Hoffen auf das blaue Licht

(red/an). Seit dem Workshop zum „Forschungsschwerpunkt Wildunfallprävention“ der Bundesanstalt für Straßenwesen am 26. Juni verweigere Hessen Mobil seit Oktober die...

Anzeige

VOGELSBERGKREIS. (red/an). Seit dem Workshop zum „Forschungsschwerpunkt Wildunfallprävention“ der Bundesanstalt für Straßenwesen am 26. Juni verweigere Hessen Mobil seit Oktober die Ausstellung weiterer Nutzungsverträge, die den Jägern bisher erlaubten, Wildwarnreflektoren (kurz: WWR) an Leitpfosten anbringen zu dürfen.

Dies berichten der Tier- und Naturschutzverein (Tina) Unterer Vogelsberg und der Landesjagdverband. Grund sei, wie Barbara Bausch von Tina erklärte, das Ergebnis des Workshops, auf dem zwei Untersuchungen vorgestellt wurden. Tenor der Veranstaltung: WWR funktionierten nicht. Doch damit will sich Barbara Bausch, Initiatorin des Projekts „Wildwarnreflektoren im Vogelsberg“, nicht zufriedengeben. Ziel der Reflektoren sei es, Tiere, die sich auf die Straße zubewegen, in dem Moment zu „bremsen“, in dem ein Fahrzeug passiert. Treffe Scheinwerferlicht auf den Reflektor, strahle dieser einen Teil des Lichts in Richtung Straßenrand/Feld ab und blende die Tiere für einen kurzen Augenblick. „Naturgemäß verhoffen (verharren) sie aufgrund des plötzlichen optischen Reizes für ein paar Sekunden“, so Bausch.

Die erwähnten Untersuchungen machten lediglich einen kleinen Teil der in letzter Zeit durchgeführten Studien aus. Diese als der Weisheit letzten Schluss zu betrachten, hält Barbara Bausch für einseitig. Auf dem Workshop seien weder die zwischen 2008 und 2011 geführte Studie von Wolfgang Steiner, Magister an der Universität für Bodenkultur, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft in Wien, noch die im November 2016 erschienene Arbeit von Christian Trothe vom Institut für Wildbiologie Göttingen und Dresden auch nur angesprochen worden. Die Göttinger hätten vier Jahre lang Daten von 28 Strecken, davon 16 mit blauen Wildwarnreflektoren und zwölf mit Duftzaun, gesammelt und diese mit den Unfallzahlen aus den Jahren zuvor verglichen. Steiner sei genauso vorgegangen und wiederhole seither seine Versuche an immer anderen Strecken mit stets neuer Reflektortechnik. Beide Studien sowie Steiners fortlaufende Untersuchungen liefern laut Bausch kontinuierlich ein nahezu identisches Ergebnis: Unfallrückgänge auf den Strecken mit WWR bis zu über 80 Prozent.

Die Fachtagung Wildunfallprävention am 7. Dezember in Hannover könnte ein klärendes Licht auf die Situation werfen. Bausch und mit ihr Tierschützer und Jäger hoffen auf verstehendes Publikum, besonders unter den hessischen Entscheidungsträgern, denn rund 3000 Verletzte, davon zirka 600 schwer, 20 getötete Menschen und Sachschäden in Höhe von 500 Millionen Euro sprächen neben den 230 000 Tieren, die oft eines qualvollen Todes sterben, eine deutliche Sprache dafür, dass Tierschutz und Verkehrssicherheit nicht aufs Spiel gesetzt werden dürften.

Anzeige

Der Landesjagdverband (LJV) Hessen hat Hessen Mobil bereits zur Rücknahme der Anweisung aufgefordert. Der LJV riet jedoch allen Revierpächtern und Hegegemeinschaften, bis zur Klärung keine weiteren Wildwarnreflektoren anzuschaffen. Hessen Mobil erklärte auf eine diesbezügliche Anfrage, dass für eine Beantwortung die Einbindung der Zentrale in Wiesbaden erforderlich sei.