Eine Kurzgeschichte von Jan Mamay, 16 Jahre, aus Herbstein, dem kreativen Kopf von Geschichten, Rollenspielabenteuern und einem Star Wars Fan-Film...
VOGELSBERGKREIS. Die folgende Kurzgeschichte ist rein fiktiv, falls sich Namen oder Handlungselemente mit Personen oder Ereignissen aus der echten Welt Überschneiden ist dies reiner Zufall.
Oskar Bauthal war ein junger Autor, von 20 Jahren. Er hatte bereits drei Bücher veröffentlicht, und sein letzter Roman „Projekt 66“ wurde zum Bestseller. Seine Inspiration suchte er oft nur zuhause, in den eigenen vier Wänden. Aber für sein nächstes Buch, das ein Krimi werden sollte, der in den Bergen spielte, wollte er mal wirklich dort hin, wo sein Buch spielen sollte. Also wollte er einen Urlaub in den Alpen buchen. Unglücklicherweise war es zu dieser Zeit nicht sehr leicht, ein Hotel oder etwas in der Art zu finden, weil durch dieses Virus viele Einschränkungen herrschten. Aber nach langer Suche fand er ein Hotel, das noch ein Zimmer für ihn frei hatte. Natürlich war er wegen dieses Virus’ etwas verängstigt zu verreisen, aber er dachte, wenn er sich von den Leuten fernhält, passiert ihm schon nichts. Selbst, wenn ihm jemand zu nahekommen sollte: Es trugen ja fast alle Masken.
Als er dann nach einer langen Autofahrt von ungefähr sechseinhalb Stunden ankam, stand er inmitten von wunderschönen Bergen. Der Himmel war sehr klar an diesem Tag, daher konnte er auf einigen Bergen ganz klein sogar das Gipfelkreuz erkennen oder eher erahnen. Bei diesem Anblick sprudelten schon die Ideen in seinem Kopf. Er stellte sich sofort vor, wie seine Figuren hier herumliefen und seine bereits erarbeiteten Handlungen sich abspielten. Kurz lauschte er noch den Geräuschen der Natur, den Vögeln, die sangen, und dem Wind, der durch die Bäume wehte. Dann setzte er sich wieder auf den Fahrersitz seines Autos, lehnte sich über den Beifahrersitz, nahm sich seine Maske aus dem Handschuhfach und zog diese an. Er stieg aus, schloss die Tür und ging zum Kofferraum. Diesen öffnete er und nahm sein Gepäck. Dies war allerdings nicht sehr viel – ein kleiner Koffer und sein Rucksack, in dem auch sein Laptop zum Schreiben verstaut war. Mit dem Gepäck ging er dann in das Hotel.
An der Tür hing schon ein Schild, dass man auch bitte seine Maske tragen sollte, wenn man hineinkommt. Es war kein großes Luxushotel, aber es hatte hinter dem Eingang einen kleinen Aufenthaltsbereich und eine Rezeption. In dem Aufenthaltsbereich saßen zwei Leute, links ein Mann, der etwas mit dem Zeigefinger auf seinem Smartphone tippte, und rechts saß eine Frau, die tatsächlich gerade sein letztes Buch las. Er ging vor zur Rezeption, an der eine etwas beleibtere, ältere Frau in einem Dirndl stand. „Hallo, ich habe gebucht, für Oskar Bauthal.“ „Ach der Herr Bauthal, wir hab’n telefoniert.“ Sie hielt ihm einen Schlüssel hin und sprach weiter: „Ihr Zimmer ist die Nummer 18. Verrückte Zeiten, dieses Virus.“ Oskar nahm den Schlüssel und sagte: „Ja… verrückte Zeiten.“ Er ging die Treppe hinauf und durch einen Flur. Zimmer 15, Zimmer 16, Zimmer 17, und da war es: Zimmer 18. Er steckte den Schlüssel in die Tür und öffnete sie. Kurz blickte er nochmal zu den anderen Zimmern und wunderte sich, wieso die Nummern nicht 5 bis 8, sondern 15 bis 18 waren. Wahrscheinlich, damit es nach mehr klang, dachte er, während er schließlich in sein Zimmer hineinging.
Er warf sein Gepäck auf das Bett und riss den Vorhang auf. Hinter dem Fenster sah er dann den schönen, von Bergen umrundeten See. In der ersten Nacht dort saß er bis 4 Uhr morgens auf dem Balkon und schrieb. In den nächsten Tagen lief er dann ein bisschen durch die Stadt, setzte sich irgendwo hin, wo er die Berge, den See und die Menschen dort sah, und dann schrieb er immer für ein paar Stunden. Mittlerweile sah es für ihn auch komisch aus, wenn Leute ohne eine Maske herumliefen. Das sollten seine Leser auch später bei dem Roman bemerken, denn er beschrieb seltener, wie die Gesichter seiner Figuren Emotionen ausdrückten als in seinen letzten Büchern. Natürlich schrieb er auch nicht den ganzen Tag, immerhin war er da, um auch selbst zu wandern und dort seine sogenannten Alltagsabenteuer zu erleben. An einem Tag ging er einen Weg, der durch einen Wald an einem Berg entlang neben dem See lag. Auf diesem Weg genoss er viele beeindruckende Ausblicke, an denen er immer einen kurzen Halt machte, um seine Ideen in einem Notizbuch niederzuschreiben. Ihm kamen nicht nur Ideen für sein aktuelles Buch, sondern auch andere Geschichten, die er als Kurzgeschichte oder als ganz neuen Roman erzählen könnte. Beispielsweise kam ihm beim Anblick eines Wasserfalls, der sich durch einen Berg schlängelte, die Idee für eine Geschichte, in der es um eine futuristische Unterwasserstadt ging.
An einem dieser Aussichtspunkte traf er einen mysteriösen Mann auf einer Bank. Oskar dachte sich nichts dabei und setzte sich neben den Mann, der an einem warmen Sommertag einen schwarzen Mantel und einen Hut trug. Noch während er sich setzte, fing der Mann an zu reden: „Junge, durch dieses Virus lernen die Leute, wieder die Dinge zu wertschätzen.“ Oskar holte etwas Luft und wollte auch etwas sagen, aber bevor ihm das möglich war, fing der Mann wieder an zu reden. „Plötzlich ist Klopapier der Heilige Gral, und ein Videoanruf ist der neue Unterricht. Anfangs dachte man, man könne sich nie an diese Masken gewöhnen, und jetzt beschwert man sich über Leute, die keine tragen. Noch ein guter Effekt ist, dass die Leute mehr auf ihre Hygiene und vor allem auch auf die Sicherheit anderer achten, weiterhin kann die Natur sich endlich mal erholen. Allerdings ist es schrecklich, dass dieses Virus für so viele Menschen so schlimm ist, oder noch schlimmer, tödlich ist. Das … macht mich sehr traurig.“
Oskar schaute kurz weg von dem Mann, zum See. Beide lauschten der Natur, in der Ferne sah Oskar ein kleines Boot, vermutlich ein Fischer. Während er noch auf das Boot konzentriert war, sagte der Mann: „Es war schön, mit dir zu plaudern.“ Oskar wollte zu ihm schauen, doch er war weg. Er schaute noch mal in alle Richtungen, aber der mysteriöse Mann war spurlos verschwunden.