Leitungsumbau leichte Verschiebungen der Maste gebe, da für den Autobahnbau die 110-kV-Leitung von Ohmtal nach Grünberg im Bereich zwischen Mast 5 und Mast 11 umgebaut werden müsse. Auf rund zwei Kilometern seien demnach sieben Maste betroffen, "die zum Teil standortgleich oder um einige Meter versetzt neu gebaut werden." Auch auf den Arbeitsablauf ging Fiedler ein. "Von dem Umbau betroffen sind sieben Maste. Die dazwischen verlaufenden Leiterseile müssen ausgewechselt werden." Das Ablegen der Leiterseile sei nicht immer zwangsläufig notwendig, jedoch werden gewisse Arbeitsflächen für den Seiltausch und zum Neubau der Masten benötigt, erläutert Fiedler. (beg)
Das "intransparente Vorgehen der Deges und des hessischen Verkehrsministeriums" führe die Öffentlichkeit in die Irre und zerstöre ihr Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit. Auf Nachfrage hieß es dort, dass im Maulbacher Wald keine Arbeiten an der Trasse stattfänden, sondern lediglich Vorarbeiten geleistet würden, um eine überirdische Stromleitung in den Boden zu verlegen. Dann erfuhren die Mitglieder des Aktionsbündnisses "Keine A49" allerdings, dass die Stromleitung nur vorübergehend abgehängt werde.
"Wir sind schockiert und traurig über die Baumfällungen", sagte Wolfgang Seim von der Vogel- und Naturschutzgruppe Maulbach, die ebenfalls zum Aktionsbündnis "Keine A49" gehört. "Aktuell klagt der BUND beim Bundesverwaltungsgericht gegen die Entscheidung zur Rücknahme des Planfeststellungsbeschlusses. Ein Ergebnis wird ab Mai erwartet. Bei einem Ausbaustopp wären diese ganzen Arbeiten nicht nötig - aber nun ist der Wald gerodet. Das kann nicht wieder rückgängig gemacht werden."
Dem Aktionsbündnis "Keine A49" zufolge sei ein Autobahnbau in Zeiten der Klimakrise ein "folgenschwerer Fehltritt": Die A49 werde verheerende Auswirkungen auf den Arten-, Natur, Trinkwasser- und Klimaschutz, den Wald und die Verkehrsentwicklung haben. Dazu komme die gesundheitsschädigende Lärmbelästigung für die Anrainer an der Trasse und mit der Rodung des "wertvollen Waldes auch ein Verlust von Heimat." Vieles davon sei den Bürgern hier gar nicht bewusst. "Das Aktionsbündnis setzt sich daher dafür ein, dass diese Themen sachlich und fachlich diskutiert werden", so Christoph Schulze-Gockel.