Digitalisierungskompass: Fast-Schlusslicht Vogelsbergkreis will aufholen
Er bietet für den Vogelsbergkreis - und viele andere ländlich strukturierte Kreise in Deutschland - wenig Überraschendes: der Digitalisierungskompass 2018 des Prognos-Institutes. Der Tenor: die ländlichen osthessischen Landkreise müssen aufpassen, dass ihnen die Städte und städtisch geprägten Landkreise bei der digitalen wirtschaftlichen Entwicklung nicht davoneilen.
Von oh
Die Digitalisierung in Deutschland schreitet unterschiedlich schnell voran.
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
VOGELSBERGKREIS - Er bietet für den Vogelsbergkreis - und viele andere ländlich strukturierte Kreise in Deutschland - wenig Überraschendes: der Digitalisierungskompass 2018 des Prognos-Institutes. Der Tenor: die ländlichen osthessischen Landkreise müssen aufpassen, dass ihnen die Städte und städtisch geprägten Landkreise bei der digitalen wirtschaftlichen Entwicklung nicht davoneilen. Das gilt insbesondere eben für den Vogelsbergkreis, der in der Gesamtbewertung abgeschlagen auf Platz 379 von 401 bundesdeutschen Landkreises gelandet ist. Zum Vergleich: Der Main-Kinzig-Kreis, der sein Breitbandnetz fast flächendeckend ausgebaut hat, liegt auf Platz 78. Er dürfte von der Nähe zum Rhein-Main-Gebiet profitieren. Die weiteren Nachbarkreise des Vogelsbergkreises schneiden fast alle ebenfalls deutlich besser ab - wenn auch nicht auf den vorderen Rängen: der Wetteraukreis erreicht Platz 75, der Kreis Gießen Platz 118, der Landkreis Fulda kommt auf Rang 173. Hersfeld-Rotenburg erreicht Platz 300. Lediglich der Schwalm-Eder-Kreis schneidet mit Rang 388 schlechter ab.
Auch wenn der Glasfaserausbau in der Gesamtbewertung nur mit rund 20 Prozent zu Buche schlägt - mit je weiteren 40 Prozent werden der digitale Arbeitsmarkt sowie die Informations- und Kommunikationsbranche gewertet - so bildet der Stand des Glasfaserausbaus doch das Fundament für alle weiteren digitalen Kennzahlen.
Die Kategorie "Digitaler Arbeitsmarkt" umfasst den Anteil "digitaler Impulsgeber" am Arbeitsmarkt erhoben - also der Berufsgruppen, die Digitalisierung in der Wirtschaft vorantreiben und umsetzen (etwa Informatiker, Produkt-Designer oder Ingenieure der Automatisierungstechnik). Kriterien sind der Anteil der IT-Auszubildenden an allen Auszubildenden oder die Anzahl der Stellenanzeigen für "digitale Impulsgeber".
In der Kategorie der Informations- und Kommunikationsbranche (IKT) wird ermittelt, welche Bedeutung die IKT-Branche für die Region hat, also ob sie den Standort prägt und ob sogar zu beobachten ist, dass Unternehmen und Organisation der Branche Cluster bilden. Kriterien sind etwa die Anzahl digitaler Patente pro sozialversicherungspflichtig Beschäftigtem und die Anzahl der Unternehmensgründungen in der IKT-Branche. Der Digitalisierungskompass 2018 ist nach Angaben seiner Herausgeber "ein wichtiges Beurteilungs- und Entscheidungsranking für all diejenigen, die im Umfeld der Digitalisierung gefordert sind"
Stadt-Land-Gefälle
Das Stadt-Land-Gefälle macht sich im Ranking des Prognos-Instituts deutlich bemerkbar. Den Spitzenplatz erreicht der Landkreis München, gefolgt von der Stadt München. Die Stadt Frankfurt landet auf Platz 11.
Auf der digitalen Deutschlandkarte des Prognos-Instituts, die das Handelsblatt veröffentlicht hatte, zählt der Vogelsbergkreis zu den weißen Flecken, von denen es noch reichlich gibt, in Deutschland.
Sehr wahrscheinlich ist es aber, dass der Kreis in den kommenden ein bis zwei Jahren, der aktuell noch mit fast komplett "netzlosen" Bereichen, wie dem Grebenhainer Ortsteil Metzlos zu kämpfen hat, um zahlreichen Sprossen auf der Digitalisierungsleiter nach oben klettert. Die kreiseigene Breitband-Gesellschaft Bigo und die Telekom bauen das Glasfasernetz derzeit kreisweit aus. Die Arbeiten sollen nach aktuellem Stand Mitte 2019 abgeschlossen werden.
Der schlechte Rang habe "ausschließlich mit der - noch - nicht guten Breitbandversorgung zu tun", erklärt Vogelsberg-Landrat Manfred Görig auf Nachfrage unserer Zeitung. "Bei anderen wirtschaftspolitischen Kriterien liegen wir 100 Ränge weiter oben." Der Breitbandausbau gehe jetzt "in großen Schritten" voran. Das betreffe in Kürze auch die direkte Anbindung von Glasfaser direkt zu den Unternehmen, Schulen und Rathäusern. "Nächstes Jahr bereits werden wir in diesem, für die Wirtschaft wesentlichen Bereich, deutlich besser dastehen", verspricht der Landrat.