Diakonie: Nachgefragte Helferin in Notlagen

Diakonie-Michaela Schindler und Leiter Fred Weissing stellten den Arbeitsbericht vor. Marianne Klotzbach

Arbeitsbericht 2022 des Diakonischen Werks Vogelsberg vorgestellt: Die Organisation meldet gleichbleibend hohe Zahlen in allen Arbeitsbereichen.

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VOGELSBERGKREIS. Das Diakonische Werk Vogelsberg stellte nun seinen Arbeitsbericht für das vergangene Jahr vor. Dessen Resultat: Die zahlreichen Angebote der Diakonie zur Beratung, Begleitung und Unterstützung wurden auch 2022 stark nachgefragt: So wie in den Beratungsstellen Alsfeld und Lauterbach und in der Einrichtung der Wohnungsnotfallhilfe "La Strada".Die Kontakthäufigkeit der einzelnen Klienten bleibt konstant hoch. Dies erklärt sich, laut des Berichts, durch Krisen beziehungsweise Notlagen in die Menschen geraten. Es ist von einer hohen Anzahl von Menschen zu berichten, die sich in schwierigen multiplen Lebenssituationen bewegen.

Auch in der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung sei die Nachfrage konstant hoch. Hier konnten unter anderem Zuschüsse aus der Bundesstiftung "Mutter und Kind" beantragt werden. Es handelt es sich um eine einkommensabhängige Unterstützung (Bundesmittel) zur Erstlingsausstattung, die jedoch nicht zurückgezahlt werden muss.

Neben allgemeinen Fragen zu Schwangerschaft und Geburt, Elterngeld und Elternzeit, Kindergeld, Mutterschaftsgeld gehört auch die Hilfe und Unterstützung zur Vaterschaftsanerkennung und Sorgerecht, Unterhaltsansprüchen sowie die Beantragung stattlicher Hilfen zur Beratung dazu. 2022 fanden erneut regelmäßige Informationsveranstaltungen zu Elterngeld und Elternzeit statt."

Die Zahl der Frauen und Männer im präventiven Beratungssegment Gesundheitsförderung von Frauen / Familien sei stark angestiegen. Mit der Zielgruppe seien viele hoch psychisch Belastete erreicht worden. Bei diesen beratenen Müttern und Vätern wurde - zusätzlich zur Kurberatung - in vielen Fällen mindestens ein weiteres Angebot empfohlen.

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"Dies korreliert mit der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, in der eine zunehmende Belastung in allen Lebensbereichen beobachtbar wird, die sich vermehrt in psychischen Problemlagen widerspiegelt", heißt es im Arbeitsbericht.

Im Arbeitsbereich "Beratung von Tätern bei Häuslicher Gewalt", sei eine verstärkte Nachfrage zu beobachten gewesen. Durch den hohen Bekanntheitsgrad im Vogelsberg und die Netzwerkarbeit mit Behörden wie etwa der Polizei und dem Landkreis, suchten Ratsuchende auch als "Selbstmelder" die Beratungsstellen in Alsfeld und Lauterbach auf. Der Hauptanteil der Personen, die die Beratung wahrgenommen haben, sei durch Familiengerichte und Jugendamt vermittelt worden. Der Landkreis Vogelsberg und das Land Hessen unterstützen den Beratungsschwerpunkt.

Der größte Arbeitsbereich ist die Wohnungsnotfallhilfe. Menschen ohne festen Wohnsitz können in Alsfeld das Übergangswohnheim La Strada nutzen. Dort befindet sich auch die Fachberatungsstelle als Anlaufstelle für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, ein Tagesaufenthalt mit Küchennutzung und Betreutes Wohnen. Der Frauenanteil habe hier in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen (aktuell 30 Prozent). Als eine von nur wenigen Einrichtungen in Deutschland biete La Strada Unterkunftsmöglichkeiten für Männer, Frauen und auch Paare an. Das Mitbringen von Hunden sei ebenfalls möglich und senke hier die Eintrittsschwelle zusätzlich. Besonders zu erwähnen seien auch die Kontakte, die durch die Auszahlung der Tagessätze und die Bereitstellung von Bekleidung (Ausgabe aus der Kleiderkammer) bestehen. Daneben ist eine umfassende Nachbetreuung im Bereich des Betreuten Wohnens für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie zur Inklusion in die Gesellschaft notwendig. Besonders schwierig gestalte sich das Finden von geeignetem Wohnraum für wohnungslose Menschen, die wieder sesshaft werden möchten. Die Dauer des Aufenthaltes in der Einrichtung und der Beratungs- und Betreuungsbedarf verlängert sich aufgrund multipler Problemlagen und der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt weiterhin. Ein Förderverein ist unterstützend im Arbeitsbereich tätig.

