Eigentlich wollte ich einen Artikel über meinen Urlaub auf Sylt schreiben, der für vergangene Woche geplant war. Ein paar schöne Tage am Strand mit meinen Freundinnen in...
VOGELSBERGKREIS. Eigentlich wollte ich einen Artikel über meinen Urlaub auf Sylt schreiben, der für vergangene Woche geplant war. Ein paar schöne Tage am Strand mit meinen Freundinnen in unseren letzten Sommerferien, das klingt doch wunderbar. Die Realität sah leider anders aus.
Aufgrund des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL vom 23. bis 25. August sind nicht nur die von uns gebuchten, sondern auch viele weitere Zugverbindungen ausgefallen, sodass wir unseren Urlaub leider nicht antreten konnten.
Diese Umstände haben mich persönlich sehr nachdenklich werden lassen, weil ich keinen Führerschein habe und der in solchen Fällen einiges leichter machen würde. Einfach wann immer du möchtest ins Auto zu steigen und dahin zu fahren, wohin du willst – das muss Luxus sein.
Ein Luxus, dem in Deutschland wohl die meisten Menschen nachkommen können.
Immer mehr Jugendliche, besonders auf dem Land machen nun mal schon mit 16/17 Jahren ihren Führerschein, ein Großteil bekommt sogar zum 18. Geburtstag ein eigenes Auto, sodass einige meiner Mitschüler und Mitschülerinnen alleine mit ihrem eigenen, oder dem Auto der Eltern zur Schule fahren. Für die Umwelt sehr kritisch, doch in Anbetracht einiger Umstände auch verständlich.
Eine Freundin von mir, die in Altenschlirf lebt, berichtet mir von Busverbindungen, die nur zwei Mal am Tag durch ihr Dorf fahren, sodass sie teilweise von Herbstein nach hause laufen muss; auch, weil die Anruf-Linien-Taxis oft gar nicht erscheinen. Gerade deshalb ist wohl das Auto eine flexible Alternative, die mehr Freiheiten und Selbstbestimmtheit bietet und die Mobilität für Jugendliche auf dem Land erheblich erleichtert.
Klar, es ist ganz selbstverständlich, dass in Lauterbach und Alsfeld keine S- und U-Bahnen fahren, die du alle drei Minuten nehmen kannst, um von A nach B zu kommen, wie es etwa in größeren Städten wie Frankfurt oder Köln der Fall ist. Zwar gibt es immerhin in jedem größeren Ort einen Bahnhof mit Zugverbindungen nach Fulda und Gießen und in fast jedem Dorf eine Bushaltestelle, trotzdem sind Jugendliche vor viele Probleme gestellt, wie überfüllte Busse, mangelnde Verbindungen, unzuverlässige Taxis, Wartezeiten etc.
Auch die Finanzen bringen neue Herausforderungen. So müssen die Busfahrkarten ab der Oberstufe selbst bezahlt werden, weil keine Schulpflicht mehr besteht. Außerdem kostet es ohne Busfahrkarte schon mehr als 5 Euro, um nur einmal nach Fulda zu fahren, was für viele Jugendliche sehr teuer ist, schließlich gehen die meisten von uns noch zur Schule und arbeiten nur nebenbei.
Ich persönlich habe es im Vergleich zu meinen Freundinnen und Freunden oft ziemlich gut, weil ich in Lauterbach lebe. Hier kann ich mehr oder weniger alles zu Fuß erledigen und bin da sehr flexibel, ohne auf den Bus warten zu müssen oder gefahren zu werden. Auch das Fahrrad stellt eine große Erleichterung dar, da somit auch etwas längere Strecken, die nur sehr zeitaufwendig zu Fuß zurückgelegt werden können, kein Problem mehr darstellen.
Leider sind uns als junge Menschen oft die Hände gebunden. Zwar konnte ich im Rahmen meiner Zeit als Abgeordnete im Kreisjugendparlament auch den Fahrgastbeirat besuchen und solche Probleme äußern, jedoch konnten dort primär nur Verbesserungsansätze getätigt werden, wenn es beispielsweise darum ging, dass Busse nicht fahren. So ist und bleibt es wohl ein Dilemma, nachhaltig, flexibel und kostengünstig auf dem Land mobil zu sein.