Ortstermin der Kandidaten der Vogelsberger Linken im Dannenröder Forst an der der A49-Baustelle.
VOGELSBERGKREIS. "Das Abholzen dieses alten und besonderen Dauermischwaldes ist vergleichbar mit dem Niederbrennen einer ganzen Nationalbibliothek", lautete das Fazit der beiden teilnehmenden Waldsachverständigen bei einem Ortstermin im Bereich der Baustelle der Autobahn A49 im Dannenröder Wald. Trotz großer Hitze nahmen 30 Personen auf Einladung der Vogelsberger Linken am Waldspaziergang mit anschließendem Austausch teil, wie einer Pressemitteilung zu entnehmen ist.
Ex-Förster Karlheinz Zulauf zeigte, wie stark die Durchschneidung des Waldes diesen schon geschädigt habe. Entlang der Trasse gebe es bereits serielles Baumsterben durch den ungewohnten Sonneneinfall und das Absinken der Wasserstände. "Stück für Stück werden wir diesen Wald weiter verlieren", ist Zulauf sicher.
Das Binnenklima des Waldes hat sich bereits stark verändert und der frühere Kühlungseffekt gegenüber dem Außenbereich habe schon deutlich nachgelassen. Die einst auch bei großer Hitze stets wasserführenden Bäche sind trockengefallen. "Wir sehen hier an einem Beispiel vor unserer Haustüre das ganze Bild einer durch Menschen verursachten Dürre", urteilte Landtagskandidatin Barbara Schlemmer. "Das lässt sich durch Aufforstung nicht ausgleichen. Das haben wir am Zustand einer Eichenanpflanzung besichtigt. Vergraste Steppe, dürre Bäume. Erst wird für teures Geld ein intaktes Ökosystem zerstört und dann werden für teures Geld sogenannte Ausgleichsmaßnahmen gepflanzt. Oft nicht gut gepflegt und selten kontrolliert. Das ist schlimme Augenwischerei."
Matthias Riedl, Direktkandidat der Linken für den Vogelsbergkreis, zeigt sich erschüttert: "Was man hier am eigenen Leib spürt, ist schon heftig: Diese Hitze an der Trasse ist kaum auszuhalten und im Wald dagegen ist es so angenehm. Alle, die solche Entscheidungen treffen, oder den Autobahnbau wollen, müssten hier mal herkommen und sich diesem Eindruck stellen. Hier spürst du, was fürs Leben wichtig ist und was es zerstört."
Sabine Leidig, Verkehrsexpertin und Landratskandidatin der Linken im Vogelsbergkreis, machte deutlich, dass der Ausbau von Autobahnen zusätzlich zu den ökologischen Schäden riesige Löcher in die öffentlichen Kassen reiße und sozial ungerecht sei: "Diese neue A49 wird mehr als zwei Milliarden Euro verschlingen. Für eine halbe Milliarde könnten in Hessen ein ganzes Dutzend Eisenbahnstrecken reaktiviert werden - da könnte auch viel mehr Güterverkehr auf die Schiene." Jetzt sollen allein in Hessen 20 Autobahnabschnitte ausgebaut werden - das werde mindestens vier Milliarden Euro kosten. Dabei sei klar, dass Verkehr reduziert werden müsse, sonst würden die Klimaschutzverträge nicht erfüllt. "Wir brauchen das Geld für mehr gute Bus- und Bahnverbindungen im ganzen Land. Für sichere Fuß- und Radwege, für kommunales Car-Sharing und für die Verknüpfung von all dem. Für den sozial-ökologischen Umbau eben."
Alle drei Kandidierenden ließen keinen Zweifel daran: Die Linke wird sich weiter auf allen möglichen Ebenen für eine klimagerechte und soziale Verkehrswende einsetzen. "Für mich persönlich ist es eines der zentralen politischen Anliegen", so Schlemmer abschießend.