Der aktive Protest gegen den Bau des letzten Teilstückes der A 49 zwischen Stadtallendorf und Homberg geht in die zweite Runde.
Von gkr
Christoph Schulze-Gockel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Gleental, sieht gravierende Verstöße gegen den Planfeststellungsbeschluss. Foto: Krämer
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LEHRBACH - Der aktive Protest gegen den Bau des letzten Teilstückes der A 49 zwischen Stadtallendorf und Homberg geht in die zweite Runde. Natur erhalten, die Rodung von 110 Hektar Wald verhindern und ein Verkehrskonzept der Zukunft durch die Umplanung des letzten Teilstückes der A 49 erstellen, das forderten bei der zweiten Demo der Schutzgemeinschaft Gleental über hundert Teilnehmer auf Fahrrädern und Traktoren.
Sie waren zur Kundgebung auf den Vorplatz am Sportplatz in Lehrbach gekommen. Sie machten sich dann - mit Begleitung der Polizei - durch Lehrbach bis zur Kreisgrenze und danach auf der geplanten Trasse sozusagen "Luft". Mit Traktoren und Fahrrädern wurde die sofortige Umplanung der Trasse (VKE40) durch das Klima-, Trinkwasser- und Artenschutzgebiet in Mittelhessen eingefordert und auf die Gefahren für Mensch und Umwelt, die mit der Vernichtung des Waldes einhergehen, hingewiesen.
Bevor sich die Demonstration in "Bewegung" setzte, machte Christoph Schulze-Gockel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Gleental, deutlich: "In Zeiten, in denen junge Leute rund um den Globus für das Klima auf die Straße gehen und klimaschützende Entscheidungen der Politik dringend gefragt sind, sei ein solches Vorhaben, wie der Bau der A 49 in diesem Bereich schlicht unverantwortlich." Schulze-Gockel appellierte an die Beteiligten, das geplante Vorhaben aus Klimaschutzgründen grundsätzlich zu überdenken. Zudem seien bei dem Projekt gravierende Verstöße gegen den Planfeststellungsbeschluss erwiesen, insbesondere bei Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie.
DEMO-TEILNEHMER
Gute Chancen verspricht sich Dr. Wolfgang Seim aus Maulbach (Vogelschutzgruppe Maulbach) von den angelaufenen Diskussionen. Er hofft auf die Einsicht der Politik und die in voller Kraft stehende Klimadiskussion. Denn im Genehmigungsverfahren ist nach seiner Ansicht im Bereich der Ausgleichsmaßnahmen Sörnteich das "letzte Wort" noch nicht gesprochen.
Bereits zu Beginn des Flurbereinigungsverfahren kritisierte Landwirt Horst Böttner (Appenrod) die Trassenführung, die für seinen Betrieb alleine zu einem Verlust von fünf Hektar landwirtschaftlicher Fläche führe. Bei der Demo machte Böttner deutlich: "Wir sind nicht gegen Bau der Autobahn; aber wir sind gegen die Trasse durch Wald und Natur. Wir müssen alles versuchen, die Weiterführung der A 49 ab Stadtallendorf in Richtung Marburg und Gießen zu veranlassen." Das mache wirtschaftlich viel mehr Sinn, schaffe Industrieansiedlung. Es muss kein Wald und keine Natur geopfert werden. Der Wald sei wichtiger denn je. In Bayern wolle Ministerpräsident Markus Söder (CSU) 30 Millionen Bäume neu pflanzen, "in Hessen zerstören wir den Wald. Eigentlich nicht zu begreifen", sagte Böttner. (gkr)
Schulze-Gockel warnte davor, schon zum 1. Oktober mit den Rodungen der Waldflächen zu beginnen. "Das werden wir so nicht einfach hinnehmen." Deshalb sei ein "offener Brief" an den hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir (Grüne) verfasst worden. Der Planfeststellungsbeschluss soll wegen gravierender Verstöße im Verfahren zurückgenommen werden.
Im Gespräch wurde Christoph Schenck zu Schweinsberg, zweiter Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Gleental, deutlicher: "Wir haben an der 'juristischen Front' gearbeitet. In der kommenden Woche wird es einen Antrag auf Rücknahme des Planfeststellungsbeschlusses geben, der schon 2012 unter Missachtung einer geltenden EU-Richtlinie fehlerhaft gewesen sei." Gebe es keine Rücknahme, dann gibt es eine Klage, so Schenk zu Schweinsberg. Klar sei auch, die Ausgleichsmaßnahme am Sörnteich in Maulbach war nicht ordnungsgemäß. Deshalb dürfe nicht weitergebaut werden. Auch hiergegen gebe es ein Klagerecht. "Wir sind angetreten die Autobahn zu verhindern, koste es, was wolle - und wir hoffen, das bei der Politik die Vernunft eintritt", sagte Christoph Schenck zu Schweinsberg abschließend.