Verfahrensberatung in der Flüchtlingsarbeit wird zentral in Lauterbach für den Großraum Lauterbach mit einer 50 Prozent-Vollzeitstelle angeboten. Hier konnte ab Oktober 2022 ein zusätzliches Gruppenangebot für geflüchtete Menschen installiert werden (Hilfestellung beim Schreiben von Bewerbungen und Lernen der deutschen Sprache).

Im Rahmen der Anerkennung als Familienzentrum (Land Hessen) findet seit April 2019 in den Räumen des Diakonischen Werks ein Familienfrühstück statt. Das Angebot richtet sich an alle Menschen/Familien, die andere kennenlernen, sich zu verschiedensten Themen austauschen oder informieren wollen. Die Treffen stehen in der Regel unter einem Thema und finden an dem Vormittag statt. Ab 2023 soll das Projekt "Leseförderung" starten.

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Des Weiteren entwickelten sich in Kooperation mit dem Jugendamt ab Sommer 2019, Angebote für Pflegeeltern im Bereich Schulung und Coaching, die auch in 2022 in bewährter Form fortgeführt werden konnten.

Ebenfalls gut nachgefragt und besucht, seien 2022 die Schwerpunkte Sozialberatung/ Allgemeine Lebensberatung und Ehe- und Paarberatung sowie die angegliederte Erziehungsberatung gewesen. In der Beratungsstelle Alsfeld bestehe eine sehr hohe Nachfrage (200 Personen) durch sogenannte "Tafelkunden", die hier beraten und an die Alsfelder Tafel nach erfolgter Einkommensprüfung weitergeleitet werden.

Eine große Herausforderung war auch 2022 die Pandemie, die die Diakonie mit ihren unterschiedlichen Facetten beschäftigt hatte. Hier konnte man im Laufe des Jahres zur Vor-Corona-Normalität zurückfinden. Die Methodenvielfalt in der Beratung hat nach diesen Erfahrungen zugenommen. Lediglich die "offenen Sprechstunden" gibt es in den Beratungsstellen nicht mehr. Diese wurden wegen besserer Planbarkeit und des Wegfalls von Wartezeiten durch feste Terminvereinbarungen ersetzt.

2023 soll abschließend ein letzter Trägerwechsel anvisiert werden, der besagt, dass das regionale Diakonische Werk eine hundertprozentige Tochter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wird.

Die Mitgestaltung der sozialpolitischen Landschaft im Vogelsbergkreis sei weiterhin ein wichtiger Auftrag und Anliegen des Diakonischen Werks Vogelsberg. So wird in über 40 kirchlichen, sozialpolitischen und gemeinwesenorientierten Gremien aus den vielfältigen Arbeitsbereichen mitgearbeitet. Daneben finden Informationsveranstaltungen in Schulen und Kindergärten statt.

Zusammenfassend lasse sich feststellen, dass es einen hohen Beratungsbedarf in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen des Diakonischen Werkes gab. Die Mitarbeiter hatten durchweg gut zu tun und haben an ihrer Leistungsgrenze gearbeitet, um den unterschiedlichsten Anfragen der Vogelsberger Bewohner gerecht zu werden.

Ausblickend kann mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass die Anfragen weiter zunehmen werden und auf eine gleichbleibende Anzahl von Mitarbeiter treffen werden. Die Ausfinanzierungen der Arbeitsgebiete ließen hier keine Stellenaufstockungen zu. Das diakonische Werk werde auch zukünftig "als verlässlicher Partner in sozialen Fragen vor Ort präsent sein und auf Augenhöhe mit den Ratsuchenden nach Lösungsoptionen suchen".