Ausweg aus toxischen Beziehungen

Neben Referentin Svenja Beck (Mitte) beantworteten auch Klaudia Goerlich als Mitarbeiterin der Fachstelle gegen häusliche Gewalt des Vogelsbergkreises sowie Wolfgang Keller, Opferschutzbeauftragter der Polizei, Fragen aus dem Publikum. © Vogelsbergkreis

Svenja Beck, die Vorsitzende des Vereins "#T.o.B.e - Toxische Beziehungen überwinden", berichtet am Gewaltschutztag in Lauterbach aus eigenen Erfahrungen.

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VOGELSBERGKREIS. Es sind emotionale Worte, die unter die Haut gehen, und eine klare Forderung: "Wir dürfen nicht weiter schweigen, sonst ändert sich nichts", weiß Svenja Beck, die Vorsitzende des Vereins "#T.o.B.e - Toxische Beziehungen überwinden". Sie ist selbst betroffen, sehr authentisch ist daher ihr Vortrag, den sie anlässlich des Internationalen Gewaltschutztages in Lauterbach hielt. Eingeladen zu diesem Themenabend hatten der "Runde Tisch Gewaltschutz" und das Bündnis für Familie.

Moderiert wurde der Abend von Klaudia Goerlich von der Fachstelle gegen häusliche Gewalt, begrüßt wurden die rund 70 Gäste von Elisabeth Hillenbrand, der Beauftragten für Integration und Gleichstellung im Vogelsbergkreis.

Auf der Bühne ist die Zahl "113" zu sehen, die Fachstelle gegen häusliche Gewalt hat sie mithilfe von zahlreichen LED-Kerzen aufgestellt zum Gedenken an die 113 Frauen, die 2021 in Deutschland laut BKA von ihren Ehemännern oder (Ex-)Partnern umgebracht wurden.

Emotionale Schilderung

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Svenja Beck stellte an dem Abend die verschiedenen Phasen einer Beziehung mit einem Narzissten dar, beginnend mit der intensiven, rosaroten "Love-Bombing-Phase" bis hin zum sogenannten "Crazy-Making", sodass den Opfern jeglicher Glaube an sich selbst genommen wird. Auch bekannt unter dem Fachbegriff "Gaslighting". Auf diese Weise verdeutlichte sie, warum die Betroffenen sich oft so schwer damit tun, den Täter zu verlassen und dazu häufig mehrere Anläufe benötigen.

Der Referentin, die selbst psychische und massive körperliche Gewalt bis hin zu zwei Mordversuchen erlebt hat, gelang es, theoretisches Wissen über die Prozesse in Gewaltbeziehungen mit ihren eigenen Erlebnissen zu verknüpfen, was sichtbare Emotionen bei ihr selbst und beim Publikum auslöste.

Im zweiten Teil ging es dann um die Auswege aus einer Gewaltbeziehung. Svenja Beck fordert ein "Hinsehen". Als Freundin, Elternteil, Verwandte oder Ärztin solle man immer wieder die Hand reichen und diesen Frauen Hilfe anbieten. Beck appelliert ans Publikum: "Hört auf euer Bauchgefühl, das täuscht euch nicht".

Am Ende der Veranstaltung stehen neben Svenja Beck auch noch Wolfgang Keller als Opferschutzbeauftragter der Polizei und Klaudia Goerlich als Mitarbeiterin der Fachstelle gegen häusliche Gewalt des Vogelsbergkreises für Fragen zur Verfügung.