(red). Wälder sind ein Wirtschaftsfaktor. Bislang hatten Kommunen ihre Wälder über Hessen Forst bewirtschaften lassen. Aus kartellrechtlichen Gründen ist das verboten...
VOGELSBERGKREIS. (red). Wälder sind ein Wirtschaftsfaktor. Bislang hatten Kommunen ihre Wälder über Hessen Forst bewirtschaften lassen. Aus kartellrechtlichen Gründen ist das verboten worden. Die Vorgaben des Bundeskartellamts seien ein Kahlschlag mit Folgen für die Kommunen, schreibt das Regierungspräsidium Gießen in einer Pressemeldung. Was also tun? Eine Antwort darauf lieferten mehrere Kommunen aus zwei Landkreisen. Sie haben sich zusammengetan, um Baumstämme gemeinschaftlich zu vermarkten. Im Rahmen seiner Sommer-Besuchsreihe informiert sich Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich in Nieder-Ohmen bei der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Vogelsberg-Burgwald (FWV VB) GmbH. Das RP Gießen hatte die GmbH genehmigt. Begrüßt wurde Ullrich gleich von fünf Bürgermeistern sowie dem neuen GmbH-Geschäftsführer Henning Boßmann.
„Über eine interkommunale Zusammenarbeit an dieser Stelle aktiv zu werden, das ist eine Variante, die nicht nur sehr gut ist, sondern als Vorzeigeprojekt vorbildlich“, betont Ullrich. Bislang gebe es im RP-Bezirk lediglich einen weiteren Zusammenschluss dieser Art unter den 101 Städten und Gemeinden. „Kommunen, die sich zusammenschließen, können dadurch eine Kompetenz erwerben, wie es alleine niemals möglich wäre.“
Nach dem Aus der Vermarktung durch Hessen Forst seit Jahresbeginn musste eine Lösung her. Für die Region Vogelsberg-Burgwald sei sie gefunden – mit der Möglichkeit der potenziellen Holzvermarktung auf einer Waldfläche von fast 29 000 Hektar. „Ich freue mich, dass wir mit der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Vogelsberg-Burgwald nun am Start sind“, sagt der Mücker Bürgermeister Andreas Sommer. Der aktuelle Holzboom sei keineswegs absehbar gewesen. „Zeitweise haben wir in der Vermarktung sogar draufgelegt.“ Der Bürgermeister von Herbstein, Bernhard Ziegler, ist selbst Waldbesitzer und habe sich bereit erklärt, die GmbH als Geschäftsführer federführend bei ihren ersten Schritten zu begleiten. Was am Anfang wenig aufwendig dargestellt worden sei, „hat am Ende doch sehr viel Zeit beansprucht“, wie er berichtet. Ende Dezember ist die Vereinigung in Lauterbach gegründet worden. Gründungsmitglieder waren die Forstbetriebsgemeinschaften Grebenhain, Marburg-Kirchhain, Westlicher Vogelsberg und Wetter.
Henning Boßmann heißt der neue Geschäftsführer, ist Förster mit abgeschlossenem Master-Studiengang und gebürtiger Niedersachse aus Wolfenbüttel. Die Distanzen zwischen den Wäldern werden eine der Herausforderungen sein. Von einem Ende des Waldgebiets zum anderen sind es rund eineinhalb Autostunden. Boßmann habe dafür eine Strategie. Massensortimente wie Fichten werden über eine Software vom Büro aus vermarktet. Zu den wertvolleren Laubhölzern fahre er selbst raus.